Landkreis Rosenheim: Bilanz des größten bayerischen Projekts zum Insektenschutz

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) präsentierte zusammen mit dem Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums auf der Ratzinger Höhe, Gemeinde Rimsting, jetzt die Ergebnisse der fünfjährigen Initiative „Natürlich Bayern – Insektenreiche Lebensräume“. Insgesamt 670 Hektar Fläche sind in 30 Einzelprojekten von den bayerischen Landschaftspflegeverbänden (LPV) insektenfreundlich gestaltet worden.

Wildinsekten finden dort nun heimische Pflanzen, die ihnen Nahrung, Schutz und Brutmöglichkeiten bieten. Dafür haben die LPV in Zusammenarbeit mit Kommunen, Landwirten und anderen Grundeigentümern die Flächen mit regionalem Saatgut aufgewertet oder neu angelegt. Der DVL koordinierte und begleitete das Projekt, welches vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) von 2018 bis 2023 gefördert wurde.

Dr. Christan Barth, Amtschef des StMUV, betonte: „Bayern setzt im Rahmen des Blühpakts Bayern vielfältige Maßnahmen für mehr Arten- und Insektenvielfalt um. Die Initiative ´Natürlich Bayern – Insektenreiche Lebensräume´ ist Bayerns größtes Blühpakt-Projekt. Insgesamt knapp drei Millionen Euro wurden vom Umweltministerium dafür bereitgestellt. Insektenschutz geht am besten gemeinsam. Je mehr Akteure sich für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen, desto mehr Artenvielfalt kann in Bayern entstehen. Ich danke dem DLV und den Landschaftspflegeverbänden für die gute Zusammenarbeit.“

„Der DVL und seine Landschaftspflegeverbände arbeiten drittelparitätisch. Das bedeutet, wir sind Zusammenschlüsse von Landwirten, Naturschützenden sowie Kommunalpolitikern, die sich gemeinsam für artenreiche Landschaftsräume einsetzen“, unterstrich DVL-Vorsitzende Maria Noichl, MdEP. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen, Wissen zu vermitteln, Erfahrungen im Gespräch auf Augenhöhe auszutauschen – das seien die Erfolgsfaktoren dieser Initiative. „670 Hektar aufgewertete Fläche, das entspricht knapp 1.000 Fußballfeldern“, berichtete DVL-Projektmanager Dr. Martin Sommer. 90 Prozent davon waren Wiesen und Säume, der Rest unter anderem Gewässerränder und Äcker. In vielen Fällen musste nur das Pflegeregime verändert werden, zum Beispiel gemäht statt gemulcht oder seltener gemäht werden. Bei Ansaaten wurde neben der Übertragung frischen Mähguts zertifiziertes Regio-Saatgut oder per Bürstmaschine selbst gesammeltes Saatmaterial verwendet. „Dies garantiert, dass wir mit dem Projekt nur gebietsheimische Arten gefördert haben“, betonte Sommer.

Neben den Maßnahmen auf den Flächen berieten die LPV rund 300 teilnehmende Gemeinden, aber auch Landwirte, Kirchen und Gewerbebetriebe zur insektenfreundlichen Bewirtschaftung. Bei 82 Schulungen informierten sich zahlreiche Bauhöfe in Theorie und Praxis über insektenfreundliche Flächenpflege. „Gemeinsam wurde überlegt, welche Maßnahmen auf den Flächen möglich sind, und später die Ergebnisse begutachtet“, erklärte Beate Krettinger, Projektleiterin des DVL. „Einzelne Bauhöfe und Landwirte haben sogar insektenschonende Balkenmäher auf eigene Kosten angeschafft.“ Um diesen gemeinsamen Weg weiter zu beschreiten, stellte der DVL die vielfältigen Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen und leitete daraus Handlungsempfehlungen für Kommunen und Landnutzer ab. Manchmal erreicht man mit einer Veränderung bei Mahdhäufigkeit und -zeitpunkt, dass im Boden vorhandene Pflanzensamen wieder keimen. In anderen Fällen ist es nötig, artenärmere Standorte mit Mahdgut von einer artenreichen Fläche bunter zu gestalten. Zudem halfen Maschinenvorführungen dabei, Praktiker von einer insektenfreundlicheren Technik zu überzeugen.

Die Praxisempfehlungen sind in der Broschüre „Mehr Insektenvielfalt. Aber wie? Praktische Erfolgsmodelle der Landschaftspflege“ zusammengefasst. DVL-Vorsitzende Noichl überreichte im Rahmen der Abschlussveranstaltung von NATÜRLICH BAYERN das erste Exemplar symbolisch an Amtschef Dr. Barth. Interessierte finden die Broschüre und weitere Informationen online unter www.natuerlichbayern.de.

 

Fotot (von links): Georg Reinthaler (1. Bürgermeister Gemeinde Eiselfing, Vorsitzender des LPV Rosenheim), Gaby Müggenburg (LPV Rosenheim), Landrat Otto Lederer, Konrad Schinkinger (Landwirt), Maria Noichl (EU-Abgebordnete, DVL-Vorsitzende), Markus Höper (LPV Rosenheim), Dr. Christian Barth (Amtschef Bayer. Umweltministerium) und Beate Krettinger (DVL).