Sondierung: Bauarbeiten der Bahn am Rangierbahnhof Mühldorf dauern bis Dezember an

Zwei Fliegerbombenfunde innerhalb von acht Tagen: Das ist selbst für die Stadt Mühldorf, in der regelmäßig Sprengkörper entschärft werden müssen, eine Besonderheit. Die beiden Fliegerbomben wurden am 3. und 10. September im Rahmen von Gleisbauarbeiten am Rangierbahnhof entdeckt (wir berichteten). Da die Bauarbeiten der Deutschen Bahn noch bis Mitte Dezember andauern, sind weitere Funde nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: „Angesichts der tausenden Bomben, die im Jahr 1945 das Bahnhofsgelände zum Ziel hatten, müssen wir jederzeit mit weiteren Funden rechnen“, sagt Dr. Benedikt Burkardt, Geschäftsbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung und Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt Mühldorf.

Am 19. März und am 20. April 1945 hatten amerikanische Luftstreitkräfte die Stadt Mühldorf angegriffen. Insgesamt fielen über 6.000 Sprengbomben mit einem Gesamtgewicht von über 1.000 Tonnen auf den Bahnhof von Mühldorf und die obere Stadt. Wie viele Bomben damals nicht detonierten, ist nicht bekannt.

Mit einem Gewicht von rund 50 Kilogramm gehörten die zuletzt entdeckten Fliegerbomben zu den kleineren ihrer Art. Zum Vergleich: Die Fliegerbombe, die im November 2021 in der Nähe der Harthauser Straße in Mühldorf-Nord entdeckt worden war, wog 500 Kilogramm. Da sich die Größe eines möglichen Evakuierungsradius an der Sprengkraft orientiert, fiel der gefährdete Umkreis mit 150 Metern dieses Mal deutlich kleiner aus als im November 2021, als Menschen im Umkreis von einem Kilometer um den Fundort evakuiert werden mussten.

Im 150-Meter-Umkreis der jüngsten Fundorte befand sich keine großflächige Wohnbebauung. „Wir hatten zweimal Glück“, sagt Dr. Burkardt. „Uns ist aber bewusst, dass es in den nächsten Wochen und Monaten kurzfristig auch zu einer großräumigen Evakuierung kommen kann. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hat sich auf mögliche Szenarien vorbereitet, um im Ernstfall möglichst schnell reagieren zu können. Wir bitten die Bevölkerung im Fall der Fälle den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen und sich bereits im Vorhinein Gedanken darüber zu machen, worauf Sie bei einer Evakuierung nicht verzichten können, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente.“

Die Bauarbeiten im Bereich des Güterbahnhofs werden laut Mitteilung der Bahn bis zum 16. Dezember andauern. Unter anderem werden Gleise sowie mehrere Weichen am sogenannten unteren Ablaufberg erneuert. Die Arbeiten wurden mit den Gleisen 19 und 20 (südlicher Teil) begonnen und werden Stück für Stück bis zum Gleis 33 (nördlichstes Gleis) fortgesetzt. „Alle Arbeiten werden weiterhin baubegleitend sondiert“, teilt die Bahn mit. „Auch im Vorfeld im Rahmen der Planung haben bereits Kampfmittelerkundungen stattgefunden.“

Grafik oben: Der Baubereich (rot markiert) beginnt in westlicher Richtung auf Höhe des Media-Markt und reicht in östlicher Richtung bis an den Rand des SMR-Betriebsgeländes. Bild: Deutsche Bahn