Möglichkeiten einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Wasserburg diskutiert

Beim jüngsten, offenen Stammtisch der Wasserburger SPD war mit dem neuen „Heizungsgesetz“ und der hitzigen, gesellschaftlichen Debatte darüber genügend Zündstoff geboten – bei nahezu tropischen Temperaturen.

Dr. Martin Heindl, Stadtrat und Mitglied im Klimaschutzdialog Wasserburg (im Bild unten), führte in seinem sachkundigen Eingangsreferat die zahlreichen Gäste in die wesentlichen Linien der Thematik ein. Für eine angemessene Einstufung hielt Dr. Heindl fest, dass der diskutierte Entwurf des neuen Gebäudeenergie-Gesetzes (GEG) allein eine Novelle des bereits seit Jahren existierenden Gesetzes darstelle.

Zentraler Ansatz sei die Vorverlagerung um ein Jahr gewesen, „um nach einem 16 Jahren klimapolitischen Stillstand eine nun endlich ambitioniertere Klimaschutzpolitik anzugehen“.

Dr. Heindl räumte mit dem Mythos auf, dass ab 2024 funktionierende Heizungen oder Heizkörper ausgetauscht werden müssten. Bereits bisher seien alle 30 Jahre die Heizungen auszutauschen gewesen, maßgeblich war/ist die Prüfung seitens der Kaminkehrer. Derartige Investitionen seien immer schon aufwendig gewesen, Kritiker würden dies offenkundig ausblenden. Nur bei Neubauten greife das neue GEG bereits ab 2024.

Jenseits der diskutablen technischen Details der Regelung führe die gesellschaftliche Debatte eindrücklich vor Augen, wie Klimaschutz, wie Politik generell in der deutschen Gesellschaft (nicht) funktioniere, so der Referent.

AfD und nahestehende Kreise würden den menschen-gemachten Klimawandel entgegen der klaren Faktenlage leugnen – für andere sei es „bereits zu spät“, um gegenzusteuern oder Deutschland/Europa „zu unbedeutend“, um das Weltklima maßgeblich zu beeinflussen.

Populismus, Defätismus, Whataboutism und unsachliche Kampagnen bestimmter Presseorgane („Habecks Heizungs-Hammer“) würden den Boden für eine seit Jahren nicht mehr erlebte Polarisierung der Gesellschaft bereiten, hieß es bei der SPD in Wasserburg deutlich.

Hier sei zu berücksichtigen, dass 30 Prozent der deutschlandweiten CO2-Emissionen auf den Gebäudesektor entfallen, hier gelte es folgerichtig anzusetzen. Das sich nun abzeichnende Gesetz stelle einen demokratie-typischen Kompromiss dar, mit dem niemand zu 100 Prozent zufrieden sei – ob Umweltschützer oder Klimaleugner.

Bezeichnend für eine zutiefst gespaltene Gesellschaft sei aber ganz grundsätzlich, dass viele Menschen Abstriche an Maximalpositionen und vermittelnde Lösungen nicht mehr akzeptieren könnten. Weder der freie Markt, noch eine massive Verbotspolitik könne die Lösung darstellen Anzuraten sei auch dringend eine verbesserte Kommunikation der politischen Akteure.

Das Fazit der SPD in Wasserburg:

Die Ampelkoalition sei wahrlich keine Liebesheirat, aber im aktuellen Bundestag alternativlos, auch unter dem Aspekt einer engagierten Umweltpolitik.

In den Verhandlungen habe es die SPD geschafft, wirksame, soziale Abfederungen einzubeziehen – wie eine großzügige Förderung (bis zu 70 Prozent der Aufwendungen), Ausnahmen für Geringverdiener, die Deckelung der Umlage der Investitionskosten auf die Mieter (maximal 0,50 € / Monat) und längere Übergangsfristen.

Als größter Erfolg sei herauszustellen, dass es zukünftig eine verpflichtende, kommunale Wärmeplanung geben werde (Großstädte bis Ende 2026, Kleinstädte bis Ende 2028).

Vor Ort sei am besten zu entscheiden, ob Geothermie, ein Wasserstoffnetz oder eine kommunale Nah- und Fernwärmeversorgung der optimale Weg seien.

Wenn die behördliche Vorarbeit geleistet sei, könne jeder Hausbesitzer seine Investition den Gegebenheiten anpassen und sich auch für eine Wärmepumpe entscheiden. Auch Hybrid- oder Holzpelletheizungen seien nunmehr zulässig – die von der FDP geforderte Technologieoffenheit könne ernsthaft nicht in Frage gestellt werden.

In der sich anschließenden, engagierten Diskussion beim SPD-Stammtisch wurden insbesondere die Möglichkeiten für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Wasserburg erörtert.

Es kristallisierten sich mehrere Projekte heraus: Erkundung der Möglichkeiten von Tiefengeothermie, Solardächer auf diversen öffentlichen Gebäuden oder Parkplätzen, Nutzung der Abwärme der örtlichen Industrie – was seitens der Stadtverwaltung und der Stadtwerke unverzüglich angegangen werden sollte …

So der Tenor. Als entscheidend wurde nach Auffassung der Diskutanten neben technischer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeits-Aspekten der klare, politische Wille, schnell und kraftvoll umzusteuern, eingestuft.

Bisherige Prozesse würden deutlich zu langsam anlaufen, hier kämen andere Städte, aber auch Staaten schneller voran.

Bürokratie-Hindernisse seien zu beseitigen.

Die Kommunikation auf allen Ebenen sei deutlich zu verbessern, denn die Einbindung der Bevölkerung sei zentral.

Positiv herausgehoben wurde die Option, ein kostenfreies Basis-Beratungsgespräch mit dem Klimaschutzberater der Stadt, dies müsse immer wieder beworben werden.

wu