Wasserburger „Bürgerspiel" nach 2009 erneut unter den Preisträgern - Verleihung gestern in Bad Endorf

In „Marias Kino“ in Bad Endorf wurde gestern der Kulturpreis des Landkreises Rosenheim verliehen. Der Landkreis lobt diese Auszeichnung für Kulturschaffende seit 1985 aus –  zunächst in zweijährlichem Rhythmus und seit 2008 jährlich. Am gestrigen Abend erhielt der Söchtenauer Künstler Christian Heß (Mitte) den Kulturpreis 2025. Im Kurfilmtheater Marias Kino in Bad Endorf ehrte Landrat Otto Lederer außerdem die jungen Violinistinnen Bernadette Pihusch und Clara Neidenberger mit dem Kulturförderpreis. Besonders erfreulich für den Altlandkreis Wasserburg: Der Kultursonderpreis 2025 ging an den Theaterkreis Wasserburg für das „Bürgerspiel 2024″ mit der Inszenierung „Früher war’s auch nicht besser“. Einen weiteren Sonderpreis erhielten Stefan Kröll und der Trachtenverein „D´Mangfalltaler“ Westerham. Die Laudationes sprach die Kulturreferentin des Landkreises, Anke Hellmann (wie kurz berichtet).

In seiner Begrüßung zeichnete Landrat Lederer kurz die Geschichte des Kulturpreises nach, welcher seit 40 Jahren vom Landkreis Rosenheim an Kulturschaffende verliehen wird. Er hob zudem hervor, welche Rolle der Preis für die Kulturentwicklung im Landkreis spielt: „Ich kann behaupten, dass wir damit die Kulturszene im Landkreis nachhaltig unterstützen.“ Der Landkreis Rosenheim verstehe sich als „Kulturlandkreis“, so Lederer weiter. Einen besonderen Platz nimmt zudem der Kulturförderpreis des Landkreises ein: „Das ist für mich eine ganz bedeutende Auszeichnung. Damit zeichnen wir junge Talente aus und unterstützen sie zum Teil bis hin zu einer professionellen Karriere“, betonte Landrat Otto Lederer in seiner Ansprache. Nicht wenige der ehemaligen Kulturförderpreisträger haben inzwischen eine professionelle Musikkarriere erreicht.

Der Bürgermeister von Bad Endorf, Alois Loferer, ging in seiner Begrüßung kurz auf die Geschichte von „Marias Kino“ ein. Dieser Kinosaal, der sich das romantische Ambiente der späten 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts bewahren konnte, gehe auf eine Initiative von Maria Stadler zurück, die in Endorf unbedingt ein Kino habe haben wollen und sich die hierfür erforderlichen Kosten förmlich „vom Mund abgespart“ habe. Auch die Krise des „Filmtheaters“, die durch die umfassende Verbreitung des Fernsehens entstanden sei, habe Maria Stadler zu überstehen vermocht. Und Loferer zeigte seine Freude darüber, dass das Kino überlebt habe, und das liege an den Menschen, die durch „ihren großen ehrenamtlichen Einsatz das Kino am Leben erhalten“. Bis heute biete dieses Kino immer wieder ein besonderes Programm und hier werde jeder fündig, der das Besondere suche.

Und so war es auch an diesem Abend. Das Besondere wurde geboten. Die beiden Preisträgerinnen des Kulturförderpreises, die Violinistinnen Bernadette Pihusch und Clara Neidenberger, zeigten mehrfach an diesem Abend Ausschnitte aus ihrem wirklich herausragenden Können.

Bernadette Pihusch ist 16 Jahre alt, lebt in Prutting und spielt seit ihrem zweiten Lebensjahr Violine. Zunächst lernte sie an der Musikschule in Rosenheim, besuchte später das Ignaz-Günther-Gymnasium und studiert seit 2019 am Mozarteum in Salzburg. Sie ist heute Stipendiatin am Leopold-Mozart-Institut für hochbegabte junge Musiker. Bei „Jugend musiziert“ hat sie bereits einen ersten Preis gewonnen.

Die Kulturreferentin des Landkreises Rosenheim, Anke Hellmann (links), hielt für Bernadette Pihusch nicht ohne Stolz die Laudatio. Anke Hellmann erwähnte, dass Bernadette Pihusch bereits auf einer Geige spielen durfte, die 1764 geschaffen worden sei und auf der auch Wolfgang Amadeus Mozart gespielt habe. Mittlerweile spiele Bernadette Pihusch auch bei den Bad Reichenhaller Symphonikern. Ihr musikalischer Lebensweg, meinte Hellmann, sei ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Talent, Disziplin und Ausdauer zum Erfolg führen könnten. „Möge Dein Wirken viele inspirieren“, schloss Hellmann ihre Laudatio und Landrat Lederer konnte Bernadette Pihusch den Kulturförderpreis verleihen.

Anschließend wandte sich Hellmann der 20-jährigen Clara Neidenberger zu. Seit ihrem vierten Lebensjahrspiele sie Geige. Es sei ihr Vater gewesen, der ihr den Spaß und die Freude am Spielen dieses Instruments vermittelt habe. Zunächst habe sie an der Musikschule Rosenheim musikalischen Unterricht erhalten. Sie sei acht Jahre alt gewesen, als sie erstmalig einen ersten Preis im Regionalwettbewerb bei Jugend musiziert erhalten habe. Später sei sie Mitglied im Jugendorchester „Die Arche“ geworden und erhalte seit 2020 Privatunterricht am Mozarteum in Salzburg. Momentan besuche sie die Freie Waldorfschule in Prien, die sie mit der Abiturprüfung abschließen wolle.

Anke Hellmann zeigte sich höchst angetan vom künstlerischen Schaffen der jungen Musikerin und attestierte, sie sei „ein Vorbild für Zielstrebigkeit, Wissbegierde, Ausdauer und Neugier“. Landrat Otto Lederer stimmte in diese Begeisterung ein und verlieh den Kulturförderpreis an Clara Neidenberger.

Nach einer erneuten musikalischen Umrahmung durch die beiden Violinistinnen wandte sich Anke Hellmann den beiden Preisträgern des Kultursonderpreises zu: nämlich zum einen an Stefan Kröll und dem GTEV „D’Mangfalltaler“ Westerham die den Kultursonderpreis für die Inszenierung des Stücks „Heimatspektakel – A wuide Gschicht“ und zum anderen an den Theaterkreis Wasserburg für die Inszenierung des Bürgerspiels „Früher war’s auch nicht besser“, das 2024 auf dem Platz hinter der Frauenkirche in Wasserburg aufgeführt worden war. 

Hellmann wandte sich zunächst dem „lebendigen Musiktheater Heimatspektakel“ zu. Es sei ein „theatralisches Feuerwerk“ gewesen, das Stefan Kröll und D’Mangfalltaler auf die Bühne gestellt hätten. Die Aufführung hätte sich das im 18. und 19. Jahrhundert beliebte Haberfeldtreiben zum Thema genommen. Das Zelt, in dem das Stück aufgeführt worden sei, habe 2.500 Besucher fassen können und sei vollkommen ausverkauft gewesen. Es habe ein „authentisches Bild der Kultur“ vermittelt, ohne die Traditionen zu vernachlässigen, schloss Hellmann ihre Laudatio.

Dann wandte sie sich den Wasserburgern zu. Die Neuauflage des Bürgerspiels, das 2023 aufegführt werden sollte, konnte erst 2024 realisiert werden, da die Corona-Pandemie eine Verschiebung erforderlich machte. 

Der Vorsitzende des Theaterkreises, Sepp Christandl, habe seinerzeit die Idee des Bürgerspiels ein „Himmelfahrtskommando“ genannt. Er und der Spielleiter sowie Autor des Bürgerspiels, Christian Huber, hätten auch die Idee umgesetzt, die Rolle der Innschifffahrt, die für Wasserburg immer sehr bedeutend war, direkt in das Spiel zu integrieren. Und so habe man eine Innplätte zum Spielort hinter der Frauenkirche transportiert und in das Bühnenbild integriert. Hilmar Henjes vom Theater Wasserburg habe das Bühnenbild mit gestaltet, die Stadtkapelle Wasserburg habe die musikalische Umrahmung geschaffen und dann hätte man, unterstützt durch zahlreiche Sponsoren und die Stadt Wasserburg, das Bürgerspiel „Früher war’s auch nicht besser“ in Szene setzen können. Zwölfmal sei das Stück aufgeführt worden, die Veranstaltungen seien schon im Vorfeld ausverkauft gewesen. 130 Mitwirkende hätten in dem Stück mitgespielt. Leider durften an diesem Abend nur 15 Mitwirkende erscheinen, denn das Platzangebot in Marias Kino war sehr begrenzt.

Anke Hellmann würdigte die Aufführung des Theaterkreises Wasserburg in besonderer Weise. Man habe Menschen mit körperlichen Einschränkungen in das Spiel integriert, man habe das Thema Frauenrechte und -emanzipation zum Leitthema erkoren und in besonders humorvoller Weise umgesetzt. Hellmann schloss ihre Laudatio mit den Worten: „Der Theaterkreis Wasserburg versteht sein Handwerk“ und für dieses besondere ehrenamtliche Engagement erhalte der Theaterkreis den Kultursonderpreis 2025.

Zum Abschluss der offiziellen Preisverleihung wandte sich Anke Hellmann dann dem Träger des Kulturpreises 2025, Christian Heß, aus Ullerting in der Nähe des Simssees zu. Der 52-jährige Künstler sei seit 1998 bei „Marias Kino“ aktiv und spätestens jetzt ahnte der unbedarfte Zuschauer, warum diese Preisverleihung in Bad Endorf stattfand.

Christian Heß überzeuge in seinen künstlerischen, sehr häufig auch bildhauerischen Werken, durch eine hohe ästhetische Tiefe, sie seien nicht selten diffizil gestaltet. Christian Heß lote Grenzen aus und entwickle gerne eine spielerische Spannung. Der Künstler, der regelmäßig in der Städtischen Galerie Rosenheim, aber auch in München und Berlin seine Werke ausstelle, sei unter anderem beim AK 68 in Wasserburg ein gern gesehener Gast, der auch kürzlich wieder bei Ausstellungen präsent gewesen sei. 

Und für sein langjähriges, vielseitiges, erfolgreiches Wirken mit einer großen überregionalen Strahlkraft verleihe ihm nun der Landkreis den Kulturpreis 2025.

Christian Heß freute sich ebenso wie alle anderen Preisträger über die Auszeichnnung.

In Marias Kino war ein großes Buffet aufgestellt worden und die Besucher unterhielten sich noch länger über diese gelungene Veranstaltung.

Es ist dem Landkreis Rosenheim gelungen, mehrere Sparten kulturellen Lebens zu honorieren. Diesmal waren es Musik, Theater und Bildende Kunst. Man kann dem Landkreis zu dieser Einrichtung nur gratulieren. Dass der Landkreis Rosenheim ein Kulturlandkreis sei, konnte an diesem Abend wieder einmal unter Beweis gestellt werden.

Der Kulturpreis ist mit 5.000 Euro dotiert, der Kulturförderpreis mit je 2.500 Euro und der Kultursonderpreis mit je 1.500 Euro.

PR

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