Ausstellung „noises from the other room“ in der alten Polizeiinspektion eröffnet

Sieben Kunstschaffende haben sich zusammengetan, in Wasserburg eine Ausstellung zu gestalten: Sie leben in Berlin, München und Wien, kennen sich aus dem Studium der Bildenen Künste und geben dem Wasserburger Publikum derzeit einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen. Am gestrigen Samstag war Eröffnung der Ausstellung beim AK68 in der alten Polizeiinspektion.

Wer ausschließlich Bilder oder Skulpturen erwartet hat, hat sich getäuscht. Denn die Künstler, Laura Leppert, Elena Kaufmann, Sarah Lehnerer, Mathias Reitz Zausinger, An Laphan, Jonas Höschl und Robert Lang, beschreiten neue Wege. Und wer in der Alten Polizei, wo die Ausstellung zu sehen ist, hofft, er könne, wie gewohnt, den langen Gang entlanggehen, um die Ausstellung zu erlaufen und zu erfahren, sieht sich schon wieder getäuscht. In der Mitte des Langen Ganges gibt es plötzlich eine Wand, die den Besucher dazu drängt, andere, neue Wege zu gehen. Und dabei erlebt man Vieles: Videoinstallationen, Audioinstallationen, Bilder mit Texten. In ihrer Ankündigung sagen sie es selbst: „Video, Sound, Text und Sprache thematisieren die verschiedenen Positionen gesellschaftlicher Nebenschauplätze“. Die Künstler wollen mit dieser Ausstellung einen Resonanzraum schaffen, „in dem Stimmen proben, driften, verschwinden und wiederkehren“.

Insgesamt 18 Objekte können erlebt und erfahren werden. Wer in diese Ausstellung eintauchen möchte, sollte sich aber Zeit mitbringen: Allein die acht Videoinstallationen dauern insgesamt knapp 100 Minuten. Der Besucher erfährt aber Vieles: An Laphan, Deutsch-Vietnamese, führt den Besucher beispielsweise mit großem Einfühlungsvermögen mitten hinein in den kulturellen Konflikt, den die Menschen, die einen Kulturkreis verlassen haben und in einen neuen eintauchen,  tagtäglich erfahren und erleben, manchmal bereichernd, nicht selten aber auch schmerzhaft.

Elena Kaufmann thematisiert unter anderem die Nöte junger Frauen, die am „Sissi-Syndrom“ leiden. Die alte Frage „bin ich hübsch“, wie wir sie aus Thornton Wilders „Our town“ kennen, wird hier aktualisiert. Mit seinen Videoinstallationen thematisiert Mathias Reitz-Zausinger die innere Zerrissenheit, die entstehen mag, wenn man die beschleunigte Moderne erfassen will. Der Gegensatz von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und dem Ringen nach einer „exzentrischen Individualität“ wird in diesen Installationen immer wieder thematisiert.

Und so konnte die Vorsitzende des AK68, Katrin Meindl, die die recht zahlreich erschienenen Besucher bei der Vernissage herzlich begrüßte und auch die Freude hatte, den Zweiten Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Werner Gartner, und die Dritte Bürgermeisterin und Kulturreferentin der Stadt Wasserburg, Edith Stürmlinger, willkommen zu heißen, nur darauf hinweisen, dass hier eine besondere, ganz andere Ausstellung entstanden sei. 

Der BBK, der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Landesverband Bayern, hat im Rahmen seines Projekts „Verbindungslinien“ diese Ausstellung unterstützt, und das aus zwei Gründen: Zum einen finde die Ausstellung nicht in München, statt, sondern „abseits der Metropolen“, und zum anderen finde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Kunstverein, dem AK 68, statt. Nicht ohne Stolz wies Meindl darauf hin, dass es diese Förderung also ohne den AK68 wohl so nicht gegeben hätte.

Sie bedankte sich bei den sieben Künstlern für das, was sie hier geschaffen hätten. Im Anschluss daran freute sich Robert Lang über die Ausstellung.  Die Künstler hätten es vermocht, „dass wir neue Wege beschreiten müssen. Damit macht Ihr etwas Besonderes mit uns!“ Die Veränderung des Raumes, wie es diese Ausstellung zeige, mache viel mit einem, selbst wenn man den Raum kenne. 

Und schließlich ergriff auch Mathias Reitz-Zausinger das Wort. Sechs der 18 Ausstellungsstücke stammen von ihm.Er stellte die Frage, was sich richtig anfühle. Er sprach über kollektive Träume und Ängste, die einen am Tage und auch in der Nacht ereilen könnten. Im Rahmen der Ausstellung, die bis zum 23. November jeweils donnerstags, freitags, samstags und sonntags in der Zeit von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden kann, gibt es noch drei Veranstaltungen, zu der Katrin Meindl herzlich einlud:

Am Samstag, 1. November, um 18 Uhr gibt es eine Filmvorführung unter dem Rahmenthema: „Wer ist wie laut?“

Am Samstag, 15. November, um 18 Uhr wird Elena Kaufmann zeitgenössische Lyrik vortragen und am Samstag, 22. November, um 16 Uhr wird dann die Finissage dieser Ausstellung stattfinden. 

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

PR

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