Christoph Maier-Gehring begeisterte im Gimplkeller
Am vergangenen Freitag bot sich im Gimplkeller ein ganz besonderes kulturelles Schmankerl für Liebhaber bayerischer Geschichte und Mundart: Christoph Maier-Gehring präsentierte sein literarisch-musikalisches Soloprogramm „Rebellisch möchst werd’n“ – eine ebenso tiefgründige wie unterhaltsame Auseinandersetzung mit dem Rebellentum in Bayern.
„Bayern und Rebellion – passt das überhaupt zamm?“ Diese provokanten Frage stellte der ehemalige Chefdramaturg des Münchner Gärtnerplatztheaters und langjährige Kulturreferent des Landkreises Rosenheim an diesem Abend in den Raum – und lieferte gleich eine eindrucksvolle Antwort. In seinem Programm schlug Maier-Gehring einen weiten Bogen von den Bauernkriegen und den Memminger Freiheitsartikeln von 1525 über die blutige Sendlinger Mordweihnacht bis hin zur Revolution von 1918/19 und dem Widerstand der „Weißen Rose“. Auch Gestalten wie der berühmt-berüchtigte Räuber Kneißl oder das geheimnisumwobene Haberfeldtreiben fanden ihren Platz.
Dabei wechselte der Künstler virtuos zwischen gesprochenem Wort, Gesang und Gitarrenspiel. Thematisch passende Gstanzln und bairische Lieder rundeten das Programm ab und sorgten für musikalische Zwischentöne zwischen den historischen Episoden. Neben großen geschichtlichen Momenten brachte Maier-Gehring aber auch private, alltagsnahe Geschichten auf die Bühne – mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken. Auch Texte und Lieder von Karl Valentin, Hans Söllner oder Konstantin Wecker setzte er immer wieder mit großer Sensibilität in Szene. Das Rebellische zeigt sich eben nicht nur im großen Aufstand, sondern auch im kleinen, menschlichen Widerstand gegen das Alltägliche, gegen Unrecht oder gegen starre Konventionen.
Christoph Maier-Gehring ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Größe in der bayerischen Kulturlandschaft. Mit Programmen wie „Bayrische Weihnachten“, „Das bayerische Dekameron“ oder „Brautverstecken“ begeistert er seit Jahren sein Publikum.
Leider fanden am Freitag nur rund 20 Besucher den Weg in den Gimplkeller – ein eher magerer Zuspruch für einen inhaltlich und künstlerisch so anspruchsvollen Abend. Dabei hätte das Programm deutlich mehr Publikum verdient. Denn selten gelingt es, Geschichtsvermittlung, Musik und Humor in dieser Qualität und mit so viel Leidenschaft zu vereinen. –
MJV / Bild: Brezina
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