Wasserburger Klaviersommer eindrucksvoll eröffnet - Yaara Tal spielte und moderierte
Der Wasserburger Klaviersommer ist eröffnet. In diesem Jahr werden fünf Veranstaltungen an drei Tagen dargeboten und man begann gestern mit dem Klavierabend mit Yaara Tal, der israelischen, international renommierten Pianistin. Besucher des Wasserburger Klaviersommers ist sie wohlbekannt, ist sie doch mit ihrem Ehemann und künstlerischen Duopartner Andreas Groethuysen mehrfach beim Klaviersommer in Wasserburg aufgetreten.
Den Wasserburger Klaviersommer gibt es seit nahezu 25 Jahren und sein Motto war stets die Entdeckung und Förderung der Talente junger Pianisten. Man traf sich regelmäßig im Inn-Salzach-Klinikum Gabersee, die großen Konzerte wurden im Festsaal abgehalten, ein wunderbares Ambiente für gute Musik.
Während der Corona-Pandemie musste Klaus Kaufmann, der künstlerische Leiter des Wasserburger Klaviersommers, auf andere Lokalitäten ausweichen, doch seit 2024 ist man mit dem Klaviersommer wieder im Festsaal in Gabersee zu Hause.
Klaus Kaufmann wies in seinen Eröffnungsworten darauf hin, dass manche Pianistenkarriere auch durch den Wasserburger Klaviersommer gegangen sei. Und er schätzte sich sehr glücklich, dass man auch in diesem Jahr wieder im Festsaal in Gabersee sein dürfe. Der herrliche Konzertflügel VC 280 von Bösendorfer konnte wieder in den Festsaal geliefert werden. Man habe also einiges vorbereitet, worauf das Publikum sich nun freuen dürfe.
In diesem Jahre nun wollte Yaara Tal beim Wasserburger Klaviersommer solistisch auftreten und man kann sagen, dieses Experiment ist ihr höchst eindrucksvoll gelungen. Sie spielt alleine und moderiert den Klavierabend persönlich und beides hat sie mit einer hervorragenden Souveränität sehr gut umgesetzt.
Yaara Tal weist anfänglich darauf hin, dass sie an diesem Anbend zahlreiche kurze Stücke präsentieren werde, die eigens für Kinder komponiert worden seien.
Mit dem „Lied ohne Worte“ der ukrainischen Komponistin Isabella Lourié, das die Pianistin und Komponistin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Alter von sieben Jahren für ihre Tante komponiert hatte, begann der Abend und wurde sofort mit „Drei Präludien für Anfänger“ von Johann Sebastian Bach fortgesetzt.
Sehr gut konnte man im Publikum den Unterschied des munteren Allegro des Präludiums in C-Dur vom getragenen Andante des Präludiums in c-moll vernehmen. Aber dann ging es auch schon weiter: Yaara Tal fasste die kurzen Stücke für Kinder thematisch zusammen. So gab es zunächst fünf Lieder unter dem Thema „… von früh bis spät“. Hier zeigte ignaz Friedmans „Holzsoldaten“ den vermeintlich militärischen Anklang der Musik. Insgesamt war besonders gut herauszuhören, wie sehr Yaara Tal Kompositionen herausgesucht hatte, bei denen der Ansatz der Programmmusik zwar feststellbar, jedoch nicht so dominant zu spüren war.
„… im Bett“, unter diesem Thema präsentierte Yaara Tal anschließend fünf Lieder, wobei sie darauf hinwies, dass das „Nachtgebet“ von Alexis Hollaender auf dem Gebet „Müde bin ich, geh zur Ruh“ basiere.
Es gibt wohl keine Liederzusammenstellung für Kinder, in der Tiere keine Rolle spielten. Und so folgt ein Block von fünf Liedern unter dem Thema: „Tiere mit 4 Beinen“. Auch hier kommt Alexis Hollaender zu seinem Recht, erwähnt Yaara Tal doch, dass das Lied „Katz und Maus“ auch eine Herausforderung für die Pianisten sei. Denn Hollaender lässt die eine Hand des Pianisten die Katze und die andere die Maus symbolisieren, was natürlich dazu führt, dass die Katze ständig die Maus fangen wolle und die Maus dies zu verhindern suche. Eine gelungene Herausforderung für Yaara Tal, der es mit großer Verve gelingt, diesen Kampf mit ihren Händen nachempfinden zu lassen.
Nach der Pause, in der das Publikum sich mit Getränken ein wenig Erfrischung verschaffen konnte, ging es weiter mit dem Thema: „Das Leben ist nicht immer lustig“. Nein, das ist es nicht und gerade nicht für Kinder. In dieser Gruppe tritt Max Reger als Komponist mit dem Lied „Erster Streit“ auf den Plan. Yaara Tal zeigte eindrucksvoll, dass der aus der Oberpfalz stammende Komponist, der immer den Ruf hatte, komplizierte Kompositionen zu verfertigen („Meine Orgelsachen sind schwer“), auch Kompositionen geschaffen habe, die leichter ins Ohr gingen. Das fast stürmisch anmutende Lied wurde von Yaara Tal mit einem sehr hohen Maß an Präzision dem Publikum nahe gebracht.
Tiere dürfen an einem Kinderliedabend nicht zu kurz kommen und so nimmt es nicht wunder, dass es auch einen kurzen Block unter dem Motto „Flügeltiere“ gab. Bei der Präsentation von Arvo Pärts „Tanz der Entenküken“ konnte man förmlich den Auftritt oder Abgang der im Gänse- oder Entenmarsch laufenden Entenküken nachvollziehen, so gut sind sowohl dem Komponisten, als auch der Interpretin an diesem Abend die Umsetzung des Ansatzes aus der Programmmusik gelungen. Wenn die Enten sich unbeobachtet fühlen, tanzen sie wie wild und wenn die Mama ruft, kommen sie nach Hause, wollen sie doch folgsam sein.
Yaara Tal schloss diesen Abend mit einer hinreißenden Darbietung von Gedichten ab, die sie selbst verfasst hat. „Gedichte für Kinder“ nennt sie diesen Zyklus, wo sie die Gedichte nicht nur geschrieben, sondern auch vertont hat. Als sie ihre Karriere als Pianistin begonnen habe, habe sie nicht gewusst, wo sie ihre Talente besser einsetzen könne und so sei sie neben dem Klavierstudium auch dem der Komposition nachgegangen. Und da man Gedichte eben nicht nur vertonen könne, sondern auch sprechen sollte, werde sie gleichzeitig spielen und sprechen. Und so trägt sie dem beeindruckten Publikum acht Gedichte in hebräischer Sprache vor, deren Vertonung sie parallel am Klavier präsentiert.
Ganz zum Schluss greift dann Yaara Tal ins Genre des Jazz und spielt von Milan Dvorak drei Stücke. Yaara Tal bereitete das Publikum darauf vor, dass vielleicht das Schlagzeug fehle, man möge es gedanklich ergänzen. Das war aber gar nicht notwendig, denn zumindest vermisst dürfte es kaum jemand haben.
Lang anhaltender intensiver Applaus mag der Künstlerin bestätigt haben, dass mit diesem Klavierabend eine wunderbare Première für den Wasserburger Klaviersommer 2025 gelungen ist. Nachdem sich das Publikum mit seinem nicht enden wollenden Applaus bedankt hatte, bedankte sich auch Yaara Tal mit einer ein wenig poppig wirkenden Zugabe des Komponisten Jakub Metelka, von dem sie im Rahmen des Klavierabends bereits zwei Lieder präsentiert hatte.
Der Wasserburger Klaviersommer geht am Samstag, 28. Juni mit dem groß angekündigten Liederabend weiter. Hier wird der aus Film und Fernsehen weithin bekannte und populäre Harald Schmidt die Moderation wahrnehmen.
Am morgigen Sonntag gibt es im Rahmen des Wasserburger Klaviersommers drei Veranstaltungen:
Im „Kinderklaviersommer“ um 11 Uhr werden auch jene jungen Klavierspielerinnen und Klavierspieler zum Zuge kommen, deren Berufsziel nicht das eines Pianisten ist.
Im „Workshop“ um 14 Uhr will man sich mit Fragen der Klavierpädagogik auseinandersetzen. Das Thema wird sein: „Auswendiglernen, Prima Vista spielen und Improvisation, ist das vereinbar?“
Um 19 Uhr dann findet das Schlusskonzert statt. Hier werden Pianistinnen und Pianisten vorgestellt, die sich zwar noch in der Ausbildung befinden, aber ihr Instrument bereits auf höchstem Niveau beherrschten. Man darf also gespannt sein.
Der Wasserburger Klaviersommer 2025 hat auf jeden Fall höchst eindrucksvoll begonnen.
PETER RINK
Schaufenster
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