Wasserburg empfängt heute Abend, 19.30 Uhr, Forstinning

Gemeinhin gelten Fußballer nicht als Leseratten. Wie es sich bei Vorurteilen aber oftmals herausstellt, ist es bei genauerer Betrachtung doch ganz anders. Der Legende nach hat sich im April 2017 bei den Wasserburger Löwen Folgendes zugetragen: Michael Pointvogel hatte Hannes Hain die Lektüre von Brad Gilberts „Winning Ugly“ vorgeschlagen, der das Buch verschlang und anschließend Matthias Haas zum Geburtstag schenkte. Der geneigte Leser dieses Artikels mag sich nun wundern und sich fragen, was eine Literaturempfehlung von damals mit der Saison von heute zu tun hat. Die Antwort lautet: Sehr viel. Gerade vor dem Heimspiel am Freitagabend, 19.30 Uhr, in der Altstadt gegen Forstinning sind einige von Gilberts Grundsätzen für die Innstädter von entscheidender Relevanz.

Der TSV 1880 Wasserburg hat vergangenen Freitag den TSV Grünwald in dessen Stadion an die Wand gespielt, musste sich aber am Ende dem neuen Meister 3:4 geschlagen geben. Von der hervorragenden Leistung konnten sich die Innstädter nichts kaufen. Und hier kommt Gilbert ins Spiel. Der ehemalige Trainer von Tennis-Star Andre Agassi verfasste ein Meisterwerk über den mentalen Aspekt im Tennis. „Wie Sie mit der Strategie des legendären Erfolgstrainers bessere Spieler schlagen“ lautet der Untertitel des Buches, der auf alle Sportarten anwendbar ist. Und eben das ist für die Löwen nun essenziell: Sie müssen den Gegner vor allem dann schlagen, wenn sie wie letzten Freitag die bessere Mannschaft sind. Trainer Florian Heller hat in seiner Karriere so viel erlebt, dass er an das glaubt, was er auf dem Platz sieht: „Ich habe nicht den Eindruck, dass uns die Niederlage in Grünwald zurückgeworfen hat. Im Gegenteil. Es wird wichtig sein, dass wir gegen Forstinning an die Leistung und an den Einsatz anknüpfen können, weil dann werden solche Spiele, wie in Grünwald auch wieder auf unsere Seite kippen.“

Auch der VfB Forstinning hat vergangenes Wochenende 3:4 verloren. Anscheinend waren aber die Verantwortlichen des Tabellensiebten über das Ergebnis hinaus mit der Leistung und Entwicklung derart unzufrieden, dass sie Anfang der Woche nach nicht einmal einem Jahr Trainer Florian Hahn freistellten. „Die letzten Auftritte und Strömungen innerhalb eines Teils der Mannschaft haben uns bewogen, sportlich eine Neuausrichtung vorzunehmen trotz des vorzeitig erreichten sportlichen Ziels des Klassenerhalts“, begründet VfB-Fußballchef Thomas Herndl diese harte Entscheidung, die einem Paukenschlag gleichkommt. Für die restliche Spielzeit werden in Mohamad Awata und Matthias Hirt der mit Abstand beste Spieler und der Kapitän der Gäste die Geschicke leiten. Hahn zeigte sich überrascht und enttäuscht gleichermaßen.

Die Unruhe beim Gegner sollte und darf für die Innstädter keine Rolle spielen. Der Wettstreit um Platz zwei ist in vollem Gange und auch dies ist eine weitere Parallele zur Saison 2016/17. Damals kämpften sich die Löwen über die Relegation aus der Kreis- in die Bezirksliga und reihten dabei am Ende einen knappen Sieg an den nächsten. „Winning Ugly“ eben.

JAH