Adventsfeier beim Heimatverein Wasserburg gut besucht - Museumsleiterin hielt Vortrag

Der Heimatverein Wasserburg lud zu seiner traditionellen Adventsfeier erstmals in den  Gimplkeller ein. Vorweihnachtlich dekoriert, präsentierte sich der Gimplkeller in einem stimmungsvollen Gewand. Die Geschwister Grundl spielten auf Flöten, einer Gitarre und einem Hackbrett in höchst ansprechender Weise alpenländische vorweihnachtliche Weisen und luden die Besucher ein, Weihnachtslieder mitzusingen. Das klappte hervorragend, denn alle Besucher sangen voller Begeisterung, sodass dieser Abend auch musikalisch für alle ein großer Gewinn gewesen sein dürfte.

Trotz der wohl eher widrigen Wetterbedingungen war der Gimplkeller sehr gut besucht, der Wunsch nach einem vorweihnachtlichen Abend dürfte groß gewesen sein.

Die Leiterin des Wasserburger Museums, Sonja Fehler, hielt einen Vortrag zum Thema „Mythos Christkind“ und es gelang ihr, in einer kurzweiligen Form tiefere Einblicke in den Wandel der Christkindbetrachtung seit dem 12. Jahrhundert nachzuzeichnen. So wurde seit dem Mittelalter die Freude über die Geburt des Heilandes gepflegt, indem hölzerne Christkindfiguren von den Gläubigen gewiegt, getragen und besungen worden seien. Dieser Brauch habe im Laufe der Zeit zahlreiche Variationen erfahren und sei auf viele Kirchengemeinden übergesprungen. Die Verehrung der Christkinder sei aber auch in der Weise gepflegt worden, dass Darstellungen des Jesusknaben bereits in einem Alter von einem Jahr unbekleidet und aufrecht stehend, geschaffen wurden, wie man es beim Columba-Kindl des Meisters von Seeon aus dem Jahre 1440 im Dominikanerinnenkloster St. Peter und Paul in Altenhohenau feststellen kann. Dabei wurden durchaus einige der Christkinddarstellungen von den Menschen als wundertätig verehrt. Ab dem 16. Jahrhundert dann wird auch vermehrt der Typus des „Fatschenkindl“ beobachtet. Dieser Typus des „eingewickelten“ Christkindes gelangt von Italien aus in den bayerischen Raum. Diese wurden hauptsächlich in Frauenklöstern hergestellt.

Der Brauch, Kindern etwas zu Weihnachten oder zum St. Nikolaustag zu schenken, wird ab dem 16. Jahrhundert gebräuchlich. Auf den Höfen war es üblich, zum Ende des Wirtschaftsjahres den Bediensteten und den Kindern etwas zu schenken und damit die Freude über die eingebrachte Ernte zu teilen. Liselotte von der Pfalz kannte dann bereits Weihnachtsbäume und berichtet ihrerseits von einem umherziehenden Christkind mit einem Esel.

Erst ab dem 19. Jahrhundert werden Geschenke dann nicht mehr zu einem bestimmten Termin hinterlegt, sondern das Christkind selbst kommt zu den Menschen und bringt Geschenke. Durch die Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts wird auch die Bindung der Menschen an die Kirche etwas geringer, das Bürgertum nimmt seinen Platz im gesellschaftlichen Leben ein, die Menschen achten mehr auf ihre Privatsphäre und das Weihnachtsfest wird bei den Menschen zu einem familiären Fest, bei dem die Kinder und deren Erziehung im Mittelpunkt stehen. In Norddeutschland verdrängt denn auch der Weihnachtsmann das Christkind. So verbindet sich der Weihnachtsbrauch mit der Präsentation eines selbstbewussten Bürgertums.
Das 19. Jahrhundert ist schließlich die Geburtsstunde des Schutzengels und des Weihnachtsengels. Weil eben individuelle Glaubensvorstellungen an Bedeutung gewinnen, wird auch der Schutzengelglaube stärker. Weihnachtsengel führen die Bescherung an Weihnachten für die Kinder durch und beschützen gleichzeitig die Kinder im Schlaf.

Abschließend ging Sonja Fehler dann noch auf die romantische Bedeutung des Waldes in Deutschland ein. Während man sich in Frankreich schon immer darüber lustig gemacht hat, welch romantisches Verhältnis die Deutschen zu ihrem „Deutschen Wald“ haben, erheben Menschen, die der deutschen Nationalbewegung nahestehen, den Wald zu einem Symbol nationaler Identität und beziehen sich dabei auf die Hermannsschlacht im Jahre 9 nach Christus. Aber auch der in Deutschland lebendige Wunsch nach Umweltschutz spielt hier wohl eine wichtige Rolle.

Sonja Fehler gibt zum Schluss ihres höchst spannenden Vortrags noch einmal einen Einblick in unseren romantisierenden Umgang mit Advent und Weihnachten: Das Himmelreich sei eines der Kinder, deshalb hätten Spielzeug und süßes Gebäck eine so wichtige Rolle darin. Und man dürfe nicht vergessen, dass das Christkind hier zunehmend ein reiner Gabenbringer geworden sei und die Kinder sich im Christkind wiedererkennen könnten.

Dann saß man noch zusammen, die Geschwister Grundl spielten ein wenig weihnachtliche Musik.

Es war ein informativer, gleichzeitig kurzweiliger, auf das Weihnachtsfest einstimmender Abend, den die erschienenen Zuschauer mit viel Applaus honorierten.

Begrüßt hatte die Gäste der Vorsitzende des Heimatvereins, Peter Rink.