In Zeiten extremer Wetter-Ereignisse: Sanierungskonzept gestern Abend vorgestellt

Draußen schüttete es wie aus Kübeln und drinnen im Pfaffinger Rathaus-Sitzungssaal ging es da zu später Stunde am gestrigen Abend um genau das: Die Regenwasser-Entsorgung. Genauer gesagt ging es um die Vorstellung einer Analyse zu einem Sanierungskonzept, sozusagen die Puzzle-Steine für ein nachhaltiges Sanierungskonzept. Ein sensibles, äußerst wichtiges Thema nicht nur für alle Bürger, sondern gerade auch für jede Gemeinde-Verwaltung in Zeiten immer extremer werdender Wetter-Ereignisse. Pfaffing geht das an …

Zu Gast war Christian Weinhändler vom Büro Sehlhoff – eigens aus Straubing angereist als hausinterner Projektleiter für Wasserwirtschaft. Es ging vor allem darum, an welchen Punkten der Regenkanal in Pfaffing hydraulisch schnell überlastet sei. Und da gebe es jede Menge an Brennpunkten, gab der Fachreferent in seinem Fazit zu bedenken.

Allen voran nannte er hier als Überstau-Brennpunkte die Bürgermeister-Bodmeier-Straße, die Hauptstraße auf einer Gesamtlänge von gar 450 Metern und auch die Birkenstraße mit dem Kindergarten.

Aber es gebe auch Licht: Speicher-Bauwerke seien zum Beispiel nicht vollständig genutzt.

Viele Faktoren würden bei Brennpunkten jeweils zusammenspielen: Der Kanal-Durchmesser in Relation zur Oberflächen-Neigung und natürlich auch ganz grundsätzlich der bauliche Zustand, die Umwelteinflüsse der oftmals schon recht alten Kanalanlagen. Christian Weinhändler erläuterte die Gefahren- und Risikobewertungen – in gering, mittel und hoch eingeteilt – für das Ortsgebiet Pfaffing. Mit Hilfe von vielen Karten und Grafiken auf der großen Leinwand.

Er riss in seinem Vortrag auch kurz konkrete Fragen zu einer Sanierung im Gemeindebereich an: Was tun im jeweiligen Fall – alten Kanal raus, neuen Kanal rein oder Teilmaßnahmen? Kostenintensiv werde es allemal.

Hier setzten die ÜWG-Gemeinderäte Tobias Forstner und Sepp Reich an. Während Forstner wissen wollte, inwieweit der Landkreis zum Beispiel im Bereich der Hauptstraße/Kreisstraße finanziell mit eingebunden werde – so fragte Reich nach, wer denn ganz grundsätzlich eine Kanal-Sanierung bezahle. Hier erklärte der geschäftsführende Beamte der Gemeinde Pfaffing, Christian Thomas, dass die grundsätzliche Finanzierung über die Beiträge, Gebühren und eventuell auch über sogenannte Verbesserungsbeiträge finanziert werden müsse. Was den Landkreis angehe, so Thomas, da müsse man dann neu verhandeln.

Ganz allgemein: Die Kanalnetz-Berechnung ist die Grundlage für den Entwurf neuer und die hydraulische Überprüfung vorhandener Kanalnetze. Aus dem Oberflächenabfluss und dem Trockenwetterabfluss wird je Kanalabschnitt der resultierende Abfluss im Kanal berechnet.

  • Bereitstellung geeigneter Daten zum Niederschlag zum Beispiel als sogenannter Modellregen
  • Berechnung des Oberflächenabflusses
  • Ermittlung des Trockenwetterabflusses aus Schmutz- und Fremdwasser
  • Berechnung des Abflusses im Kanalnetz

Bei der Berechnung des Abflusses im Kanalnetz werden hydrologische und hydrodynamische Methoden unterschieden.

Im Rahmen der Entwässerungsplanung können folgende Anwendungsfälle für die hydrodynamische Kanalnetzberechnung unterschieden werden:

  • Neubemessung
  • Nachrechnung bestehender Systeme
  • Berechnung von Sanierungsvarianten
  • Nachweis der Überstauhäufigkeit

So viel zur Theorie. Da seien, laut Referent Weinhändler, beim neu zu planenden Baugebiet Pfaffing West zum Beispiel laut seiner Berechnung die neuen Kanal-Anschlüsse kein Problem. ÜWG-Gemeinderat Tobias Forstner gab aber hier dann doch die Praxis mal zu bedenken: Beim Golfplatz-Gebiet gleich nach der Siedlung gehe das Wasser schon jetzt permanent über und das zeige doch, dass diese Berechnung des Büros mit der Realität komplett auseinandergehe …

Mit anderen Worten: Berechnungen im Büro würden sich auf Normal-Zustände beziehen – alles andere seien dann halt Worst-Szenarien, wie schlimmer Zustand des Kanals und so weiter … Der Referent betonte, dass die baulichen Zustände der Kanäle jeweils gecheckt werden müssen.

Vieles bleibe zu klären, so Weinhändler, vor allem auch mit dem Wasserwirtschaftsamt, das natürlich mit einbezogen werde. Sein Abschluss-Satz: „Der nächste Starkregen wird kommen …“

Bürgermeister Josef Niedermeier leitete dann zum eigentlichen Beschluss am gestrigen Abend über: Es ging nämlich nach dem Referat nun darum, die wasserrechtliche Einleitungs-Genehmigung für Pfaffing auf den Weg zu bringen. Was einstimmig vom Gremium geschah.

Zudem wurde einstimmig beschlossen, auch für vier weitere Einleitungsstellen in Forsting, Rettenbach (untere Dorfstraße), Rattenbach und Springlbach ein Angebot vom Büro Sehlhoff erstellen zu lassen. In Anbetracht der finanziell doch erheblichen Größenordnung forderte Gemeinderat Forstner die Gemeinde-Verwaltung hier abschließend auf, bitte auch Konkurrenz-Angebote einzuholen.