Interessante Exkursion der Internationalen Vorklassen der FOS/BOS Wasserburg

An der FOS/BOS Wasserburg gibt es zwei besondere Schulklassen – die sogenannten „Internationalen Vorklassen“. Hiermit wird seit 2016/17 ein Schulversuch für Migranten und Flüchtlinge angeboten, damit die jungen Menschen nicht nur die deutsche Sprache schnellstmöglich erlernen, sondern gleichzeitig entweder den Qualifizierenden oder den Mittleren Schulabschluss an der Mittelschule erwerben können.

Dieser ebnet den Weg, um später eine Ausbildung oder – nach weiterem Besuch der FOSBOS – ein Studium zu beginnen. Dazu gehört nicht nur reiner Sachunterricht im Klassenzimmer, sondern auch Praktika und verschiedene Exkursionen.

Eine solche haben die beiden Klassen jetzt auch ins Eggstätter Moor unternommen und mit ihren Lehrkräften – Notburga Priller-Sturm und Benjamin Wythe – zusammen mit Renate Kotiers darüber gestaunt, wie wichtig das Moor und sogenanntes „totes“ Holz sind.

Im Rahmen des Unterrichts in Geschichte/Politik/Geografie haben die Schüler einen Einblick in die lokale Fauna und Flora erhalten und einen Sinn für Klimawandel und Klimaschutz bekommen. Sie wanderten auf Feldwegen, Dämmen und nassen Moosen durch die einzigartige Landschaft.

Veronika Kloska, am Landratsamt zuständig für Projekte zur Renaturierung, berichtete anschaulich und begeistert über Entstehung und Funktionsweise von Mooren, während alle ein wenig im Nass versanken.

Der Anblick des Moores erschien zunächst etwas gruselig: Abgestorbene Bäume in einem dunklen See.

Recht schnell konnte die Gruppe dann jedoch die Idylle und die Schönheit, der für alle recht ungewohnten Landschaft wahrnehmen. Um diese Landschaft besser kennenzulernen, sammelten die Schüler verschiedene Pflanzen, die dann von Patrick Guderitz – Gebietsbetreuer Eiszeitseen vom Landratsamt Rosenheim – fachmännisch benannt und erklärt wurden.

Entstanden sind diese Moore am Ende der Eiszeit vor über 12.000 Jahren.

Nachdem die Gletscher tauten, entstanden riesige Seen in Mulden, die das Eis hinterlassen hatte. Das Schmelzwasser sorgte dafür, dass sich dort abgestorbenes Pflanzenmaterial ablagerte, und da dieses vom Kontakt mit dem Sauerstoff aus der Luft abgeschnitten war und nicht verrottete, gab es so nach und nach meterdicke Torfschichten.

Werden Moore nur vom Grundwasser gespeist, spricht man von einem Niedermoor.

Hochmoore hingegen haben keinen Kontakt (mehr) zum Grundwasser und werden nur vom Regen nass gehalten.

Unsere Vorfahren haben dann begonnen, das Torf aus dem Moor zu stechen, um ihn als gut verfügbares und billiges Heizmaterial zu verwenden. Um an den begehrten Torf zu gelangen, mussten sie das Wasser abfließen lassen und hoben dazu unzählige kleinere und größere Gräben aus.

Inzwischen versucht man, diese trockenen Moore wieder aufwendig zu renaturieren, da das Torfmoos sehr viel CO2 speichert, sogar mehr als Wälder. Dazu werden die Gräben wieder mit Dämmen verschlossen, damit kein Wasser mehr abfließen und Torfmoos wachsen kann – in einem Jahr etwa zehn Zentimeter. Allerdings speichert das Moos aktuell nicht nur Kohlendioxid, sondern setzt gleichzeitig Methan und Lachgas frei. Erst wenn das Moor wieder intakt ist, gleichen sich diese Gasemissionen aneinander an und dienen dem Klima.

Warum also ist totes Holz gutes Holz?

Erstens ist das Holz, das im See steht, weicher und dient Vögeln wie Spechten als sichere Brutstätte, weil viele Tiere wie Marder oder Eichhörnchen das Wasser scheuen und somit das Nest nicht ausrauben können. Zudem dient es als Lebensraum für viele Pflanzen und Tieren, wie dem Wassersengel und den Libellen, die genau in diesem Ökosystem ihre Nische finden.

Die Renaturierung trägt also auch zur Bewahrung der Artenvielfalt bei.

Die Schüler nahmen am Ende viele interessante Eindrücke und neues Wissen von der gelungenen Exkursion ins Moor mit nach Hause und können nun die Bedeutung von Renaturierungs-Maßnahmen in diesem Bereich weit besser verstehen.

Es zeigte sich wieder einmal, dass ein Lernen „vor Ort“ oft nachhaltiger wirkt, als die Dinge im Klassenzimmer theoretisch zu besprechen – und dass Exkursionen von großer Bedeutung sind.

Ingeborg Huber / Notburga Priller-Sturm

Fotos: nps