200 Jahre Kirchenmusik in Attl: Konzert mit Grassauer Blechbläsern und Johannes Berger verzückt Publikum

Im Jahre 1823 hatte der junge Anton Engl nach der Säkularisation die Kirchenmusik in Attel neu begründet.
Aus diesem Anlass heraus veranstaltete die Stiftung Attl nun ein Festkonzert mit den Grassauer Blechbläsern und Johannes Berger an der Orgel.

Diese Orgel wurde nach ihrer Restaurierung vor zehn Jahren eingeweiht, und der Künstler, der seinerzeit auf ihr spielte, war Johannes Berger. Der in Rosenheim geborene und in Oberaudorf lebende Künstler perfektioniert sich seit seiner Jugend an Orgel und Cembalo. Er erhielt auch zahlreiche Auszeichnungen und wurde 2009, da war er gerade 21 Jahre alt, zum ersten Organisten und Kustos an der größten Freiluft-Orgel der Welt in Kufstein ernannt. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über Johannes Berger an der Orgel: „Er fand die Balance zwischen Genauigkeit, ja Akkuratesse im Detail und dem weiten Atem.“

Der Eintritt zu diesem Konzert war frei. Sehr viele Menschen kamen nach St. Michael, sodass die freiwilligen Helfer der Stiftung Attl schon 20 Minuten vor dem Beginn Zusatzstühle bereitstellen mussten, damit alle Besucher auch einen Sitzplatz bekommen konnten. Beim Festkonzert waren es zehn Blechbläser, die die festliche kirchliche Musik an diesem Abend darboten:

Vier Trompeten (Peter Boschner, Matthias Linke, Konrad Müller, Rupert Schmidhuber), zwei Hörner (Katharina Waldherr und Sebastian Krause), drei Posaunen (Wolfgang Diem, Tobias Spörlein, Johann Schmuck) und eine Tuba (Elmar Walter).

In stetem Wechsel zwischen den Blechbläsern und der Orgel wurde dem Zuhörer eine bunte Palette an festlicher Musik geboten: Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel stehen natürlich für eine festliche barocke Musik, die in dieser Kirche, eine Inschrift verweist auf das Jahr 1713, natürlich ihre architektonische Heimat finden kann.
Nicht nur Musikstücke aus der Barockzeit wurden geboten, auch Felix Mendelssohn-Bartholdy kam zur Aufführung ebenso wie Michael Praetorius, und auch Stücke zeitgenössischer Künstler wie Hans Kröll, Naji Hakim und John Stevens wurden von den Akteuren dargeboten. Es waren schließlich Weihnachtslieder unter den dargebotenen Stücken, sodass die Weihnachtszeit nunmehr mit diesem Konzert abgeschlossen werden konnte.
Zum Abschluss des Konzerts spielten die Grassauer Blechbläser das bekannte Weihnachtslied „Adeste fideles“, das Friedrich Heinrich Ranke Anfang des 19. Jahrhunderts bearbeitet hat.
Nach lang anhaltendem Applaus am Ende des Konzerts – die Zuhörer erhoben sich von ihren Plätzen und hielten dann auch mehrere Minuten lang „standing ovations“ durch – beschlossen die Künstler, zwei Zugaben zu geben: „Die Ankunft der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel, perfekt gespielt von Johannes Berger an der Orgel, und schließlich das schottische Volkslied „Auld lang syne“, dargeboten von den Grassauer Blechbläsern.

Sollten die Künstler vorgehabt haben, die Zuhörer in die Blütezeit des Klosters und der Kirche zu entführen, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es ihnen in wunderbarer Weise gelungen ist.

Den 200. Geburtstag der Kirchenmusik in Attel in diesem Jahre feiern die Verantwortlichen noch mit weiteren Aufführungen: So wird es am 26. Februar um 13.30 Uhr das Passionssingen in St. Michael geben. Am 3. Juni 2023 abends folgt dann das Konzert eines italienischen Männerchores, und am 17. September ist ein großes Konzert mit Chören aus der Nachbarschaft von Attel geplant.

Das nachweihnachtliche Festkonzert in der Kirche St. Michael war als Anfang für diese Reihe sehr ermutigend.

 

PETER RINK