Rentner in Oberbayern um mehr als 200.000 Euro betrogen - Dringender Appell der Kripo

Immer wieder werden ältere Menschen um ihr Geld gebracht – durch falsche Handwerker, falsche Polizeibeamte oder sogenannte Schockanrufe. Immer wieder müssen wir darüber berichten, auch über Fälle aus der unmittelbaren Region. Ein Rentner aus Oberbayern ist nun mit einer anderen Masche betrogen worden und hat dabei 200.000 Euro verloren, wie der Bayerische Rundfunk aktuell meldet.

Alles begann mit einem Telefonanruf bei dem 77-jährigen Rentner. Seine Bank sei Opfer einer Hacker-Attacke geworden, das Online-Banking und somit sein Geld seien nicht mehr sicher, teilte ein vermeintlicher Bankmitarbeiter dem Rentner mit. Bereitwillig gab dieser dann einem weiteren falschen Bankmitarbeiter seine Zugangsdaten zum Online-Banking, immer in dem Glauben, damit sein Vermögen vor Hackern schützen zu können.

In den kommenden Tagen tätigten die Betrüger dann mehr als 100 Überweisungen auf ausländische Konten und eine Kryptowährungsplattform. Sogar Wertpapiere aus den Aktiendepots des Rentners verkauften die Täter, um das so erlöste Geld wiederum abzubuchen.

Schließlich fielen einem ‚echten‘ Bank-Mitarbeiter die ungewöhnlichen Kontobewegungen auf und er informierte den Rentner. Dem wurde erst jetzt klar, Opfer eines Betrugs geworden zu sein. Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits ein Schaden von mehr als 200.000 Euro entstanden.

In Oberbayern war die neue Masche mit dem falschen Bankmitarbeiter schon einmal im November aufgefallen. So hatte eine 36-jährige Frau aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am 14.11.2022 einen Anruf erhalten – laut Telefondisplay sogar von ihrer kontoführenden Bank. Um augenscheinlich unberechtigte Kontobelastungen stoppen zu können, bat der Anrufer um Übermittlung von TANs. Da der falsche Bankberater die Kontodaten, Umsatzdaten, persönlichen Daten und den Namen des Kundenbetreuers der Bank benennen konnte, schöpfte die Frau keinen Verdacht und übermittelte die TANs. Minuten später stellte sie das Fehlen von fast 4.000 Euro auf ihrem Bankkonto fest.

In der Regel erfolgt der Anruf des angeblichen Bankmitarbeiters überraschend, nicht selten außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Bankfiliale, hat die Polizei aus Vergleichsfällen anderswo herausgefunden. Im Display des Telefons erscheint dabei tatsächlich die korrekte Rufnummer des kontoführenden Instituts.

Diese ist mit einfachen, technischen Tricks zu fälschen. Was der Angerufene nicht weiß, ist, dass der Anrufer auf Grund gephishter oder anderweitig unrechtmäßig erlangter Zugangsdaten längst Zugriff auf das Online-Banking des Angerufenen hat und dort auch angemeldet ist. Am Telefon kann er deshalb problemlos den Namen des üblichen Kundenberaters, die Kontoumsätze, den Kontostand und die persönlichen Daten des Kontoinhabers nennen. So erschleicht sich der falsche Bankberater das Vertrauen des Angerufenen.

Zugriff auf das gesamte Konto
Zunächst weist der falsche Bankmitarbeiter den Angerufenen häufig auf ein angebliches Problem mit dessen Konto hin. Es geht fast immer um die Sicherheit im Onlinebanking, Sicherheitsabfragen oder eine dubiose Falschüberweisung von dem Konto, welche die Bank angeblich stoppen möchte. Die rhetorisch geschulten Anrufer verwickeln die Bankkunden in ein Gespräch und entlocken dabei ganz geschickt TAN-Nummern oder Freischalt-Codes.

In einigen Fällen veranlasste der kriminelle Anrufer sogar aus dem gekaperten Onlinebanking heraus die Zustellung neuer Banken-App-Zugangsdaten mit Sicherheitscodes per Post an den Kunden und fragte den Briefinhalt am Telefon – vorgeblich zum Datenabgleich – ab.

Im Erfolgsfall hat der Anrufer Zugriff auf das komplette Kontovermögen des Angerufenen und kann Überweisungen ausführen, eine virtuelle Zahlungskarte auf einem Mobiltelefon erstellen und damit sowohl einkaufen wie auch Bargeld am Automaten abheben oder das TAN-Verfahren auf ein eigenes Mobilgerät ummelden.

Warnung vor Phishing
Der Bundesverband deutscher Banken warnt vor sogenanntem Phishing, sei es per E-Mail, SMS oder wie im Fall des Rentners über das Telefon. „Bankangestellte fragen Sie niemals nach Onlinebanking-Passwörtern, PINs der Kredit- oder EC-Karte, oder nach anderen Sicherheitsmerkmalen“, stellt der Branchenverband klar.

Die Kriminalpolizei rät, man solle niemals persönliche Daten oder Bankdaten am Telefon preisgeben:

Gesundes Misstrauen schütze, so die Polizei:

Beenden Sie das Gespräch, wenn Sie den leisesten Verdacht hegen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte und verständigen Sie unverzüglich Ihre Bank. Falls Sie Opfer einer Straftat geworden sind, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Quelle BR