Feierstunde in Amerang: Offizielle Einweihung vom „Haus für Kinder und Vereine"

Mit einem großen Fest und zahlreichen Gästen wurde am vergangenen Samstag in Amerang das neue „Haus für Kinder und Vereine“ offiziell eingeweiht. Bürgermeister Konrad Linner begrüßte die vielen Ehrengäste, Vertreter der Politik, Kirche, Vereine sowie das gesamte Planungsteam zu einem „schönen, erfreulichen Anlass“ und zeigte sich sichtlich stolz auf das größte Bauprojekt der Gemeinde seit über 30 Jahren. 

Das Titelbild zeigt (von links): Maria Höhne (Vorsitzende Trachtenverein Amerang), Bürgermeister Konrad Linner, Kindergartenleitung Claudia Golder und Michael Mayer (leitender Architekt) bei der symbolischen Schlüsselübergabe.

Optimismus leitet sich ab vom lateinischen Wort Optimum, dem Besten. Und genau mit dieser zuversichtlichen Haltung sind wir an das Projekt herangegangen. Und dem Ameranger wird auch leicht mal nachgesagt, dass wir nach dem Motto leben: Das Beste ist gerade gut genug für uns“, begann Linner. Er erinnerte an die Planungsphase, die bereits 2019 mit einer Machbarkeitsstudie begann. Diese zeigte, dass eine Erweiterung am bisherigen Standort nicht möglich war. Gemeinsam suchte der Gemeinderat nach einem geeigneten Grundstück und entschied sich schließlich für ein Grundstück neben dem Sportgelände – das laut Linner „die Kriterien am allermeisten erfüllt“. Besonderer Dank ging an die Familie Vordermaier für die konstruktiven Grundstücksverhandlungen, sowie an alle Beteiligten, die das Projekt in der Folge begleitet hatten.

Ein Haus für Kinder und Gemeinschaft

Der zweigeschossige Hauptbau umfasst rund 1600 Quadratmeter für die Kindertagesstätte mit fünf Gruppenräumen, Speisebereich und Personalräumen. Im Dachgeschoss befinden sich auf weiteren 650 Quadratmetern die Räume für Trachtenverein, Dorfmusik und andere Vereine – samt Alltagsraum, Küche und Lagerflächen. Insgesamt umfasst der Komplex mit Nebengebäude rund 2700 Quadratmeter.

Die Baukosten blieben mit 8,4 Millionen Euro deutlich unter der ursprünglichen Berechnung von 8,9 Millionen – ein für öffentliche Projekte seltener Erfolg, wie Linner hervorhob. Auch der Zeitplan wurde eingehalten: Der Kindergarten konnte bereits zu Beginn des neuen Betreuungsjahres einziehen, die Vereine folgten im Oktober.

Nachhaltig gebaut – zukunftsweisend gedacht

Der leitende Architekt Michael Mayer vom Planungsbüro „BEGS“ aus Traunstein stellte die Besonderheiten des Gebäudes vor. Es sei ein Ort geworden, „in dem Gemeinschaft entsteht, gelebt und Zukunft gestaltet wird“. Das Haus wurde in Hybridbauweise errichtet: tragende Teile aus 56 Prozent Recyclingbeton für Stabilität und Schallschutz, Außen- und Innenwände aus Holzrahmenbauweise mit Strohbauplatten, Tonspachtelung und Holzfaserdämmung – ökologisch, atmungsaktiv und vollständig kompostierbar.

Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Low-Tech-Konzept: einfache, bewährte Technik, natürliche Materialien und intelligente Tageslichtnutzung sorgen für ein behagliches Raumklima. Eine Wasser-Wärmepumpe, Fußbodenheizung, dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und eine 59-kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach machen das Haus energieeffizient und zukunftsfähig.

Auch im Außenbereich setzt sich die Nachhaltigkeit fort: Der alte Apfelbaum konnte erhalten werden und fügt sich in die neu gestaltete, naturnahe Spiellandschaft ein. Ein neu gepflanzter Baumhain verschattet das Gebäude im Sommer auf natürliche Weise.

„Ein echtes Stück gelebte Heimat“

Die stellvertretende Landrätin Alexandra Burgmaier zeigte sich sichtlich beeindruckt vom neuen Bauwerk: „Ich habe mir nur gedacht, genau so möchte ich wohnen, genau so.“ Mit Blick auf die eingehaltenen Kosten fügte sie schmunzelnd hinzu: „Das scheint mir reine Zauberei zu sein.“

In ihrer Rede würdigte Burgmaier das Projekt als vorbildliches Beispiel kommunaler Zukunftsgestaltung. Man habe mitten im Ort einen Platz geschaffen, an dem Kinder spielen, lernen und aufwachsen können und zugleich einen Ort, an dem Vereine leben, gestalten und Gemeinschaft pflegen. Sie bezeichnete das neue Haus als „echtes Stück gelebte Heimat“ und lobte die enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Landratsamt.

Förderung durch Leader-Programm

Sepp Reithmeier, Bürgermeister von Pittenhart und Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Chiemgauer Seenplatte, hob die hervorragende Zusammenarbeit seit 25 Jahren hervor. Amerang sei jeher ein aktives Mitglied: „Es ging los mit dem (Altbürgermeister) Gust – und diese Tradition hat sich fortgesetzt.“

Er erinnerte an die Fördermittel in Höhe von 180.000 Euro, die das Projekt erhielten, und hob hervor, dass LEADER vor allem basisorientierte Projekte fördere. Die Stärke von LEADER sei, vom Bottom-up-Prinzip ausgehend, direkt bei den Menschen an der Basis zu fördern.

Neue Vereinsräume für aktive Gemeinschaft

Die Freude über die neuen Räumlichkeiten war auch bei den Nutzern spürbar. Maria Höhne, Vorsitzende des Trachtenvereins, blickte auf 18 Jahre der Improvisation zurück: „Nachdem wir in Amerang keinen Saal mehr beim Wirt gehabt haben, waren wir heimatlos. Jetzt haben wir endlich eine neue Heimat gefunden – und zwar für viele Generationen.

Höhne schilderte, wie beengt die Proben bisher waren, und wie begeistert die Kinder auf den neuen Raum reagierten. Die Kinder wussten gar nicht, wohin mit so viel Platz. Sie dankte der Gemeinde und den Planern auch im Namen der Ameranger Dorfmusik, die die Einweihung musikalisch begleiteten, dass die Wünsche der Vereine umgesetzt worden seien. Der Nachwuchs des Trachtenvereins zeige im Anschluss an die Dankesworte ihr Können.

Segnung des Hauses

Amerangs Pfarrer Tobias Prinzhorn würdigte in seinen Worten die enorme Leistung der Gemeindeverwaltung und aller Beteiligten, die das Großprojekt pünktlich zum Abschluss gebracht hatten. Gemeinsam mit Kita-Verwaltungsleiter Christian Schneider überreichte er einen Präsentkorb an Bürgermeister Konrad Linner als Zeichen des Dankes für das Engagement der Gemeinde. Ein weiteres Dankeschön galt Kindergartenleiterin Claudia Golder und ihrem Team, die den Umzug in die neuen Räumlichkeiten und den Start ins laufende Kindergartenjahr „so gestaltet haben, als wäre es nichts Besonderes“.

Im Anschluss stellten Prinzhorn und die evangelische Pfarrerin Solveig Umbreit das neue Haus unter den ökumenische Segen Gottes. Pfarrerin Umbreit erinnerte in ihrer Ansprache daran, das Reich Gottes mit kindlicher Offenheit und Vertrauen zu empfangen – so, wie es auch in einem Haus geschehen solle, das Spiel, Lernen und Gemeinschaft verbindet. „Hier soll die Gemeinschaft blühen“, betonte sie. Mit Gebet und gemeinsamem Lobpreis baten beide Geistlichen um Gottes Schutz für alle Kinder, Vereine und Menschen, die in diesem neuen Haus ein- und ausgehen werden.

Ein Haus voller Leben

Zum Abschluss sprach Kindergartenleiterin Claudia Golder im Namen des gesamten Teams: „Dieses Haus besteht nicht nur aus Stein und Holz, es steht für Zusammenhalt, Mitgestaltung und Vertrauen.“ Gemeinsam mit den Kindergartenkindern dankte sie allen, die zum Bau beigetragen hatten – von der Verwaltung über den Bauhof bis hin zu den Handwerkern und Planern. Die Kinder überreichten symbolisch Rosen als Dankeschön.

Bevor zum gemeinsamen Mittagessen ging, nutzten die Kinder die Gelegenheit, ihre Wünsche für das Haus zu äußern. Besonders beliebt sind die Turnhalle und der Garten, aber auch zusätzliche Spielgeräte standen auf der Wunschliste. Über eine Kletterwand und eine Schaukel würde man sich freuen. „Naja, wir haben es jetzt mal ein bisschen laut ausgesprochen. Vielleicht finden sich ja ein paar Spender“, so Goller augenzwinkernd.

Fotos: RB

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