Für Igel, Fledermaus oder Siebenschläfer: Ehrenamtliches Herzensprojekt seit sechs Jahren
Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und die Sichtverhältnisse wegen Dämmerung und Nebel eingeschränkt sind, wächst auch die Gefahr für Wildunfälle. So auch wieder aktuell in der Region (wie berichtet).
Die Wildtiere benötigen nun noch mehr Nahrung, um sich für den Winter genügend Fettreserven zuzulegen. Dazu kommt die Suche nach einem geeigneten und sicheren Winterquartier, was zusehends schwieriger für sie wird. Bei dem Verein der „Wildtierhilfe Amerang“ kennt man die Gefahren und Nöte, die auf die Wildtiere lauern. Seit ihrer Gründung im Jahr 2019 päppeln die Tierfreunde schwache, verwaiste, kranke und verletzte Wildtiere auf. Für sie ein Herzensprojekt, das sie allesamt ehrenamtlich machen.
Angefangen hatten sie einst mit der Kitzrettung. „Wenn man erst mal damit angefangen hat, stellt man schnell fest, dass die Not noch viel größer ist. So kamen weitere Tierarten dazu. Inzwischen kümmern wir uns auch um Siebenschläfer, Fledermäuse, Igel und Marder. Tierarten, die wir selbst nicht aufpäppeln können, geben wir an unsere Partnerstellen weiter“, sagt Marie-Theres Schurrer, die erste Vorsitzende des Vereins.
Sie selbst päppelt Fledermäuse (Foto) und Siebenschläfer auf …
Seit ihrem Bestehen leisten Schurrer viel Pionierarbeit in der Wildtierhilfe und sie hat sich inzwischen ein sehr großes Netzwerk aufgebaut.
Auch das medizinische Wissen und Spezialwissen der Wildtierretter ist immens groß. Das brauchen sie auch, denn in der Tiermedizin gibt es keine spezielle Ausbildung für Wildtiere. „Jede Tierart hat ihre eigenen Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten, verschiedene Stoffwechsel, müssen medizinisch wie auch allgemein unterschiedlich versorgt werden. Bei falscher Behandlung kann man sehr großen Schaden anrichten“, erklärt Marie-Theres Schurrer.
Die Experten ihres Netzwerks kommen aus der ganzen Welt und sind auf die einzelnen Tierarten spezialisiert.
In Hessen findet man die Expertin für Feldhasen, in Texas (USA) und Zürich (Schweiz) die Experten für Fledermäuse und bei Igeln ist die Deutsche Gesellschaft Pro Igel (www.pro-igel.de) ein perfekter Ansprechpartner.
Wildtiere kämpfen das ganze Jahr über ums Überleben, denn durch die Zerstörung ihrer Lebensräume kommen noch unzählige weitere Gefahren wie Straßenverkehr, wildernde Hunde, Umweltverschmutzung, Mahd, Gartengeräte wie Mähroboter, Tellersense und Fadentrimmer, Steingärten, Zäune, Pools, Nahrungsknappheit, Jagd, Lärm und vieles mehr dazu.
Umso wichtiger ist es, die Tiere vor Gefahren zu schützen und ihnen zu helfen, dass sie überleben.
Pro Jahr pflegt die „Wildtierhilfe Amerang“ im Schnitt etwa 200 Igel, 100 Fledermäuse, zirka 25 Siebenschläfer und etwa 15 Marder.
„Jedes Tier hat seinen Platz in der Natur und verdient es, aufgefangen zu werden. Dabei macht es keinen Unterschied wie groß oder klein ein Tier ist. Tiere brauchen einen sicheren Ort, wo sie auch zur Ruhe kommen können“, sagt Schurrer.
Für Igel und Co. eignen sich besonders naturfreundliche Gärten und eine Umgebung, wo große Gefahrenquellen wie Hauptstraßen, Swimmingpools oder sonstige Gefahren ausgeschlossen werden können.
„Der Lebensraum der Tiere wird zusehends kleiner. Umso wichtiger ist es, die Natur und die Wildtiere beim Bau von Häusern und Gebäuden miteinzubeziehen. Man kann zum Beispiel im Speicher Schlupfsteine für Fledermäuse einbauen, Holzverkleidungen offenlassen, Öffnungen schaffen, damit Wildtiere rein und raus können. Wenn man alles hermetisch zumacht, damit Wildtiere keinen Unterschlupf finden, ist das eine Bausünde“, erklärt die Wildtierexpertin.
Wer tierfreundlich bauen, sein Gebäude oder Grundstück tierfreundlich gestalten möchte oder sonst Rat zur Wildtierhilfe sucht, kann sich gerne an die „Wildtierhilfe Amerang“ wenden.
„Unser Team verbindet die Liebe zu den Tieren und ein toller Zusammenhalt. Wir machen ja alles ehrenamtlich. Zu jedem Tier haben wir einen persönlichen Bezug. Es ist so ein schönes Gefühl, wenn man die Tiere irgendwann dann wieder in die Freiheit entlassen kann.
Wir freuen uns immer sehr, wenn Leute uns unterstützen, helfen, Igel mitzupflegen oder ausgebildet werden wollen.
Ganz besonders suchen wir dringend Leute, die uns bei der Auswilderung helfen. Dazu brauchen wir naturfreundliche Gärten, die den Tieren einen sicheren und artgerechten Lebensraum bieten. Hierzu kann man sich gerne mit uns in Verbindung setzen“, sagt Schurrer.
Ihr ist vor allem auch wichtig, dass die Leute für die Tiere im Straßenverkehr sensibilisiert werden. Das sollte schon in der Fahrschule gelehrt werden. „Es ist so wichtig, dass jeder weiß, zu welcher Jahreszeit, zu welcher Tageszeit und an welchen Lokalitäten es häufig zu Wildwechsel und Wildunfällen kommt. Man muss nicht überall langsam sein, aber man sollte vorausschauend fahren. Es sollte einem bewusst sein, dass es zu bestimmten Jahreszeiten und vor allem auch in der Morgen- und Abenddämmerung gefährlicher wird. Bestimmte Tiere wandern und überqueren häufiger die Straßen, zum Beispiel in Waldgebieten oder Ortsrändern. Da ist erhöhte Vorsicht geboten“, warnt die Vereins-Vorsitzende.
Igel sind in Gärten zu Hause und nicht im Wald. Mittels hängender Zäune kann man Igeln Gärten zugänglich machen. Die süßen, stacheligen Kerle sind im Garten ein echter Glücksgriff, denn sie fressen Schädlinge und sorgen so im Garten für Ordnung.
„Ich wünschte mir, die Menschen hätten mehr Respekt vor den Tieren, denn Tiere geben uns sehr viel und machen unsere Welt so schön“, sagt Tierfreundin Marie-Theres Schurrer.
KS
Fotos: Wildtierhilfe Amerang / Kirsten Seitz
Wer Fragen hat, die Wildtierhilfe Amerang unterstützen, selbst Tiere aufpäppeln oder auf seinem Grundstück Lebensraum für Igel und Co. zur Verfügung stellen möchte, erhält Infos und Kontakt unter:
www.wildtierhilfeamerang.org
oder telefonisch unter der 01522-1348498 (auch WhatsApp).
Weitere Infos und Kontakte zur Wildtierhilfe unter:
www.wildtierschutz-deutschland.de/verletztes-wildtier-gefunden
Schaufenster






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