Impulse für die Begleitung früher Krisen im Landratsamt Rosenheim
Wenn Schwangerschaft, Geburt oder die erste Zeit mit einem Kind anders verlaufen als erhofft, geraten Familien schnell an ihre Grenzen. Wie Fachkräfte solche frühen emotionalen Krisen erkennen und Eltern sowie Kinder wirksam unterstützen können, stand im Mittelpunkt eines Fachtags im Landratsamt Rosenheim.
Rund 100 Fachkräfte aus Medizin, Pädagogik, Geburtshilfe und psychosozialen Arbeitsfeldern nahmen Anfang Dezember am Fachtag „Früh erkannt – gut begleitet“ teil. Im Fokus stand die „Emotionelle Erste Hilfe“ (EEH) – ein körper- und bindungsorientierter Ansatz zur Begleitung von Eltern und Kindern in frühen emotionalen Krisen.
Eröffnet wurde der Fachtag von Landrat Otto Lederer. In seinem Grußwort betonte er die besondere Bedeutung frühzeitiger Unterstützung für Familien in belastenden Lebensphasen: „Gerade Säuglinge und Kleinkinder sind besonders verletzlich. Umso wichtiger ist es, Belastungen früh zu erkennen und Familien zeitnah niedrigschwellige und professionelle Unterstützung anzubieten“, so Lederer. Die ersten Lebensjahre seien entscheidend für eine gesunde Entwicklung und sichere Bindung – hier trage die Gesellschaft eine gemeinsame Verantwortung.
Im Eröffnungsvortrag sprach Dr. med. Angela Kirschenhofer vom RoMed Klinikum Rosenheim über „Frühe Krisen in der Zeit rund um die Geburt“. Unter dem Titel „Zwischen Hoffen und Sorgen“ machte sie deutlich, wie groß die emotionalen Belastungen für werdende Eltern sein können – etwa bei unerwarteten Diagnosen, traumatischen Geburtserfahrungen oder Komplikationen rund um Schwangerschaft und Geburt. Eine sensible Begleitung und frühe Krisenintervention seien in diesen Situationen von zentraler Bedeutung.
Der Hauptvortrag von Notburga Egerbacher-Anker, Psychotherapeutin und erfahrene EEH-Fachberaterin, widmete sich der praktischen Anwendung der „Emotionellen Ersten Hilfe“. Sie zeigte anschaulich, wie Fachkräfte Eltern und Kinder in Krisensituationen stabilisieren und die frühe Beziehungsgestaltung unterstützen können, um langfristigen Belastungen vorzubeugen.
Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden das Thema in vier Dialogräumen. Aus den Perspektiven von Hebammenarbeit, Gynäkologie und Geburtshilfe, Schwangerenberatung sowie der Sternenkinder-Beratungsarbeit tauschten sie sich über konkrete Einsatzmöglichkeiten der EEH aus. Die Ergebnisse wurden anschließend in einem Podiumsgespräch zusammengeführt.
Dabei wurde deutlich: Die „Emotionelle Erste Hilfe“ bietet wertvolle Ansätze, um frühe Krisen professionell zu begleiten und langfristigen Bindungsproblemen vorzubeugen. Der Landkreis Rosenheim setzt deshalb weiterhin auf eine enge Vernetzung der Fachstellen rund um Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit, um Familien den Zugang zu passenden Unterstützungsangeboten zu erleichtern.
Organisiert wurde der Fachtag vom Fachdienst Frühe Kindheit (KoKi) des Kreisjugendamts Rosenheim in Kooperation mit der Gesundheitsregionplus des Landkreises Rosenheim. Die wissenschaftliche Leitung lag bei Dr. med. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts Rosenheim.
Bild: Landratsamt Rosenheim
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