Wasserburg schlägt Unterföhring mit 2:0 und springt an die Tabellenspitze

Im November können keine Pokale und Trophäen gewonnen werden, verspielt können sie aber sehr wohl werden. Diese Lektion hat der TSV 1880 Wasserburg aus dem Vorjahr gelernt und den am 31. Oktober nach einem Reset begonnenen Lauf mit einem 2:0-Sieg gegen den FC Unterföhring bis in die Winterpause fortgesetzt. Dass am Samstagnachmittag ganz spät im grauen Herbst ein weiterer Dreier eingefahren werden konnte, ist nur multikausal zu erklären. Zwei Aspekte betreffen die Planung, ein dritter die Einstellung.
 
Spult man ein Jahr zurück und blickt auf die letzte Woche vor der Winterpause enthalten die Spielberichtsbögen immer den Namen Michael Kokocinski. Der ewige junge Routinier gab damals aufgrund massiver Personalprobleme sein Comeback in der Ersten und es lag nicht an ihm, dass nur noch Unentschieden eingefahren werden konnten, denn er war auch mit nur wenig Training einer der Besten. Damals wuchs der Rückstand auf den Relegationsplatz auf zwölf Punkte an – eine Hypothek, die nicht mehr aufzuholen war. In diesem Herbst hatten die Löwen auch Ausfälle, doch sie strotzten gegen den FC Unterföhring geradezu vor Kraft. Der Kader wurde im Sommer in der Breite und Qualität verbessert, sodass Trainer Florian Heller nicht mehr auf die Ü40-Fraktion zurückgreifen musste. Mit Janik Vieregg stand auch ein Spieler auf dem Feld, den nach zwei Jahren Verletzungspause zu diesem Zeitpunkt in dieser Verfassung kaum jemand erwartet hatte. Heller hatte vor dem Spiel ein „Happy End“ des Fußballjahres gefordert, mit zwei Toren feierte Vieregg als Matchwinner auch sein versöhnliches Ende, da er nicht nur seit Wochen wieder Fußball spielen kann, sondern auch trifft.

Auf einem für diese Jahreszeit überraschend gut bespielbaren Platz entwickelte sich ein schnelles und intensives Landesliga-Spiel. Und damit sind wir beim zweiten organisatorischen Punkt: Die Verantwortlichen hatten im Vorfeld alles getan, was die Rasenpflege hergibt, um die Partie durchzuziehen. Dadurch wussten die Löwen auch die ganze Woche über, dass das Spiel stattfinden würde und konnten sich entsprechend darauf konzentrieren. So traten sie auch auf, denn sie nahmen die Bedingungen an, kämpften um jeden Ball und warfen sich in jeden Zweikampf. Da Unterföhrings Trainer vor dem Spiel eine Art „Vertrauensfrage“ gestellt und von seinen Spielern ein Bekenntnis zum Verein für mindestens eineinhalb Jahre gefordert hatte – alle anderen können sofort gehen –, standen elf hoch motivierte Gäste auf dem Feld. In der 36. Minute half aber auch die Treue nichts, denn die Innstädter machten einen abgewehrten Ball wieder heiß und kombinierten sich über Dominik Brich und Danilo Dittrich zurück an den Strafraum, wo der aufgerückte Manndecker Matthias Rauscher einen derart eleganten Steckpass auf Vieregg spielte, dass der Eindruck entstand, als ob Spielmacher Dittrich zwei Pässe in Folge gespielt hätte. Am Ende der sehenswerten Kombination stand Vieregg, der eiskalt zum 1:0 einschob.

Wasserburg setzte immer wieder auf seine Wuchtbrummen und Tanker, wodurch die meisten Torchancen auf das Konto von Robin Ungerath gingen, der aber immer im starken Torhüter Lorenz Neff seinen Meister fand. „Es war kein Spiel, bei dem man glänzen konnte. Wir haben aber ganz gute Mittel gefunden, um vor das gegnerische Tor zu kommen. Ich finde sogar, dass wir drei, vier Tore hätten machen können. Da hätte sich keiner darüber beschweren können“, so Heller über das Wasserburger Chancenplus. Das entscheidende 2:0 fiel nach knapp einer Stunde, als wieder ein abgewehrter Ball schnell scharf gemacht wurde und von Leon Simeth in die Mitte geflankt wurde, wo Ungerath köpfte und Vieregg dem Ball noch eine minimale Richtungsänderung gab, die entscheidend dazu beitrug, dass dieser via Innenpfosten ins Tor ging (62.). Der Torschütze durfte sich neben den beiden Vorbereitern auch bei seinem Friseur bedanken, dass dieser vorne die Haarspitzen beim letzten Mal etwas länger gelassen hatte.

Und nun kommt der mentale Aspekt, der den Löwen letztendlich den Sieg sicherte. „Zum Schluss war es eine brutale Willensleistung. Die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, hatte Heller erkannt. Stellvertretend dafür steht eine Megachance von Unterföhrings Nils Larisch, dessen Alleingang Lino Volkmer zur Bogenlampe abwehren konnte, die Johannes Lindner per eingesprungener Grätsche von der Linie klärte (83.). Hinter Lindner kam Maxi Biegel geflogen, auch er war bereit zu klären, was belegt, dass Wasserburg die Tür keinen Spalt mehr öffnen wollte. „Wir wollten unbedingt diesen letzten Heimsieg noch einfahren“.

Da Unterhaching II nicht spielte, sprangen die Löwen über die Winterpause sogar auf Platz eins. Vor einem Monat lagen sie noch neun Punkte hinter dem Spitzenreiter, wodurch dies in dieser engen Liga, in der bis zum achten Platz noch alle die Chance auf ganz oben haben, nicht zu erwarten war, gleichzeitig aber auch nichts heißt. Diese Ausgangssituation zum Ende des Fußballjahres fasst ein Bonmot des Sprachakrobaten Rudi Völler treffend zusammen: „Wir haben 50 Prozent geschafft, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht“.

Wasserburg: Volkmer, Biegel (85. Ferreira Goncalves), Lindner, Brich, Rauscher, Stellner, Dittrich, Simeth (77. Haunolder), Köck (66. Barthuber), Vieregg (71. Egger), Ungerath (87. Kononenko)

Tore: 1:0 Janik Vieregg (36.), 2:0 Janik Vieregg (62.)

Schiedsrichter: Maximilian Scheungrab (FC Aunkirchen)

Zuschauer: 187

JAH

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