Großes Interesse und kontroverse Diskussion beim gestrigen Infoabend
Viele Besucher waren der Einladung der Liste zur Kommunalwahl „Ideen für Soyen“ (IFS) gestern Abend beim Dorfwirt gefolgt. Neben einer Präsentation zu einer möglichen Ortsentwicklung wurde kontrovers diskutiert, was im Ort noch nicht so gut laufe. Besonders die Besucher aus den Soyener Ortsteilen brachten hier Kritik an.

In ihrem Vortrag erklärte Milena Hölzl von nonconform, dass neben einer nachhaltigen Ortsentwicklung ein Weiterdenken nötig sei – und zwar miteinander. Ein Ort der Zukunft solle bezahlbaren und diversen Wohnraum bieten, dem demographischen Wandel aktiv begegnen sowie Wohnraum für junge und alte Mitbürger zu schaffen, beispielsweise auch in Form von Mehrgenerationenhäusern. In einer Gemeinde der Zukunft gebe es Treffpunkte und Begegnungsflächen für Bürger, die den Austausch untereinander möglich machen und zur Stärkung der Dorfgemeinschaft beitragen. Auch eine Verbindung zwischen Tourismus und Alltag sowie eine Klimaneutralität seien wichtig. „Die Gemeinde der Zukunft steuert ihre Entwicklung aktiv und nutzt bereits vorhandene Ressourcen“, so Hölzl. Gelingen könne all dies mit dem Ansatz „Miteinander weiter denken“.

Ein Bürger bemängelte die nicht „sehr schön anzuschauenden“ Lagerhallen im Gewerbegebiet Graben. Außerdem sei eine Ortsmitte zwar wichtig, aber auch die Außenbereiche müssten gut erhalten werden. Es könne nicht sein, dass die Bürger ihre Wege selbst herrichten und Schlaglöcher ausbessern müssen.
Ernestine Singer schloss sich dem an. Man muss die ganze Gemeinde sehen. Ihrer Meinung nach integriere sich der „Hauptort“ nicht in die anderen Ortsteile. „Die neue Ortsmitte hat bestimmt nicht dazu beigetragen, dass Soyen zusammenwächst.“ Denn, so Singer weiter, in den Außenbereichen müssen die Leute mit der Schaufel ihre Schlaglöcher schließen.
Gemeinderat Ludwig Maier erklärte, dass die Planungen für die Ortsmitte über Wahlperioden hinweg gelaufen seien. Es wurde ein Arbeitskreis gegründet, dem sich auch die Bürger anschließen konnten. Schön wäre es gewesen, wenn die Veranstaltung für eine Gemeinde der Zukunft zusammen mit allen in Soyen antretenden Listen gemacht worden wäre.
Hierzu erklärte Markus Göschl, dass, gerade im Blick auf die kommende Kommunalwahl, ein gewisser Konkurrenzkampf nicht schade. Wichtig sei es, an einem Strang zu ziehen. „Die Gemeinde soll vorwärts kommen“. Natürlich sei ein Gewerbegebiet vor dem eigenen Wohnhaus nicht gut, aber Gewerbe sei sehr wichtig, auch um die Bürger zu entlasten.
Rudi Schiller ergänzte, dass es sich bei Graben seiner Meinung nach um kein richtiges Gewerbegebiet handele. „Das sind Lagerhallen“. Problem seien die fehlenden Betriebsleiterwohnungen, so wie es derzeit sei, bringe man keine Firmen nach Soyen.
Alt-Bürgermeister Karl Fischberger berichtete von den Schwierigkeiten, die es gegeben habe, bis es überhaupt zum Gewerbegebiet Graben gekommen sei. Es habe viele Bewerber gegeben, doch dann wurde durch den Naturschutz eine Inbetriebnahme fünf Jahre blockiert, danach kam Corona und alle Bewerber seien abgesprungen. Förderprogramme wurden gestrichen. „Es ist nicht immer alles so einfach und es sind nicht immer nur die Alten schuld“, so Fischberger.
Hierzu fügte Martin Krieg an, dass es wichtig sei, in die Zukunft zu schauen und altes hinter sich zu lassen. „Es ist, wie es ist. Vieles im Ort ist bereits gut, vieles aber auch nicht“.
Dem schloss sich ein Bürger an. Man müsse in die Zukunft schauen. Soyen bestehe nicht nur aus dem Ortskern. Es wäre gut, noch mehr Anlaufstellen außerhalb zu haben, als Beispiel nannte er den Wirt z´Rieden.
„Für mich ist mit Soyen eigentlich immer die ganze Gemeinde gemeint, nicht nur die Ortsmitte“, sagte die Zweite Bürgermeisterin Afra Zantner. Die Gemeindeverwaltung sowie der Gemeinderat arbeiten immer transparent. Auch über die Strukturplanung im Schlicht und Rieden wurde unter anderem im „Soyener Bürgerblatt“ berichtet, das jeder Bürger erhalte. Auch gebe es die Möglichkeit, die Bürger-Viertelstunde im Rahmen der Gemeinderatssitzung zu besuchen oder im Rathaus vorbeizukommen.
Unterschiedlich wurde auch die Idee von Mehrgenerationenhäusern gesehen. Dass die älteren Bürger den jüngeren helfen, sei grundsätzlich eine gute Idee, so Rudi Schiller. „Aber so was kann man nicht vorgeben, das muss sich entwickeln.“ Afra Zantner ergänzte, dass es bei solchen Projekten sehr wichtig sei, die Bürger von Anfang an mitzunehmen. Dies sei eine große Herausforderung. Auch sei zu bedenken, dass nicht jeder so eine Wohnform bevorzuge.
Im Anschluss an die Diskussion dankte Markus Göschl allen, die gekommen waren. „Wir haben die Möglichkeit, zu gestalten und mitzuwirken“. Eine „bayerische Streitkultur“, wie sie bei der Diskussion aufgekommen sei, dürfe dabei nicht fehlen. Wichtig sei, dass man vorwärts komme. „Jeder soll in Soyen das finden, was er sucht.“
Unser Bild oben zeigt von links Milena Hölzl, Rudi Schiller, Ernestine Singer, Martin Krieg und Markus Göschl.
TANJA GEIDOBLER
Schaufenster



Toller Bericht von dieser sehr informativen Veranstaltung. Er rührt sich was in Soyen. Bin zwar nicht unzufrieden mit der jetzigen Gemeinde(verwaltung)- sie machen einen guten Job, aber es ist eine neue Aufbruchstimmung hier in Soyen zu spüren.
Ich kann mir nicht helfen. Mir ist nicht klar, warum sich manch (bestimmt nicht alle) Bürger, die nicht im Ortskern wohnen, so benachteiligt vorkommen. Dass sich Geschäfte, Praxen, Apotheke usw. hauptsächlich im Ortskern ansiedeln, ist doch normal. Wenn die Schlaglöcher das dringlichste Problem sind, dann ist es schon Jammern auf hohem Niveau. Früher waren sich die Leute auch nicht zu schade, mal ein Schlagloch selber auszubessern, wenn sie es gestört hat.
Sollen alle größeren Orte im Gemeindegebiet mit Praxen, Geschäften usw. ausgestattet werden? Wie gesagt, ich kann den tatsächlichen Grund der Unzufriedenheit weder erkennen, noch in dem Bericht rauslesen.
Das mit den Schlaglöchern hört sich für manche „lächerlich“ an, ist es aber nicht. Hier geht es nicht um 5m Weg, der erhalten, geräumt, gestreut werden muss, sondern um längere Zufahrtsstraßen. Das ist nicht mit einer Grundstückseinfahrt im Ortskern vergleichbar. Ältere Menschen haben gar nicht die Möglichkeit, das einfach so zu erhalten. Das Gleichheitsprinzip bleibt hier auf der Strecke, wenn bei einem geringen Teil der Bürger kein Räum-, Streudienst und Erhalt der Straßen praktiziert wird.
Von Räum- und Streudienst war hier auch nicht die Rede.
Du brauchst dringend mal einen Kurs. Immer das Gleiche mit dir. Nur das verstehen, was man lesen will, nicht was da steht
Nicht mal die Gemeinden trauen sich noch selbst eine Straße auszubessern aus Angst vor Klagen und Ansprüche nach Unfällen. Alles wird an Firmenkonstrukte outgesourced. Und du willst, dass die Leute selbst Straßen flicken?
Straßen flicken und ein paar Schaufeln Kies sind zwei verschiedene Sachen. Und es gibt welche, die sich das zutrauen und auch machen.
@Kurz: Hast du den Artikel gelesen?
Konkurrenz belebt das Geschäft, in einer Demokratie ist es wichtig auch andere Meinungen zu respektieren.
Destotrotz macht meiner Meinung nach die amtierende Gemeinde Verwaltung eine gute Arbeit.
Man kann es nie jedem Recht machen.
Solange man Wahlkampf im demokratischen Sinne macht ist alles in Ordnung.
Die heutige Zeit ist durch Helden und Experten geprägt. Helden sind z.B. LKW- Fahrer oder Postboten oder jeder der einfach seine Arbeit macht. Bei Experten ist es hier jedoch nicht ganz erklärlich welche Rolle sie einnehmen und auf was sie hinaus wollen.
Wir haben eine gut funktionierende Gemeindeverwaltung (mit erhöhten Personalstand), die finanzielle Lage ist wie bei anderen Gemeinden auch angespannt und es scheint so, dass die Mehrheit der Bürger zufrieden ist. Einige beklagen das selbstständige geforderte Ausbessern der Schlaglöcher, noch viel weniger sind wirklich davon betroffen. Aber man kann ja mal jammern…. Solche Entscheidungen der Gemeinde haben ihre Ursache in dem stark übertrieben Anspruchsdenken der Bürger.
Und der „Hauptort“ ist nun mal Soyen, und es war dringend notwendig das Bahnhofsgelände in der Ortsmitte aufzuwerten. Derartige Parolen wie von Frau Singer werden die gesamte Gemeinde, den „Hauptort“ und die Außenbereiche eher Spalten als zusammenführen. Vielleicht ist das im Zeichen der Kommunalwahlen auch so gewollt?
Der allgemein gehaltene Vortrag von der Fa. Nonconform hat meines Erachtens mit Soyen nicht viel gemein. Das Leben in Mehrgenerationenhäusern ist hier auf dem Land für Ortansässige eher nicht gefragt. Hier sehe ich die Gemeinde nicht in der Pflicht, da dieses Modell wenn überhaupt mehr von älteren Neubürgern genutzt werden würde, die das Angebot gerne annehmen.
Kein wirklich auffindbarer Ortskern, nur der See mit dem Campingplatz, längs der Bahnlinie ein hoffnungsloser Versuch, ein Haufendorf daraus zu machen und ein angranzendes Wohngebieht, das sich als „Kitzberg“ deutlich abgrenzt. Es ist und bleibt ein „Kaff“, so hat das einst schon ein Klassenkamerad und damaliger Soyener Jungbürger bezeichnet.