Gözde Ju stellt beim AK 68 ihre Werke aus - Gestern war Ausstellungseröffnung

Sie stammt aus der südöstlichen Türkei, aus Adana. Seit fünf Jahren lebt sie nun in Frankfurt und jetzt stellt sie ihre künstlerischen Werke beim AK68 in Wasserburg aus – Gözde Ju (Zweite von links). Gestern war Ausstellungseröffnung in den Räumen der ehemaligen Polizeiinspektion.

Die Vorsitzende des AK68, Katrin Meindl, betonte in ihrer Einführung, dass dies zwar die fünfte Ausstellung sei, die in diesem Jahr in der „Alten Polizei“ eröffnet werden, dass es sich hier aber zum ersten Male um eine Ausstellung handle, bei der eine Künstlerin alleine ihre Werke ausstellt.

Bei der Vernissage freute sich Katrin Meindl auch über die Anwesenheit des Zweiten Bürgermeisters Werner Gartner und mehrerer Mitglieder des Stadtrates und stellte sogleich die Frage, wie Gözde Ju nach Wasserburg komme und die Antwort war schnell gefunden: Durch das Portal Instagram. Katrin Meindl sei von der Kunst von Gözde Ju fasziniert gewesen, sie habe ihr geschrieben und die Künstlerin habe geantwortet. Der Kontakt entwickelte sich und Gözde Ju gestand, sie habe sich ins Ganserhaus „verliebt“. Und nun stelle sie nicht im Ganserhaus aus, sondern hier in der „Alten Polizei“. Es sei schon eine Herausforderung für eine einzelne Künstlerin, die über 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche mit Kunst zu füllen, ansprechend zu gestalten. Und genau das sei Gözde Ju gelungen.

Ausgestellt würden die Arbeiten der letzten fünf Jahre. Überrascht habe sie, ergänzte Katrin Meindl, dass die gesamte Kunst der letzten fünf Jahre in ein kleines Auto gepasst habe. Und die Antwort war schnell gefunden. Gözde Ju arbeitet sehr gerne mit weichen Stoffen, die sie mit Kunst erfüllt. Das kann man zusammenlegen und dann auch in einem normalen Pkw transportieren. An die 100 Kunstwerke werden ausgestellt, vorwiegend künstlerisch bearbeitete Textilien, aber auch Videoinstallationen gehören dazu. In der Kunst hat sie neue Wege beschritten, die Aufmerksamkeit erregen können und auch faszinieren können. So hat sie beispielsweise mit der Nähmaschine Bilder gestaltet, der Faden ersetzt hier also den Pinsel, sozusagen. 

Die Künstlerin, die in Istanbul Malerei und Druckgrafik studiert hat, kam zu Beginn der Corona-Pandemie nach Frankfurt am Main und wohnt seither dort. Beeindruckend sind auch ihre Kaltnadelradierungen, die sie mit Nadel und Faden gestaltet hat.

Gözde Ju hat zwei große Themen, die sie immer wieder beschäftigen, ja förmlich umtreiben: Das ist zum einen die Rolle der Frau. In der Geschichte hätten Frauen häufig im Verborgenen gewirkt und dabei sei doch deren Rolle so eminent wichtig. Mit ihren Arbeiten will sie die Frauen aus der anonymen Verborgenheit herausholen. Und dies gelingt der Künstlerin mit ihren Werken sehr gut.

Das zweite Thema ist die Migration. Sie lebe heute in Deutschland, schaue auf ihre türkische Heimat aus der Distanz und dabei gesteht sie, dass sie beides will:  Heimat bewahren und gleichzeitig überwinden, damit sie neu gestaltet werden könne. Damit wird ihre Kunst gleichzeitig ein Ergebnis der brennenden Fragen unserer Zeit.

Kunst kann man natürlich kaufen. So ist es auch hier. Die Kreationen von Gözde Ju können zum Preis zwischen 300 Euro und 10.000 Euro erworben werden.

Die Ausstellung in der „Alten Polizei“ ist höchst sehenswert. Sie kann bis zum 12. Oktober immer donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr besucht werden.

PETER RINK

Schaufenster