Harfenistin Silke Aichhorn verzauberte am Freitagabend Publikum im Rathaussaal
Die Harfe gilt seit der Antike als das Instrument der Engel und Götter. Im Rahmen der Wasserburger Rathauskonzerte hat nun die international bekannte und virtuos spielende Silke Aichhorn in einem Solokonzert ihr Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt. „Die Harfe ist ein sehr athletisches Instrument“, so titelte es einst die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die in Traunstein lebende Harfenistin moderierte dabei ihr eigenes Solokonzert selbst, und zwar mit einem gehörigen Maß an Humor.
Peter Ustinov hatte einmal bemerkt, dass es die schwierigste Sportart sei, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Silke Aichhorn beherrscht diese Sportart auf jeden Fall sehr gut. Die Harfe, auf der sie spiele, sei ihre siebente Konzertharfe, denn bei der Harfe sei es wie bei ihr, beide verlören mit der Zeit ihre Spannkraft.
Schließlich müsse auch ihre Harfe viel reisen, so an die 40.000 Kilometer pro Jahr kämen da schon zusammen.
Silke Aichhorn erläutert dem Publikum auch die Kunst des Harfespiels. Eine Konzertharfe mit sieben Pedalen, wie sie es im Rathaussaal präsentierte, koste schon einmal gut 50.000 Euro.
Und dann zeigte sie dem begeisterten Publikum, was sie unter filigraner Fingerfertigkeit versteht. Wie ein höchst feinfühliger Wirbelwind glitten ihre Finger über die Saiten und zupften die Harmonien in höchst melodischer Weise, so dass die Wasserburger förmlich verzaubert werden konnten. Mit dem „Einzug der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Solomon“ von Georg Friedrich Händel eröffnete sie das Konzert und leitete sofort zur „Fantaisie sur un thème de Haydn“ von Marcel Grandjany, jenem bekannten französischen Harfenisten des frühen 20. Jahrhunderts über. Das Publikum quittierte mit euphorischem Applaus die unglaublich farbig spielende Silke Aichhorn.
Dann folgte eine Szene aus Peter Tschaikowskys „Schwanensee“ und Silke Aichhorn bat das Publikum, allenfalls leise mitsingen zu wollen, wusste sie doch, wie groß bei manchem die Verführung sein dürfte, diese zauberhaften Klänge mitzusingen. Mit unglaublicher Verve flogen die Finger der Harfenistin über die Saiten und füllten den Rathaussaal mit schier himmlischen Klängen, ein Engelsinstrument eben.
Mit dem ukrainischen Volkslied „Dumka“, was so viel heißt wie „Gedanke“ oder „Betrachtung“ von Wassil Barvinsky machte Silke Aichhorn auch auf die aktuellen politische Krisen in unserer Zeit aufmerksam und leitete dann zu Bedřich Smetanas „Die Moldau“ über jener Programmmusik, die der tschechische Komponist über den Fluss schrieb, dessen zwei Quellflüsse im Böhmerwald und im Bayerischen Wald entspringen und der hinter Prag in die Elbe mündet. Die Energie der Quelle und der weitere mal ruhige, mal fast stürmische Verlauf des Flusses wurde durch das Harfenspiel von Silke Aichhorn sehr eindrücklich in den Rathaussaal getragen, aber auch eine Jagd und eine Bauernhochzeit werden musikalisch den Zuhörern nahegebracht.
Nach der Pause spielte die Harfenistin modernere Werke. Bei allen Stücken vermochte es Silke Aichhorn in verzaubernder Weise, dem Publikum schlüssig zu vermitteln, warum dieses Instrument das „Engelsinstrument“ genannt wird. Kompositionen von Monika Stadler, John Thomas, Gabriel Fauré und Uno Alexander Vesje kamen auf diese Weise zu Gehör.
Das Publikum war nunmehr gefangen und gefesselt, sodass Silke Aichhorn mit der Barcarole auf Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ aufwarten konnte, bevor sie mit „Harping on the Harp“ von Robert Maxwell zum Abschluss dieses begeisternden Abends kam. In ihrer Moderation ließ sie den voll besetzten Rathaussaal noch wissen, dass die aus Österreich stammende Gattin Ludwig XVI., Marie Antoinette, die Harfe im ausklingenden 18. Jahrhundert nach Frankreich gebracht habe und es im Paris des 19. Jahrhunderts zwei Harfenbauer gegeben habe.
Heute gebe es weltweit zehn Manufakturen für Harfen.
Der Applaus des Publikums war derart eindringlich und lang anhaltend, dass Silke Aichhorn noch zwei Zugaben präsentierte: eine von Sancho und eine zweite in Anlehnung an Mozarts „Alla Turca“. Mit „Alla Turca Jazz op.5b“, geschrieben von dem türkischen Komponisten Fazil Say, begeisterte Silke Aichhorn an diesem Abend ein letztes Mal das Wasserburger Publikum.
Das nächste Rathauskonzert findet im Oktober 2025 statt, und zwar am Samstag, 18. Oktober. Das Alegrìas Guitar Trio wird das Wasserburger Publikum zu einem klassischen Konzertabend, gestaltet von Gitarren, entführen.
PETER RINK
Schaufenster





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