Unsere „Mutmacher“-Geschichte über eine junge Frau aus der Ukraine

Viktoriia S. kann wieder ein bisschen lächeln. Ist ihre Geschichte heute doch eine berührende, berufliche Erfolgsgeschichte einer jungen Frau aus der Ukraine, die wegen des Kriegs in ihrem Land in unsere Region gekommen ist. Der studierten Juristin ist es gelungen, eine Beschäftigung in ihrem Fachbereich zu finden.

Eine „Mutmacher“-Geschichte für Menschen, die eine neue Arbeit suchen, die aus anderen Ländern – ohne Sprachkenntnisse – in unser Land kommen. Und eine „Mutmacher“-Geschichte auch für Arbeitgeber, die neue Auszubildende und neue Arbeitskräfte suchen …

Die heute 37-Jährige spricht darüber, wie alles begann: „Vor etwa genau zwei Jahren – Ende März 2022 – floh ich mit meiner Familie aus der Ostukraine, da meine Heimatstadt besetzt war im Kriegsgeschehen.“ Einen Aufenthaltstitel habe sie dann zwei Monate später erhalten und sie habe sofort zu arbeiten begonnen, da sie es gewohnt gewesen sei, sich selbst zu versorgen. Zunächst habe sie als Helferin im Gastgewerbe gearbeitet.

Nach einem halben Jahr hat Viktoriia begonnen, einen Integrations-Deutschkurs zu besuchen und sie erlangte so ein Zertifikat auf dem sogenannten Niveau B1. Da sie von ihrem ukrainischen Beruf her Juristin ist, war schnell klar: Recht und Rechtswissenschaften sind so richtig kompliziert in einer fremden Sprache. Aber so hoch dieses Hindernis auch war, ihre Leidenschaft ist groß für ihren Beruf und so suchte die junge Frau hier nach Möglichkeiten zur beruflichen
Weiterentwicklung …
Nun kam das Jobcenter Landkreis Rosenheim mit ihrer Ansprechpartnerin Valeria Lerche ins Spiel. Die sagt: „Die Erfolgsgeschichte von Frau S. verdeutlicht eindrücklich, wie entscheidend die sprachliche Integration für den beruflichen Weg sein kann. Als sie nach Deutschland kam, stand sie zunächst vor der Herausforderung, ohne Deutschkenntnisse in ihrem neuen Umfeld Fuß zu fassen. In den ersten Gesprächen mussten wir sehr kreativ sein, um uns zu verständigen.
Doch Frau S. war fest entschlossen, die deutsche Sprache zu meistern, wohlwissend, dass dies der Schlüssel zu neuen, beruflichen Chancen sein würde. Und
wir haben ihr mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln geholfen.“

Konkret bedeutete das, dass das Jobcenter die junge Ukrainerin dabei unterstützte, eine Bestätigung für den beruflichen Deutschkurs auf dem Niveau B2 sowie eine Übersetzung des Master-Diploms in Rechtswissenschaften zu erhalten.

„Nach dem Erreichen des Sprachniveaus B2 änderte sich die Situation grundlegend. Frau S. konnte nun Gespräche auf Deutsch führen, was ihr den Weg in die Ausbildung als Rechtsanwalts-Fachangestellte in der renommierten Rosenheimer Kanzlei Eisenrieder, Wachter, Dr. Frank, Schiebusch und Müller ebnete“, so Valeria Lerche vom Jobcenter.

Die Rechtsanwälte Joachim Schiebusch und Christian Wachter, die das Vorstellungsgespräch mit der jungen Juristin geführt haben, heben heute rückblickend vor allem die vorherige Qualifikation als Juristin in der Ukraine und die Zielstrebigkeit von Viktoriia S. bei der Bewerbung als Pluspunkte heraus. „Beim Gespräch überzeugten uns die fließenden Deutschkenntnissen und ihre Beharrlichkeit. Die Bewerbung stach positiv hervor und die Zusage für den Ausbildungsplatz folgte prompt“, erzählen sie.

In den kommenden beiden Jahren wird sie nun von der Kanzlei unterstützt, um ihre fachlichen Kenntnisse zu vertiefen und an ihre bisherige Qualifikation
anzuknüpfen.

Das Jobcenter Landkreis Rosenheim unterliegt der gemeinsamen Trägerschaft vom Landratsamt Rosenheim und der Agentur für Arbeit Rosenheim. Die
Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim, Dr. Nicole Cujai, freut sich über Erfolgsfälle wie den von Viktoriia S..

Sie lädt Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ein, sich wegen Unterstützungsmöglichkeiten bei der Aufnahme einer Ausbildung oder einer Arbeit und auch während deren Verlauf zu informieren:
„Wir haben unterschiedliche Instrumente, von der Probearbeit oder einer Einstiegsqualifizierung bei der Ausbildung über Qualifizierungsangebote direkt am
Arbeitsplatz oder Nachhilfeunterricht zum Berufsschulstoff.

Speziell für geflüchtete Menschen haben wir den „Job-Turbo“ (https://www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo), der deren Beschäftigung voranbringen soll.

Rufen Sie die Ansprechpartner vom Arbeitgeberservice gerne unter der kostenlosen Servicenummer 0800 4 5555 20 an“, sagt sie.

Die Agenturleiterin und der stellvertretende Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Rosenheim, Markus Huber, sagen: „Diese Geschichte unterstreicht nicht nur die Bedeutung der sprachlichen Integration und des Kompetenzerwerbs für die berufliche Entwicklung, sondern zeigt auch, wie durch Eigeninitiative und die Unterstützung durch Impulsgeber wie das Jobcenter nachhaltige Erfolge im Arbeitsmarkt erzielt werden können. Frau S. ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie der Erwerb sprachlicher Kompetenzen und die aktive Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft Hand in Hand gehen.“

Viktoriia S. sagt selbst abschließend:

„Jetzt bin ich hier in einer erfolgreichen Kanzlei und absolviere eine duale Ausbildung, die es mir ermöglicht, deutsches Recht zu erlernen, mein Deutsch zu verbessern, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und zu arbeiten. Ich möchte allen Ukrainern und anderen, die Arbeit suchen, sagen, dass alles möglich ist. Solange man nicht wartet, sondern handelt.

Lerne die Sprache auf jede erdenkliche Art und Weise.
Jeder kann einen passenden Arbeitsplatz oder eine passende Ausbildung finden. Aber man muss suchen und an alle Türen klopfen, dann werden sie sich öffnen.“

Das Foto zeigt von links: Valeria Lerche (Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Rosenheim), Rechtsanwalt Joachim Schiebusch (Kanzlei Eisenrieder, Wachter, Dr. Frank, Schiebusch und Müller), Viktoriia S. (Auszubildende Rechtsanwalts-Fachangestellte) und Birgit Manigatterer (Personalabteilung Kanzlei Eisenrieder, Wachter, Dr. Frank, Schiebusch und Müller).