Beerdigung im engsten Kreis – Öffentlicher Empfang am 26. November zur Mittagszeit im Theater Wasserburg geplant

Uwe Bertram ist tot. Der Schauspieler, der zuletzt rund 20 Jahre lang das Theater Wasserburg geleitet hat, starb nach einem über zweieinhalb Jahre währenden Kampf gegen Krebs. Am 26. November wäre er 60 Jahre alt geworden. Ein weiterer „runder Geburtstag“ stand kurz bevor: am 1. Januar 2023. Am 1. Januar 2003 war er als Leiter des Theaters angetreten.

Als das Theater Wasserburg unter seiner Direktion fünf Jahre bestanden hatte, beschrieb der damalige Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Klaus Jörg Schönmetzler, seines Zeichens auch Dramaturg der Herrenchiemsee-Festspiele, das Haus als „Leuchtturm“ unter den bayerischen Privattheatern und Uwe Bertram als „Seele, Motor und Herz“. Der Leuchtturm auf der Insel Hiddensee war für Uwe Bertram von Kindheit an immer ein wichtiger Bezugspunkt gewesen, sein Leben endete in einem Raum, in dem das Bild eines Leuchtturms hing. Träume, einen Weg als Frachtschiff-Kapitän oder auch Flugkapitän einzuschlagen, münzte er um: Das Theater Wasserburg wurde zu seinem „Schiff“, sein Ensemble wurde zu seiner „Mannschaft“.

Sein Weg ins Theater hatte erst nach DDR-Sportruderer-Training in Jugendjahren und einer Schlosserlehre als junger Erwachsener begonnen: Erste Theaterclub-Treffen in seiner Geburtsstadt Magdeburg, eine Beleuchter-Ausbildung und damit verbundene erste Begegnungen mit der Bühne haben dann doch sein Interesse geweckt. Er wurde auf der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspiel, Außenstelle Rostock, aufgenommen und arbeitete nach dem Abschluss einige Jahre als Schauspieler am Volkstheater Rostock, bevor als weitere Stationen unter anderem das Residenztheater München, das Stadttheater Bern und das Schauspiel Frankfurt dazu kamen. Unter anderem gehörte er zum Ensemble von Stéphane Braunschweigs Inszenierungen „Woyzeck“ und „Gespenster“. Auch auf den Salzburger Festspielen und auf der Ruhrtriennale gastierte er – in Produktionen von Theaterregisseurin Andrea Breth.

Seine Erfahrungen aus den Stadttheatern, seine Begegnungen mit Intendanten und seine Zusammenarbeit mit Regisseuren hat er mit nach Wasserburg am Inn gebracht, um dort eine Wirkungsstätte zu generieren, die er selbstbestimmt führen konnte. Die Stadt Wasserburg, der Landkreis Rosenheim, der Bezirk Oberbayern und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst standen seinem Ansinnen zur Seite und stellten sich als Fördergeber zur Verfügung, sodass das Theater Wasserburg zu dem werden konnte, als was es heute wahrgenommen wird: als Ort, an dem mittels aller Sparten unter der Voraussetzung inszenatorischer Klarheit, darstellerischer Wucht, inhaltlicher Schärfe, sinnlicher Intensität und mutiger Haltung ein offener gesellschaftspolitischer Diskurs gepflegt wird.

Für seine Verdienste, dieses Anliegen nachhaltig mit schonungslosem persönlichen Einsatz umzusetzen, hat Uwe Bertram 2010 den Kulturpreis des Landkreises Rosenheim und 2015 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Sein Streben, sich zugunsten seines ungebrochen hohen Qualitätsanspruchs immer wieder mit streitbarer Diskussionsfreude an Themen abzuarbeiten, fand auch Unterstützung aus der Wirtschaft: Der Wasserburger Unternehmer Peter Dörr stand ihm von Anfang an nicht nur als Sponsor, sondern auch als kaufmännischer Berater zur Seite. Nicht zuletzt konnte der 59-Jährige sein Theater jenseits großstädtischer Infrastruktur durch den Zuspruch seitens des Publikums aufbauen und weiterentwickeln.

Nebenher setzte er sich ehrenamtlich auch durch Verbandstätigkeit für die Belange der Theaterszene ein – unter anderem im Deutschen Bühnenverein, im Verband Freie Darstellende Künste Bayern, im Kulturforum Rosenheim und im Kulturkreis Wasserburg. Er war Jury-Mitglied zur Vergabe des Bayerischen Kunstförderpreises seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und externer Jury-Berater zur Vergabe des deutschen Theaterpreises „DER FAUST“.

Um Uwe Bertrams 20-jährige Arbeit weiter zu würdigen und zu erhalten, steht die Mannschaft parat, das Theater Wasserburg in seinem Sinne fortzusetzen. Zunächst werden die bestehenden Spieltermine bis einschließlich Dezember so erhalten bleiben, wie sie angesetzt sind. Die Beerdigung soll an seinem Geburtstag, Samstag, 26. November, auf Wunsch der Familie im engsten Kreis stattfinden. Im Anschluss daran wird es gegen Mittag im Theater Wasserburg / in der Bar Helmut einen offenen EMPFANG geben, an dem alle nach Belieben teilnehmen können. Der Jubiläumsmonat Januar 2023 wird dann zu einem spielterminfreien Gedenkmonat für Uwe Bertram.

Bild oben: Uwe Bertram als Gastgeber der jährlichen Wasserburger Theatertage. Foto: Christian Flamm

Bilder unten: Uwe Bertram als Schauspieler in „Der zerbrochene Krug“ von Kleist in einer Inszenierung von Andrea Breth auf der Ruhrtriennale 2009 – mit Wolfgang Michael, Marie Burchard und Swetlana Schönfeld (von links). Foto: Bernd Uhlig

Uwe Bertram 2012 bei der Auszeichnung für die Musiktheaterproduktion „The Black Rider“ auf den Bayerischen Theatertagen in Augsburg mit Schauspieler Thomas Loibl, der als Laudator fungierte. Foto: Nick Schoeltzel

Uwe Bertram bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2016 durch den damaligen Bayerischen Kunstminister Ludwig Spaenle. Foto: STMBW

Uwe Bertram in einer der seltenen Produktionen am Theater Wasserburg, in denen er auch selbst einmal spielte: „Pension Schöller“, Regie: Nik Mayr, 2019. Foto: Christian Flamm