Über 200 Teilnehmer bei der politischen Infoveranstaltung zum Brennernordzulauf

Wie berichtet fand jetzt eine Infoveranstaltung zum Brennernordzulauf am Sportplatz bei Ostermünchen statt. Anwesend waren die Bundestagskandidaten Pankraz Schaberl (SPD), Ates Gürpinar (Die Linke), Ludwig Maier (ÖDP), Gerhard Schloots (FW) und Martina Thalmayr (Grüne).

Als Sachverständiger war Dr. Vieregg von der Vieregg-Rössler GmbH vor Ort, ebenso Ralf Exler vom Gemeindeforum Rosenheim Süd und Peter Kaspercyk (Bund Naturschutz) sowie Ostermünchens Bürgermeister und Vertreter der CSU vor Ort.

Gemeinderat Prechtl hatte zu Anfang des Abends alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt und sich für das trotz der rasch kalt werdenden Temperaturen zahlreiche Publikum bedankt.

Mit etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Veranstaltung der Liste 83104 erfolgreich. Die Moderation übernahm Adelheid Rupp (ortsansässige Rechtsanwältin).

Georg Weigl hat als Bürgermeister die Gemeinde Tuntenhausen vertreten und auch die CSU, da die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig wegen einer Bundestagssitzung nicht anwesend sein konnte.

Er stellte zunächst klar, dass die Planung des Brennernordzulaufes durch das Inntal und Rosenheim nicht zu verhindern ist, weswegen man frühzeitig Einfluss nehmen müsse. Besonders die Planung Ostermünchen-Grafing sei zu begleiten.

Zudem spricht er sich für eine Untertunnelung aus und hält eine Verlegung des Bahnhofs Ostermünchen für sinnfrei.

Ates Gürpinar (Linke) entgegnet zugleich, dass eine Trassenführung und Untertunnelung an sich sinnfrei seien.

Als einzig allein sinnvoll erachtet er die Ertüchtigung der Bestandstrecke und einen extensiven Lärmschutz mit Blick auf die bereits jetzt stark belasteten Anwohner.

Zudem verwies er darauf, dass die Untertunnelung ökologisch belastender sei, als die Ertüchtigung der Bestandsstrecke, was auch durch den Sachverständigen Vieregg bestätigt wurde.

Ludwig Maier (ÖDP) bedauerte, dass die Bestandsstrecke bisher niemals in die Prüfung gekommen sei und ein Ausbau nicht begutachtet worden sei. Ein großes Anliegen sei es, dass die Entscheidungen hierzu nicht nur vom Verkehrsministerium und vom Bundestag getroffen werden, sondern die Bürgerinnen und Bürgern in Form von bundesweiten Volksentscheidungen miteinbezogen werden.

Pankraz Schaberl (SPD) stellte klar, dass ein beabsichtigter Flächenverbrauch – egal wo – bitter wäre. Auch er betonte, dass der Bedarf der Neubaustrecke nicht nachgewiesen sei. Herr Schaberl ist nach Rücksprache mit Spediteuren zu dem Schluss gekommen, dass „Just-in-Time“ Transporte mit der Bahn nicht realisierbar seien.

Auch Gerhard Schloots (FW) sprach sich für die Ertüchtigung der Bestandsstrecke aus.

Martina Thalmayr (Grüne) sprach dagegen von einem „Dilemma“. Sie betont, dass eine Verkehrswende und Klimaschutz nur mit mehr Güterverkehr auf der Schiene möglich seien. Sie finde aber auch die Forderungen der Brennerinitiative für berechtigt, es fehlen ihr verlässliche Zahlen zum Bedarf der Neubaustrecke – gleichermaßen sieht sie aber auch die Bestandsstrecke schon bald am Limit.

Dr. Vieregg als Sachverständiger erläuterte, dass erste Planungen einer oberirdischen, kürzeren Strecke über Bad Aibling einen Kosten-Nutzen-Faktor von 1,2 ergaben. Dies bedeute ebenso, dass längere und insbesondere untertunnelte Strecken nicht wirtschaftlich sein können, da der Kosten-Nutzen-Faktor hier unter 1,0 läge.

Erstaunlich sei es, dass der Brennernordzulauf das einzige Projekt dieser Größenordnung ohne Kostenangaben und Wirtschaftlichkeitsprüfung sei.

In dem Szenario des Bundesverkehrsministeriums werde von 400 bis 500 Güterzügen pro Tag im Inntal ausgegangen. Derzeit seien es jedoch nur 80 Güterzüge und etwa 80 Personenzüge.

Selbst wenn es zu einer Neubaustrecke kommen würde, so gäbe es ab Grafing Probleme, da hier die Strecken wieder zusammengeführt würden.

Auch Dr. Vieregg stellt wie einige Vorredner klar, dass Tunnel keine sinnvolle Lösung seien– Tunnel seien etwa fünf Mal so teuer wie vergleichbare, oberirdische Eisenbahnstrecken.

Zusammenfassend sprach sich Dr. Vieregg dafür aus, die Bestandsstrecke in Teilabschnitten zu modernisieren und insbesondere den Bahnhof Rosenheim logistik-freundlicher zu gestalten.

Peter Kaspercyk (Bund Naturschutz) spracg sich ebenfalls aus ökologischen Gründen gegen den Tunnel aus und zweifelte das Trassenauswahlverfahren an, da die Bestandsstrecke völlig außer Acht gelassen worden sei. Er forderte, die ganze Planung im Bundestag neu anzufangen.

Im Publikum kam im Anschluss an die Diskussion die Frage auf, was mit der Petition für den Modernisierung der Bestandsstrecke aus dem Jahr 2019 mit über 35.000 Unterzeichnenden geworden sei? Die Politikerinnen und Politikern entgegneten, diesen in Zukunft mehr Beachtung schenken zu wollen.

Von Bürgern aus Rohrdorf kam zudem die Forderung, die Planung des Brennernordzulaufes aus dem Verkehrswegeplan streichen zu lassen.

Die Überraschung des Abends war, dass neben dem Sachverständigen Vieregg der Bundestagskandidat der Linken den meisten Applaus für seine klare und pointiert vorgetragene Haltung, die sich an der konkreten Situation der Anwohner orientierte, erhielt, so der Veranstalter.

Die Liste 83104 appellierte an die Teilnehmer, im September bei der Bundestagswahl wählen zu gehen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu setzen und bedankte sich für das rege Interesse …