Wie aus dem Ruheständler Hans Thaler ein glücklicher Museumsbesitzer wurde

Mit einer kleinen Vitrine fing alles an. Aus Platzmangel für seine geliebten Sammlerstücke aus der Wildwest-Zeit wurde aus dem Ruheständler Hans Thaler ein glücklicher Museumsbesitzer. 

Dafür wandelten er und seine Frau Paula einen nicht mehr genutzten Stadl in Dettendorf  Stück für Stück in ein mehrgeschossiges Ausstellungsparadies mit themenbezogenen Räumen um.

In kompletter Eigenregie, mit Herzblut, Zeitaufwand und Sammlergeduld wurden unglaublich viele, originale Sammlerschätze im Internet ersteigert, in Anzeigen gefunden und abgeholt oder in eigener Handwerksarbeit restauriert und sogar nachgebaut.

Ob geschmiedet, geschreinert, modelliert, geschneidert – es gibt so gut wie nichts, was nicht in der kleinen Werkstatt von den Thalers wieder zu originalgetreuem Leben erweckt wurde.

Raritäten vom Feinsten

Wer zum ersten Mal das „Kleine Westernmuseum“ besucht, erkennt sofort, wie bescheiden Hans Thaler seinem selbst erfüllten Wunschtraum gegenüber eingestellt ist.

Von „klein“ kann keine Rede sein. Man ist vielmehr völlig überrascht von den großzügigen Räumlichkeiten, der Vielfalt der Ausstellungsgegenstände, der liebevollen Zusammenstellung der Kollektionen, den informativen Schautafeln und den detailgetreuen Nachbildungen.

Eine kurze Aufzählung, was alles Platz findet in diesem „Kleinen Westernmuseum“:

  • Informationen zu Geschichte der Indianerkriege, allen ehemaligen Präsidenten und Kriegsherren von Amerika, Stammeskunde, Westernstädte
  • Ein Saloon mit Theke und Glücksspielbereich
  • Eine Trekkingausstellung im Kutschenstadl
  • Ein Barbershop mit Apotheke und Arztzimmer
  • Ein Filmraum zum Thema Indianer, Kleidung, Federschmuck, Goldrausch uvm.
  • Trapperhütte und Goldgräberstollen
  • Waffen, Uniformen, Gerätschaften dieser Zeit
  • Raum der Mode mit Kleidern der Südstaaten, französischer Mode der neuen Welt, Baumwoll- und Seidenproduktion

Man gerät ins Staunen. Eigentlich findet man sich in einem zeitgeschichtlichen Museum wieder, denn Sklavenzeit, Wildwest, amerikanische Geschichte, damalige Schönheits- und Modekultur bis hin zu Waffen, die natürlich nach Vorschrift gelagert sind, ist so Vieles zu begutachten. Eigentlich reicht ein Besuch nicht aus, um alles wahrzunehmen und zu bestaunen.

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Und wie hat Hans Thaler die Coronazeit genutzt?

Alles in Stand gehalten: Das Gefängnis fertig gestellt und eine Häuserfassade vollendet.

„Wenn ich mehr Platz hätte…“, lächelt Hans Thaler, „aber viel mehr geht nicht aus Platzgründen, dann würde es vielleicht auch unübersichtlich.“ Das kann wohl kaum passieren, denn alles im Museum ist akribisch ordentlich, perfekt sortiert, aufgelistet und dokumentiert.

Noch erstaunlicher ist allerdings, dass Hans Thaler zu jedem seiner Sammlergegenstände eine Geschichte erzählen kann. Nicht nur die des Gegenstandes selbst, sondern die Zeitgeschehnisse und politischen Zusammenhänge dazu.

Skandalträchtiges aus alter Zeit

Vom ersten Gammelfleisch-Skandal weiß Hans Thaler auch zu berichten: „In England wurden die ersten kleinen Konservengefäße aus Porzellan erfunden. Während des amerikanisch-spanischen Krieges 1870 auf Kuba ging der erste amerikanische Fleischkonservenhersteller zu einem gewinnbringenden Betrug über:

Der schlecht gewordene Inhalt wurde mit Borsäure übergossen, um den Geruch zu überdecken. Die Soldaten dachten, das Fleisch wäre mit einem Konservierungsmittel behandelt worden und erkrankten daran schwer.“

Auch skandalös waren die heimlich durchgeführten Verhütungsmethoden um 1900. Versteckt wurde ein Zettel dem Apotheker zugeschoben, der dann ein nicht ungefährliches Verhütungsmittel zurückschob; ein Tablettenröhrchen namens Speton, bezeichnenderweise mit dem Bild eines gefesselten Storchs und mit Inhalten wie Quecksilber, Chinin und ähnlich hochgiftigen Substanzen.

Dr. Thatchers sichere Milch

„Einmal habe ich mich fast zu Tode gesucht, den ich wollte für meine Sammlung unbedingt eine Original Dr. Thatcher Milchflasche.“

Angegeben war die damalige Herstellung mit „Potsdam“- allerdings Potsdam, New York!

Dieser Dr. Thatcher hat sich als erster für Hygiene eingesetzt, denn die Milch wurde damals in 40 Liter Fässern ausfahren, es wurde einfach herausgeschöpft und was hineinfiel – zum Beispiel eine dreckige Puppe – wurde wieder herausgefischt.

Viele Kinder wurden krank und Dr. Thatcher erfand quasi die hygienische Glasmilchflasche und die erste gefilterte Milch. Und Hans Thaler ist stolzer Besitzer einer der Original-Milchflaschen.

 

Glückspiel im Saloon

Glückspiel konnte immer schon süchtig machen, das war auch bereits im Wilden Westen so. Die neueste Errungenschaft im Museum ist ein ersteigertes Glücksrad.  Dazu musste Hans Thaler den Fuß im Internet erstehen und dieses verrostete Eisenteil restaurieren. 

Und ein weiteres Glücksspiel, ähnlich unseres Lotto-Spielsystems landete auch im Museum: „In den USA werden diese Glücksspiele mit bis zu 1200 Dollar gehandelt, ich habe es für 120 Euro ersteigert. So etwas Ausgefallenes gibt es nur noch selten. Eigentlich wollte ich nur noch Kleinigkeiten kaufen, aber da konnte ich nicht widerstehen“, freut sich der Museumsbesitzer.

Die Besucher freut es auch- zwei neue Hingucker im Western-Saloon in Dettendorf.

Wer mehr erfahren möchte oder Interesse an einer privaten Führung bei freiem Eintritt hat, kann sich direkt an Hans Thaler unter 08067/1673 wenden.

Text/Fotos: Silvia Schütz