Überragend, der Wahnsinn, unglaublich: Die Franzi hat das Unmögliche noch möglich gemacht und hat eine aussichtslose Situation im Staffel-Rennen der Weltmeisterschaft für Germany in Silber verzaubert. Die 26-Jährige aus Albaching lag völlig erschöpft im Zielraum auf dem Boden, die Sieger-Faust zum Himmel gestreckt, umringt von den jubelnden Teamkolleginnen – die Trainer lagen sich in den Armen, sprangen Huckepack auf den Kollegen. Die Freude grenzenlos über eine Vize-Weltmeisterschaft, mit der im Laufe des Rennens absolut niemand mehr gerechnet hatte. Und die von Franzi Preuß mit einer Weltklasse-Leistung ins Ziel gebracht wurde. Chapeau!


Weniger am Schießstand haperte es heute von Beginn an in der deutschen Staffel, sondern vor allem von der Laufleistung her. Die Konkurrenz ist eine Macht bei dieser WM. Vanessa Hinz schoss gut und verlor aber bereits etwas Zeit, übergab dennoch hoffnungsfroh als Drittplatzierte. Gefolgt von Janina Hettich, die zwar ’nur‘ zwei Nachlader insgesamt brauchte, aber läuferisch den Rückstand auf eine ganze Minute anwachsen ließ. Das starke Norwegen hatte mit Tiril Eckhoff ganz vorne Vollgas gegeben.
Denise Herrmann dann war als dritte deutsche Athletin anzusehen, dass sie sich nicht in Top-Form auf der Strecke im slowenischen Pokljuka fühlt. Beim Liegendanschlag kamen auch noch drei Nachlader hinzu, wobei Denise knapp die Strafrunde zum Glück verhindern konnte. Obwohl an der Spitze die eher laufschwächere Norwegerin Ida Lien an der Reihe war, übergab Denise an Franzi Preuß mit 43 Sekunden Rückstand! Und als Fünfte. Wobei auch noch der Wechsel misslang in der Aufregung, Herrmann hatte beim ersten Mal die Franzi nicht berührt zur Übergabe und musste diese deshalb noch mal einbremsen.
Egal, Franzi spurtete los. Sie wusste – alles oder nichts! Volles Risiko, eine andere Chance gibt es nicht mehr und eigentlich gab es sie auch nur noch in Minimalgröße. Was dann kam, das war an Spannung nicht mehr zu überbieten.
Franzi konnte es sehen, die Länder der Führungsspitze – sie lagen noch am Schießstand, als sie dort ankam. Die 26-Jährige vom SC Haag gab alles – hochkonzentriert ballerte sie alle fünf Scheiben weg. Kein Nachlader, Zeitgewinn pur. Deutschland war plötzlich wieder im Medaillen-Rennen!
Die ZDF-Reporter schrien ins Mikro dem Millionen-Publikum entgegen –  ‚überragend, Franzi!“ Zwölf Sekunden war das Podium nur noch entfernt. Somit kam alles auf das letzte Schießen an. Franzi musste im schwierigen Stehendanschlag alles riskieren. Wieder blieb sie nervenstark, schnell feuerte sie die Scheiben weg – mit 11,5 Sekunden Rückstand eilte sie los für Deutschland und für das vom ganzen Land so erhoffte Edelmetall. Mit aller Kraft musste sich die 26-Jährige aber noch der vor ihr liegenden Ukrainerin, die auf der Strecke vorbei- und davongezogen war, erwehren.
Aber dann wenige Meter vor dem Ziel der absolute Gänsehaut-Moment: Als alles nach Bronze aussah, mobilisierte die Franzi die letzten Kraftreserven – sie schob sich auf den allerletzten Metern auf Silber.
Die Arme zum Himmel, Franzi! So was von verdient!
Deine Heimat gratuliert dir herzlichst …
rd
Foto: NordicFocus

Am Sonntag um 12.30 Uhr folgt als WM-Finale der Frauen noch der Massenstart in Slowenien. Franzi hat die Startnummer zehn …