Bayernliga: Schwaches erstes Drittel und seine Folgen für den EHC gestern Abend

Das Sonntagsspiel in der Eishockey-Bayernliga steht in den Geschichtsbüchern. Die Löwen reisten zum HC Landsberg, um dort ihren Tabellenplatz gegen die Hausherren zu verteidigen. Doch wie so oft in dieser Saison konnte man das Gefühl haben, dass die Lederer-Truppe im ersten Durchgang noch selig in ihren Kissen schlummerte, während Landsberg hellwach war – und vor allem wusste, worum es an diesem Abend ging.

Obwohl die Löwen den Start sichtbar verschliefen, setzten sie das erste zählbare Ausrufezeichen der Partie: In Überzahl zog Rene Mertz nach etwas mehr als fünf Minuten aus dem Halbfeld selbst ab. Sein Schuss ging durch die Beine des Landsberger Spielers Manuel Müller hindurch und schlug schließlich zwischen Schoner und Stockhand von Torhüter Borst im Netz ein – ein präziser und technisch anspruchsvoller Abschluss.

Doch dieser Treffer wirkte nicht wie ein Weckruf für den EHC, eher im Gegenteil. Nur drei Minuten später fiel der Ausgleich. Oestling zog aus der Distanz ab, Englbrecht parierte zunächst, doch der Puck rutschte hinter ihn, blieb frei liegen, und Callaghan war am schnellsten im Nachsetzen – 1:1. Dieses Tor war sinnbildlich dafür, wie wenig Zugriff die Löwen in dieser Phase auf das Spiel hatten.

Landsberg blieb drückend überlegen und kam nach weiteren fünf Minuten zur verdienten Führung. Ein Pass ging ungehindert in den Slot hinter die Waldkraiburger Verteidigung, der erste Angreifer scheiterte noch, doch der völlig unbedrängte Wagner verwertete den Nachschuss zum 2:1. Die EHC-Defensive wirkte in dieser Szene ebenso passiv wie unsortiert. Nur zwölf Sekunden später kam es noch bitterer: Nach einem haarsträubenden Puckverlust an der eigenen blauen Linie lief Grözinger allein auf Englbrecht zu und verwandelte eiskalt durch dessen Beine – 3:1.

Kurz nach diesem Doppelschlag entschied sich Trainer Jürgen Lederer für einen Torhüterwechsel. Anders als es von außen wirken konnte, geschah das nicht aufgrund einer schlechten Leistung von Max Englbrecht, wie der Coach später klarstellte. Vielmehr sollte die Einwechslung von Backup-Torhüter Daniel Hentner ein „Wake-Up-Call“ sein – ein Weckruf an die Mannschaft, defensiv endlich wieder konsequent zu arbeiten. Und dieser Impuls zeigte Wirkung.

Offiziell fielen in diesem Drittel keine weiteren Tore, doch es gab einen zusätzlichen Schockmoment für die Löwen: Verteidiger Felix Lode wurde nahe der eigenen Bande rüde gecheckt und blieb verletzt liegen. Das Schiedsrichter-Gespann wertete die Szene nicht als strafwürdig – auch dann nicht, als klar wurde, dass Lode nicht ohne Hilfe aufstehen konnte. Er wurde notärztlich versorgt, eine genaue Diagnose steht noch aus.

Mit deutlich verändertem Gesicht trat der EHC Waldkraiburg zum zweiten Drittel an. Man merkte der Mannschaft an, dass sie den katastrophalen ersten Durchgang hinter sich lassen wollte. Die Löwen arbeiteten nun konzentrierter und hielten das Tempo hoch. Dennoch waren es vorerst erneut die Hausherren, die trafen: Durch einen weiteren Nachschuss stellte Landsberg nach gut sieben Minuten im Mittelabschnitt auf 4:1.

Die Löwen ließen sich davon jedoch nicht beirren. In der Vergangenheit hatten sie mehrfach Comebacks hingelegt, und auch diesmal setzten sie alles daran. Torhüter Borst verhinderte zunächst Schlimmeres, doch in der 38. Minute gelang der ersehnte Anschluss: Jakub Šrámek traf in Überzahl flach aus dem Halbfeld zum 4:2. Dieser Treffer brachte nicht nur die Hoffnungen der mitgereisten Fans zurück, sondern auch sichtbar Energie in die Mannschaft.

Der Schlussabschnitt gehörte dann weitgehend den Löwen. In der 48. Minute saßen mit Philipp Lode und Nico Vogl gleich zwei Waldkraiburger auf der Strafbank, während auf Landsberger Seite Heß ebenfalls draußen war. Trotz dieser schwierigen Situation gelang dem EHC ein starkes Unterzahlspiel: Leon Decker nutzte einen Scheibengewinn und machte seinen zuvor vergebenen Alleingang wieder gut, indem er entschlossen zum 4:3 einnetzte.

In den verbleibenden Minuten warfen die Löwen alles hinein, doch defensiv kompakte Landsberg machte den Ausgleich immer schwerer. Die Mannschaft arbeitete unermüdlich, kämpfte gegen mehrere Gegenspieler gleichzeitig – letztlich aber ohne Erfolg.

Dieses Spiel zeigte, wie schon so oft in dieser Saison, dass man ein Spiel in dieser starken Eishockey-Bayernliga nicht mit 40 guten Minuten, sondern mit 60 konzentrierten Minuten gewinnt. Ein Sieg wäre durchaus möglich gewesen.

AHA

Foto: Yasmin Neumann

HC Landsberg – EHC Waldkraiburg 4:3 (3:1, 1:1, 0:1)

Tor: Englbrecht Maximilian (#45) [X], Hentner Daniel (#32);

Verteidigung: Mertz Rene (#5); Lode Felix (#10); Rott Thomas (#20); Ludwig Tim (#23); Kokeš Martin (#50); Cejka Max (#81);

Sturm: Lode Philipp (#7); Dillmann Anthony (#11); Šrámek Jakub (#13); Ovaska Santeri (#18); Džeriņš Andris (#25); Decker Leon (#34); Lier Julian (#52); Ruß Leander (#63); Rosenkranz Bastian (#68); Maierhofer Florian (#74); Vogl Nico (#88); Zimmermann Patrick (#98);

Tore: 0:1 (6.) Mertz (Ovaska, Džeriņš – PP); 1:1 (9.) Callaghan (Oestling, Valenti); 2:1 (14.) Wagner (Kasten, Reuter); 3:1 (14.) Grözinger (Oestling, Müller); 4:1 (28.) Voit (Reicheneder, Müller); 4:2 (38.) Šrámek (Kokeš, Vogl – PP1); 4:3 (48.) Decker (Džeriņš – SH1);

Zuschauer: 755,

Strafen: Landsberg 8 – Waldkraiburg 14.

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