Über 750 Besucher blickten in Wasserburg auf den Wert der Denkmäler

Am diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ stand der Wert unserer Denkmäler im Mittelpunkt – mehr als 750 Besucherinnen und Besucher überzeugten sich davon, dass bei Restaurierungsmaßnahmen neben dem materiellen immer auch der ideelle Aspekt eine wichtige Rolle spielt.

Der „Tag des offenen Denkmals“ stand dieses Jahr unter dem Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“. Dabei wurde ein Blick speziell auf Restaurierungsmaßnahmen geworfen, von welchen Baugerüste an historischen Gebäuden auch in Wasserburg regelmäßig zeugen.

So war die Stadtpfarrkirche St. Jakob noch bis vor knapp einem Jahr nahezu vollständig eingerüstet. Von der aufwendigen Außen- und Innensanierung berichteten Stadtpfarrer Bruno Bibinger und Dr. Hans Rohrmann. Der Fachreferent für kirchliche Kunstpflege beim Münchner Erzbistum war eigens für den „Tag des offenen Denkmals“ nach Wasserburg angereist. Während Dr. Rohrmann am Außenbau der Jakobskirche deren geschichtlichen Hintergrund sowie einzelnen Bauabschnitte und die Besonderheiten der jeweiligen Baumeister erläuterte, führte Stadtpfarrer Bibinger durch den Innenraum. Dort zeigte er unter anderem die Ausstattung in ausgewählten Seitenkapellen. Er erörterte, dass aber nicht nur die historischen sakralen Kirchenobjekte bei der Sanierung berücksichtigt wurden, sondern auch Wert darauf gelegt wurde, die Bedürfnisse der heutigen Kirchenbesucher miteinzubeziehen. So wurde beispielsweise ein barrierefreier Zugang zur Kirche geschaffen und Kinder dürfen sich auf eine eigene Kapelle freuen, die bis Erntedank fertig gestellt sein soll.

Bis vor Kurzem ebenfalls durch ein Baugerüst geziert, war die Max-Emanuel-Kapelle am Gries, um ihr Türmchen ab- und nach einer dringend erforderlichen Restaurierung wieder aufsetzen zu können. Dies konnte nämlich nicht vor Ort erfolgen, sondern wurde in einer Werkstätte in Thüringen durchgeführt. Der Rest der Kapelle müsste ebenfalls einer größeren Restaurierungsmaßnahme unterzogen werden. Allerdings sind hierfür gerade keine Geldmittel vorhanden. Dies erklärten anwesende Vorstände der Maurerzunft. Der Verein kümmert sich seit 1962 um die Instandhaltung der Max-Emanuel-Kapelle und versteht dies als wichtige Tradition. Die Vereinsmitglieder können zwar durch ihr Know-How einige Reparaturen selber ausführen, doch unter anderem durch die Auflagen des Denkmalschutzes sind für bestimmte Maßnahmen im Vorfeld Gutachten und in der Ausführung Spezialfirmen gefragt. Ohne Spenden kann daher eine solche Aufgabe nicht gestemmt werden.

Ein weiterer sakraler Bau in Wasserburg, der in mehreren Etappen über einen Zeitraum von zehn Jahren saniert wurde und nun kurz vor der Fertigstellung steht, ist St. Achatz. Die dort tätige Restauratorin Petra Schwaerzel erzählte nicht nur von ihrer Arbeit an der Innenausstattung, sondern auch von der Geschichte der früher zum Leprosenhaus gehörigen Kirche. Ihre Ursprünge gehen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zurück, wobei ihr heutiges Erscheinungsbild der letzten Neugestaltung im Stil der Neogotik entspricht. Nach ihrer Profanierung im Jahr 1972 und anschließenden Verwendung als Lagerhalle war die Achatzkirche über 40 Jahre dem Zerfall Preis gegeben. Architekt Udo Rieger gab Einblick in den langen Planungsprozess, das erarbeitete Maßnahmenkonzept und welch manche Überraschung – etwa unter Sockeln oder Verkleidungen – trotz allem auf die Beteiligten warteten.

Seine Sanierung noch vor sich hat hingegen das Ganserhaus. Bevor dessen Fassade durch ein Baugerüst verkleidet sein wird, erklärte Maria Schöne Wissenswertes zu dessen Bemalung, bei der sich Reste aus der Spätrenaissance mit modernen Ergänzungen aus den 1970er Jahren vermischen. Im Inneren des ehemaligen Bürger- und Handwerkerhauses informierte sie über die anstehende Renovierung, die vorwiegend den Dachbereich und eine Brandschutzertüchtigung beinhalten wird.

Damit solche herausfordernden Restaurierungs- und Sanierungsprojekte fachgerecht ausgeführt werden können, ist oftmals eine ausführliche Recherche im Archiv notwendig. Von der richtigen Herangehensweise, den für die Auswertung von altem Schriftgut nötigen (Vor-)Kenntnissen sowie den Tücken, aber auch manchem Aha-Moment eines einer Detektivarbeit ähnlichen Vorgehens, berichtete Stadtarchivar Matthias Haupt. Im Anschluss konnten alle Interessierten bei einer Geschichtswerkstatt selber zur Tat schreiten.

Des Weiteren öffneten für die Besucher das Wasserburger Rathaus, die Sammlung Wasserburg aus fünf Jahrhunderten im Hl.-Geist-Spital, das Kloster Attel und ganz exklusiv die Kirche in Altenhohenau mit seinem kürzlich restaurierten Hochaltar von Ignaz Günther ihre Pforten.

Auch das Museum Wasserburg öffnete bei freiem Eintritt. Bei einer Themenführung beleuchtete Museumsleiterin Sonja Fehler die Geschichte des über 700 Jahre alten Museumsgebäudes. Viele Familien begaben sich mit Rallyes entweder auf Spurensuche im Museum oder in der Wasserburger Altstadt.

Bilder: Museum Wasserburg

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