„Altingers Brettl“ im vollbesetzten Rathaussaal
Gegründet wurde „Altingers Brettl“ vor 25 Jahren: Damals hieß es noch das „Montagsbrettl“. Der bekannte Wasserburger Kabarettist Michael Altinger lud zwei bis drei seiner Kolleginnen oder Kollegen ein und gemeinsam gestalteten sie einen heiteren tiefgründigen Abend mit viel Ironie und hintergründigem Humor. Doch in der Zeit der Corona-Pandemie erhielt das Format, das immer im Festsaal des Inn-Salzach-Klinikums durchgeführt wurde, einen leichten Knacks. Mit der Veranstaltung im Wasserburger Rathaussaal hat Michael Altinger nun aber überzeugend unter Beweis gestellt, dass er sich von Widrigkeiten nicht aus dem Konzept bringen lässt. Und dabei standen die Zeichen so gar nicht für einen reibungslosen Abend.
Noch niemals, so Michael Altinger, habe ein Künstler krankheitsbedingt abgesagt. In 25 Jahren sei das noch nie passiert. Und heute seien nun gleich zwei Künstler erkrankt. Aber es sei ihm gelungen, in kürzester Zeit, binnen Stunden sozusagen, ersatzweise zwei Künstler zu verpflichten.
Und dann ging es auch schon los: Michael Altinger lobte das Konzept der „Freiwilligkeit“ in unerer Gesellschaft. In vielen Ländern gebe es ein Tempolimit auf Autobahnen, in Deutschland nicht. Denn in Deutschland hielten sich die Menschen an ein nicht existierendes Tempolimit, einfach, weil sie gute Staatsbürger seien. Sie wollten eine saubere Welt und brächten dafür bereitwillig große Opfer. Rentner, die eine gute Rente erhielten, gäben bereitwillig etwas ab von ihrer Rente an bedürftige Rentner. Das funktioniere doch hervorragend, meinte er mit einem satirischen Augenzwinkern. „Du brauchst das richtige Mindset“, ergänzte Altinger und sprach sofort über Sport. Den mache er nur, „wenn ich nach dem Hexenschuss zur Physio muss“. Und so waren mit den Themen „Hexenschuss“ und „Freiwilligkeit“ Eckpunkte eines kabarettistischen Abends gesetzt. Sport treibe er nur, weil es danach einen Kaiserschmarrn gebe und für den müsse er zu Fuß in den ersten Stock hinauflaufen. Außerdem halte er sich lieber ein Steckenpferd als ein richtiges. Es habe zwei Vorteile: zum einen sei man nicht so traurig, wenn das Pferd sterbe, zum anderen müsse man es nicht regelmäßig füttern.
Das Publikum im vollbesetzten Rathaussaal war begeistert, applaudierte sehr häufig und geriet schnell in eine ausgelassene Fröhlichkeit. „Deutsche Spießer“, ergänzte Altinger, „muss man mit ihren eigenen Waffen schlagen“. Deshalb, und nur deshalb, reserviere er regelmäßig Liegestühle, indem er ein Handtuch darüber hänge.
Und dann stellte Altinger seinen ersten Gast vor: Atze Bauer aus Höchstadt an der Aisch in Mittelfranken. Er sei, so Altinger, der Mann „mit der wagemutigsten Frisur in der Kabnarettszene“. Und dann trat Atze Bauer auf und schmeichelte als erstes dem Wasserburger Publikum: „Ihr habt als Publikum ja international einen Wahnsinnsruf“, rief er den Wasserburgern entgegen, die dieses Kompliment mit frenetischem Beifall beantworteten. Dann begab sich Atze Bauer auf das Feld der Sprichwörter und brachte sie gezielt durcheinander. Das habe jemand Flinte gerochen, statt die Lunte ins Korn zu werfen. Unsere Zeit sei so verrückt, dass man auch die Sprichwörter durcheinander bringe. Und so resümierte Atze Bauer schließlich, dass es nur eine Lösung für die aktuellen Probleme gebe, nämlich, sich die Politik schön zu saufen.
Michael Altinger griff an dieser Stelle erneut in den Abend ein und verwies auf die Entwicklung des Rauchens in den letzten 20 Jahren. Jetzt gebe es, so ironisierte er, eine Initiative gegen das Sitzen. „Sitzen ist das neue Rauchen“, rief er dem Publikum entgegen. Besonders ungesund sei das Sitzen auf bequemen Stühlen. „In diesem Sinne ist der Rathaussaal gesund!“ rief Michael Altinger dem applaudierendem Publikum zu.
Er sei endlich „Nichtsitzer“, betonte er und führte das Publikum in eine satirische Falle: Raucher hätten als Ersatz die E-Zigarette entdeckt, was entdeckten Menschen, die sich das Sitzen abgewöhnen wollten?
Und dann stellte er die steirische Kabarettistin Antonia Stabinger vor, eine der beiden Künstler an diesem Abend, die für die Erkrankten eingesprungen sind. Antonia Stabinger philosophierte über die Frage, ob es besser sei, ein Hund zu sein als ein Mensch. Hunde seien im Vorteil, benötigten kein Handy mit all den Folgeproblemen, die es nach sich ziehe. Ihre feministische Haltung stellte sie in einem Kostüm vor, das sie „Clit/Doris“ nennt und das die Beziehungen zwischen Mann und Frau zu symbolisieren versucht. Hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine starke Frau, die sie dann zwar als schüchterne Frau darstellte, die es aber dennoch immer wieder schaffe, sich durchzusetzen.
Nach der Pause im Rathaussaal wurde es dann auch tagespolitisch. Michael Altinger nahm die Politik der Bayerischen Staatsregierung aufs Korn, dass Markus Söder beispielsweise für die Ferien in Bayern kämpfe, dass bereits, so sagte er, seit „Adam und Eva“ die Schulferien in Bayern „im August und September“ stattfänden. Und schließlich trat ein zweiter „Ersatzkünstler“ auf: jener Mann, der mit Altinger regelmäßig den „Schlachthof“ im Bayerischen Fernsehen gestaltet: Christian Springer.
Und Christian Springer spannte den tagespolitischen Bogen weit, sehr weit. Er begann mit der Diskussion um die Gurtpflicht Anfang der 1970er Jahre hinüber zur deutschen Mentalität: „Wir machen erst etwas, wenn’s a Geld kostet!“ Dann leitete er hinüber zur aktuellen Migrationsdebatte. In der Geschichte seien schon viele Staaten untergegangen, aber noch nie einer, der sich engagiert um Arme, Kranke, Alte und Menschen kümmere, die Asyl suchten.
Wenn man es versuchte, ergänzte Springer, zuzuhören statt sich immer durchsetzen zu wollen, sei schon viel gewonnen. Neugier aufs Fremde statt Abwehrreaktionen zu zeigen, sei doch wesentlich hinfreicher. Er ging auch noch aufs Ehrenamt ein, eine Tatsache, auf die wir stolz sein dürften. Und wenn es einen Dieb gebe, der bekämpft werden müsse, dann sei es wohl die Bürokratie, sie stehle nämlich den Menschen einen ordentlichen Teil ihrer Lebenszeit. Am Beispiel des Astronauten Reinhard Furrer zeigte er die gelegentliche Aberwitzigkeit deutscher Bürokratie auf, das Publikum war begeistert.
Und so endete ein kurzweiliger Kabarett-Abend im Rathaussaal.
Das nächste Montagsbrettl befindet sich aber schon in der vorbereitenden Planung: Am Montag, 9. März 2026, wird es wieder im Wasserburger Rathaussaal stattfinden.
PETER RINK
Schaufenster





























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