Über Monate suchte Pfaffing einen neuen Sportchef - Jetzt gibt es ihn
Wer leitet einen Sportverein mit über 1.000 Mitgliedern? Diese Frage konnte der SV Forsting-Pfaffing über Monate nicht beantworten. Denn der bisherige, langjährige Leiter – Dr. Andreas Glas – hatte angekündigt, bei den Neuwahlen nicht mehr für das Amt zur Verfügung zu stehen (wir berichteten). Dann aber konnte die Versammlung mit Wahl vor wenigen Wochen über die Bühne gehen: Es war jemand gefunden worden, der die Verantwortung spontan übernahm.
Nenad Dukic, 35 Jahre alt und aus Serbien kommend. Der angehende Herzchirurg lebt erst seit fünf Jahren in Pfaffing mit seiner Frau und nun zwei Söhnen, ein und fünf Jahre alt. Warum diese Entscheidung für dieses verantwortungsvolle Amt? Das wollte die Wasserburger Stimme von Nenad Dukic wissen.
In der Sonne sitzend bei einer Tasse Kaffee überlegt er nicht lange und antwortet ganz im Sinne der Arbeit eines Arztes: „Wenn ich helfen kann – ja, dann mach ich’s.“
So habe er nach kurzer Überlegung reagiert, nachdem ihn beim Freizeit-Volleyball in der Pfaffinger Sporthalle der Abteilungsleiter Claus Reisert angesprochen habe. Viel verband ihn zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem Sportverein, zuletzt nur die kleine Auszeit hin und wieder zum Alltag in der Vogtareuther Klinik.
Eigentlich sei er in seiner Heimat – ganz typisch serbisch – ein leidenschaftlicher Wasserball-Spieler gewesen. Ein Teamsport, bei dem Zusammenhalt großgeschrieben werde. Auch von daheim aus sei er so aufgewachsen – stets mit einem Miteinander. Sich einbringen, was tun für die Gesellschaft. Genau das wolle er auch in Pfaffing.
Hier fühle sich die junge Familie wohl, sagt Nenad Dukic. Auch wenn es am Anfang nicht leicht gewesen sei, ohne deutsch sprechen zu können.
Gewundert habe es ihn schon, dass sich der heimische Sportverein in Pfaffing so schwer tat, jemanden zu finden, der die Leitung übernimmt. Aber er sei noch zu neu am Ort, um beurteilen zu können, warum das so ein Wegducken sei bei so vielen Mitgliedern. Er vermute, es habe mehrere Gründe. Und einer davon sei auf jeden Fall diese so große Schnelligkeit unserer Zeit, unseres Lebens heutzutage.
Die Tradition eines Vereins mit all seinen Werten, die Gefahr, dass das verloren gehe, sei groß. Der 35-Jährige selbst habe auch ein schnelles Leben, wie er verrät. Die junge Familie natürlich an oberstes Stelle – und nun in ein paar Tagen stehe ihm auch noch ein beruflicher Ausbildungs-Ortswechsel bevor. Ausgerechnet ins hunderte Kilometer entfernte Nordrhein-Westfalen, wo er seinen Facharzt machen werde. Wohnen bleibe die Familie aber in Pfaffing. Er werde pendeln.
Nein, zum Zeitpunkt seiner Entscheidung und seiner kurz darauf folgenden Wahl zum neuen Vorsitzenden des SV Forsting-Pfaffing – da habe er das mit dem Wechsel noch nicht gewusst. Und ja, er hätte das Amt unter diesen neuen Umständen gar nicht übernommen.
Aber nun, so Nenad Dukic, sei es so und er habe das Vorstandsteam auch sofort darüber informiert. Er selbst denke nicht, dass es zum Problem werde. Die neue Technik, sich auch äußerst kurzfristig austauschen zu können oder per Videocall an Besprechungen teilzunehmen, erleichtere vieles, hofft er mit Zuversicht.
Und Zuversicht ist ja ohnehin die allerbeste Voraussetzung für die Leitung eines über 1.000 Mitglieder zählenden Vereins …
Renate Drax
Schaufenster


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