Ergebnisse einer Studie in Maitenbeth veröffentlicht - Landrat dankt den 679 Bürgern, die teilgenommen haben - Mehr als jede dritte Feldspitzmaus infiziert

Die Ergebnisse der vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit initiierten und vom Gesundheitsamt Mühldorf unterstützten Bornavirus-Studie in der Gemeinde Maitenbeth liegen jetzt vor – wir berichteten.

Bei den untersuchten Bürgerinnen und Bürgern gebe es keine Hinweise auf eine Infektion mit dem „Borna Disease Virus 1″ (BoDV-1). Damit bleibe die Erkrankung weiterhin zum Glück sehr selten.

Dagegen wurde – wie erwartet – das Virus bei Feldspitzmäusen (Foto) nachgewiesen. Von 16 Tieren waren sechs infiziert, also mehr als jede dritte Feldspitzmaus! Das LGL ruft deshalb erneut dringend zur Vorsicht im Umgang mit diesen Tieren und deren Ausscheidungen auf.

Die Studie zum „Klinischen Spektrum von Infektionen mit Borna Disease Virus 1“ (BOSPEK-Studie) wurde vom Landesamt in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Regensburg durchgeführt.

Anlass war, dass in Maitenbeth in den vergangenen drei Jahren zwei Erkrankungsfälle mit dem gefährlichen Virus bekannt wurden. Die Studie fand somit an einem Ort mit nachgewiesenem Vorkommen von BoDV-1 statt – und damit einer potentiellen Kontaktmöglichkeit der Menschen zum Virus.

Insgesamt nahmen 679 Bürgerinnen und Bürger von Maitenbeth an der Studie teil.

Das entspricht – gemessen an der volljährigen Bevölkerung Maitenbeths – einer Teilnahmequote von 41 Prozent. Bei keiner der untersuchten Blutproben aus der Bevölkerung wurden entsprechende Antikörper gegen das Virus nachgewiesen, was ein Hinweis auf überstandene Infektionen mit dem Virus gewesen wäre. Auch alle durchgeführten Nasenabstriche wurden negativ auf dieses Virus getestet.

Gleichzeitig deuten die Ergebnisse der BOSPEK-Studie darauf hin, dass es keine – oder nur sehr selten – andere klinische Verlaufsform einer BoDV-1-Infektion gibt als die bekannte, durch das Virus hervorgerufene und meist tödlich verlaufende Gehirnentzündung.

Neben der Untersuchung von Blutproben auf Antikörper und T-Zell-Antworten gegen BoDV-1 –

durch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Instituts für Klinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Regensburg –

wurden in den vergangenen Monaten insgesamt knapp 40 Umweltproben an verschiedenen Stellen in Maitenbeth, darunter zum Beispiel Erde oder Material aus Mäuselöchern, gesammelt.

Parallel untersuchten Expertinnen und Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) Feldspitzmäuse, die bekanntermaßen als natürliches Reservoir für das Virus gelten, und andere Spitzmausarten auf die Verbreitung des Virus. Tatkräftige Unterstützung erhielten sie dabei von den Bürgerinnen und Bürgern aus Maitenbeth, die Totfunde oder Katzenfänge von Spitzmäusen sammelten und dem örtlichen Gesundheitsamt zur Weiterleitung an das FLI übergaben.

Während die untersuchten Umweltproben keinen Virusnachweis erbrachten, konnte das Bornavirus in der Feldspitzmauspopulation nachgewiesen werden.

Insgesamt wurden 157 tote Spitzmäuse verschiedener Arten untersucht.

Darunter waren 16 Feldspitzmäuse – nur bei dieser Art wurde das Virus gefunden und zwar bei sechs Tieren.

Dies zeige, dass das Virus wie erwartet unter Feldspitzmäusen in Endemiegebieten, wo auch Erkrankungsfälle beim Menschen auftreten, vorkommt.

Vor diesem Hintergrund appellieren das Gesundheitsamt Mühldorf sowie das Landesamt weiterhin im Umgang mit oder der Entsorgung von Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen, bestimmte Sicherheits- und Hygienemaßnahmeneinzuhalten.

Das Risiko einer Infektion kann nach aktuellem Kenntnisstand nur durch eine Vermeidung des Kontakts mit Spitzmäusen und deren Ausscheidungen reduziert werden. So sollten beispielsweise lebende oder tote Spitzmäuse niemals mit bloßen Händen berührt werden.

Die Forschung zu Bornavirus-Infektionen soll unterdessen weiter forciert werden. „Wir wollen weitere Forschungsansätze verfolgen, zum Beispiel zu den Übertragungswegen, zur Immunpathogenese der Erkrankung und der Dynamik in den Reservoirwirten, um weitere Erkenntnisse über die meist tödlich verlaufende Krankheit zu gewinnen und Präventionsmaßnahmen schärfen zu können“, sagt Dr. Merle Böhmer, stellvertretende Leiterin der Infektionsepidemiologie am Landesamt und Initiatorin der Studien in Maitenbeth.

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat mitgeteilt, dass die Fortführung der Studien zu Bornavirus-Infektionen in den Jahren 2023 und 2024 gesichert sei.

Landrat Max Heimerl dankt Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der die Finanzierung weiterer Untersuchungen zugesagt hat: „Ein wichtiger Schritt ist gemacht. Nun gilt es, weitere Erkenntnisse über das Virus zu gewinnen.“

Mit Blick auf die Ergebnisse in Maitenbeth sagt Landrat Max Heimerl:

„Es ist vor allem eine beruhigende Nachricht, dass in keiner Blutprobe Antikörper gegen das Virus nachgewiesen wurden.“

Die hohe Bereitschaft zur Teilnahme an der Studie habe auch gezeigt, wie sensibel die Bevölkerung in Maitenbeth mit dem Thema umgehe. „Mein Dank gilt sowohl den hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern in Maitenbeth, als auch den beteiligten Institutionen, die in sehr kurzer Zeit ihre Studien auf den Weg gebracht haben.“