Gemeinderat Albaching lässt Waldrodung zu – Bürgerinitiative enttäuscht über Vorgehen

Um für eine Kühlhalle im Gewerbegebiet Oberdieberg Platz zu machen, soll der nahegelegene Wald gerodet werden. Das ging aus den Abwägungen der Stellungnahmen des Gemeinderats Albaching zur Änderung des Flächennutzungsplans hervor. Dieses Ergebnis hinterließ Frust und Enttäuschung bei der Bürgerinitiative, die sich gegen die Vernichtung des Waldes einsetzt.

Der ländliche Bereich soll zu Bauland werden. Die Bürgerinitiative „Keine Waldrodung für das Gewerbegebiet Oberdieberg“ wehrt sich allerdings gegen den Bau einer Kühlhalle auf einer Waldfläche. Um Stellung zu beziehen und ein Stimmungsbild der Bevölkerung zu vermitteln, hat sie in einer Unterschriftenaktion nach Gleichgesinnten gesucht.

Über 200 der 300 befragten Gemeindebürger haben ihre Unterschrift gegen die Rodung gesetzt. Damit sprachen sie sich gegen die Vernichtung von mehreren tausend Quadratmetern Wald für den Bau einer Kühlhalle aus. Diese Liste reichte die Bürgerinitiative als Stellungnahme im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung beim Gemeinderat ein.

Hier wurde sie gemeinsam mit den weiteren Stellungnahmen behandelt und abgewogen. Allerdings nicht mit dem erhofften Ergebnis. Der Gemeinderat hielt weiterhin an der Waldrodung fest, stattdessen solle es eine Ersatzaufforstung an ökologisch höherwertiger Stelle geben.

„Der Wald wird 1:1 ausgeglichen – wo man einen Quadratmeter wegnimmt, muss ein Quadratmeter ersetzt werden“, erklärte Bürgermeister Rudolf Schreyer im Gespräch mit der Wasserburger Stimme. Dabei könne man heute auch effektiver vorgehen, setze statt auf der häufig gepflanzten Fichtenwälder jetzt auf Laubwälder. Damit schaffe man einen ökologisch höherwertigen Ersatz.

Das beruhigte die Verantwortlichen der Bürgerinitiative nur wenig. „Das ist in den nächsten fünf oder zehn Jahren noch kein Ersatz“, kritisierte Isidor Hagl. Der Wald am Gewerbegebiet speichere CO2, sei Lebensraum für Tiere und ortsnah. Außerdem befinde er sich noch im Wachstum. „Die 8.000 Quadratmeter tun dem Klima gut.“

Die als Ausgleichsfläche vorgesehene Wiese dagegen „muss komplett von Null weg mit kniehohen Setzlingen neu aufgeforstet werden“. Damit stelle sie keinen Ersatz für einen bereits bestehenden Wald dar. Dieser Beschluss „ist aus unserer Sicht falsch – gerade beim aktuellen Klimathema“, kritisierte Hagl. Denn die Funktion eines Waldes erfülle sich nach seiner Aussage erst nach einem halben Jahrhundert.

Weiter zeigte sich Hagl besorgt, ob und wann der Bauherr die Ersatzforstung angehe. „Die noch anstehenden Umweltschutz-Ausgleichsmaßnamen hat er bisher auch noch nicht umgesetzt“, äußerte er seine Bedenken und befürchte, dass es auch mit der Ersatzaufforstung nicht so einfach würde.

Jetzt heiße es für die Bürgerinitiative aber erstmal warten. „Sobald der Entwurf formuliert ist, sehen wir, wie wir weitermachen“, sagte Hagl und bedauerte: „Verhindern werden wir es nicht mehr können.“ Der Gemeinderat habe eine Entscheidung getroffen. Besonders ärgerlich für Hagl: Es habe keine Diskussion gegeben. „Beim Abwägungsbeschluss gingen einfach die Hände nach oben.“

Ein niederschmetterndes Ergebnis für die Bürgerinitiative. Mit der Unterschriftenliste habe sie sich die Mühe gemacht, ein Stimmungsbild aus der Bevölkerung zu vermitteln. „Das hätte diskutiert werden müssen – aber ich hatte nicht den Eindruck, als hätte es jemanden aus dem Gemeinderat interessiert“, kritisierte Hagl.

Die Verwaltung sowie der Gemeinderat seien „nicht leichtfertig damit umgegangen“, stellte der Rathaus-Chef klar. Man habe viel Zeit investiert, um eine Möglichkeit zu finden, die die Bürgerstimmen miteinbezieht. Gleichzeitig wolle man „auch versuchen, gewisse Dinge zu ermöglichen“, wie etwa das Ansiedeln oder den Ausbau von Gewerbe. „Wir waren selbst hin und her gerissen“, so Schreyer und hofft, mit den eingearbeiteten Kompromissen eine angemessene Lösung auf den Weg gebracht zu haben.