Belegschaft und Bevölkerung kämpfen für den Erhalt des Krankenhauses Haag

Wie geht es weiter mit dem Krankenhaus Haag? Durch die vorübergehende Schließung machen sich Unsicherheiten und Fragen breit wie „Ist das der Anfang vom Ende des Haager Krankenhauses?“ Um über die Sorgen der Mitarbeiter zu sprechen und Forderungen für den Klinikstandort zu formulieren, veranstaltete die örtliche SPD-Fraktion einen Diskussionsabend.

Vor einer Woche verabschiedete sich das Klinikpersonal nach Mühldorf (wir berichteten). „Die Verabschiedung war emotional, man hat gemerkt, was euch bewegt“, erinnerte sich SPD-Vorsitzende Eva Rehbein. Mit Plakaten hatte die Belegschaft ihre Verbundenheit mit Haag bekundet und gezeigt: „Wir wollen wieder zurück.“ Und dafür wolle man kämpfen. „Wir geben nicht auf, dass am 1. Februar wieder alle an Bord in Haag sind“, machte Rehbein deutlich.

„Die Nachricht, dass das Krankenhaus für drei Monate schließt, hat uns kalt erwischt“, erklärte Bürgermeisterin Sissi Schätz. Zwar habe das Haager Personal schon öfter innerhalb des Verbunds ausgeholfen, aber diesmal „muss die ganze Belegschaft nach Mühldorf“. Davon alarmiert habe sie sich mit dem Förderverein sowie der Klinikleitung in Verbindung gesetzt und klargestellt, dass „wir den Standort Haag erhalten wollen“.

Das Krankenhaus Haag ist als Akutgeriatrieklinik im Krankenhausplan Bayern gelistet und „es wird einen Grund gehabt haben, warum sie in den Plan aufgenommen wurde“. Die Klinik sei laut Bürgermeisterin im Top-Zustand, wurde vor etwas über 15 Jahren generalsaniert und entsprechend hergerichtet, damit es „perfekt ist, um ältere Mitmenschen zu behandeln“.

Bernd Rehbein setzt die Hoffnung auf die Wiederöffnung in die hohen Fallzahlen und den guten Ruf des Krankenhauses Haag. „Wieso sollte man eine gutgehende Geriatrie auflösen?“, fragte er und stellte den Fachbereich als Alleinstellungsmerkmal in der Umgebung heraus. Und das wolle man nicht so einfach aufgeben.

Die Forderungen sind deshalb klar: Die wohnortnahe stationäre Versorgung sowie die wohnortnahen Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben, das Krankenhaus soll nach Ablauf der drei Monate wieder wie zuvor öffnen. Diesen Standpunkt werde Bürgermeisterin Schätz im Gemeinderat Haag und auch im Kreistag vertreten. Dazu wolle sie sich auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden mit ins Boot holen, von denen einige bereits bei der Verabschiedung des Personals am vergangenen Freitag ihre Verbundenheit gezeigt hatten.

Gerade im westlichen Landkreis sei die Möglichkeit für einen stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus dünn gesät, wohingegen die Kliniken in Mühldorf und Altötting gerade einmal etwa 15 Kilometer voneinander entfernt liegen. Deshalb bestand auch Seniorenbeauftragte Fini Deliano darauf: „Haag muss als Standort erhalten bleiben!“

Die Befürchtungen der Bevölkerung und Belegschaft wurden im Verlauf der Diskussion deutlich. Die Sorge ist groß, dass es kein Zurück nach Haag gibt. „Wir sind eine Familie“, so die Aussage der Belegschaft. Bereits jetzt hätten einige das Team verlassen, man befürchte noch mehr Kündigungen, wenn die Mitarbeiter nicht wieder nach Haag können.

Zwar gebe es Ideen, um die Stationen wieder zu füllen, wie beispielsweise Kurzzeitpflege und Tagespflege für Parkinsonpatienten, um die Angehörigen zu entlasten, oder ein Therapiezentrum. Hier befürchtete die SPD-Vorsitzende Rehbein allerdings: „Das wird unserem Personal nichts bringen. Mühldorf wird sie nicht mehr hergeben.“

„Es macht einen Unterschied, ob man im Notfall in Mühldorf in ein anderes Stockwerk oder in ein ganz anderes Krankenhaus gebracht werden muss“, merkte Peter Syr an, der das Haager Krankenhaus bereits als Patient kennengelernt hat. Darum könne er verstehen, wenn die Stationen mit dem Mühldorfer Krankenhaus zusammengelegt würden. Deshalb sei wichtig, das Alleinstellungsmerkmal der Haager Klinik deutlichzumachen. Dass Patienten in ein anderes Krankenhaus verlegt werden müssten, komme laut der Belegschaft zwar vor, sei aber selten.

Syr regte an, ausreichend Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um nach außen zu zeigen „warum der Standort für jeden wichtig ist“. Schon einmal habe man für den Erhalt des Krankenhauses gekämpft. Vor etwas über zwanzig Jahren hat ein Bürgerentscheid den Zusammenhalt gezeigt, denn alle 31 Kommunen des Landkreises haben sich für den Erhalt des Standorts in Haag ausgesprochen.

Auch diesmal wollen die Haager kämpfen. Mit Demonstrationen und Veranstaltungen, in überparteilicher Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat sowie mit den Bürgermeistern und Unterstützern aus anderen Gemeinden. Man wolle den Zusammenhalt zeigen und klarstellen: „Wir sind uns einig.“

Foto (von links): Bürgermeisterin Sissi Schätz, Seniorenbeauftragte Fini Deliano, Organisatorin des Diskussionsabends Eva Rehbein.