Fachtagung im Caritas-Kinderdorf: 170 Sozialpädagogik-Studierende aus der ganzen Region erhielten Einblicke


Unter dem Motto „Wir gestalten Lebensperspektiven mit jungen Menschen“ lud das Caritas-Kinderdorf Irschenberg Studierende der Fachakademien für Sozialpädagogik aus Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Miesbach und München zu einer Fachtagung über die Vielfalt der stationären Kinder- und Jugendhilfe ein. Zielsetzung der Veranstaltung war es, proaktiv zu handeln, um dem Fachkräftemangel entschieden entgegenzuwirken.

Den Auftakt machte am Morgen Professor Dr. Herman Sollfank, Caritasdirektor der Erzdiözese München und Freising. Der langjährige Präsident der Stiftungshochschule für Soziale Arbeit in München und Professor für Sozialpädagogik referierte in seinem Fachvortrag über die Entwicklungsgeschichte und die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe für die Gesellschaft sowie die Rolle, die der Caritasverband dabei einnimmt.


Im Anschluss wurden den Teilnehmenden und deren Lehrkräften bei einem Rundgang die Gruppenhäuser und die pädagogische Arbeit im Kinderdorf vorgestellt. Die Führung übernahmen pädagogische Fachkräfte, die in den Kinderdorffamilien arbeiten und so einen persönlichen Einblick in ihren Arbeitsalltag geben konnten. In fachlich geleiteten Gruppenarbeiten wurde auf spezielle Arbeitsfelder der stationären Kinder- und Jugendhilfe eingegangen. Dabei durften sich die Gäste für jeweils zwei Workshops entscheiden. Zur Auswahl standen verschiedene Themenkomplexe, wie die Situation der anvertrauten Mädchen und Buben, Bindungsverhalten von Kindern, die neue Autorität live, Erlebnispädagogik, Elternarbeit, Prävention von sexueller Gewalt sowie Jugendamt und Hilfeplanung. Auf besonders großes Interesse stieß dabei der Workshop „Was haben die Kinder, die bei uns leben, erlebt und wie gehen wir damit um“, für den sich 50 Schülerinnen und Schüler der Fachakademien angemeldet hatten.

Die Erzieherausbildung in Bayern wird in einer Fachakademie für Sozialpädagogik absolviert und dauert in der Regel drei Jahre. Ein zwölfmonatiges Anerkennungsjahr schließt sich einer zweijährigen schulischen Ausbildung an. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Berufspraktikums dürfen sich die Absolventen staatlich anerkannte Erzieherin beziehungsweise staatlich anerkannter Erzieher nennen und als Fachkraft in sozialpädagogischen Einrichtungen arbeiten.

Ein Großteil der jungen Erziehungskräfte entschließt sich im Anschluss für die Arbeit in einem Kindergarten, einer Krippe oder in der Schulbetreuung in der Nähe des Wohnorts. „Diese Einrichtungen sind ihnen oftmals persönlich bekannt und daher die naheliegende Wahl“, weiß Bereichsleiter Geralf Fuhr aus dem Caritas-Kinderdorf: „Dass es für Absolventen auch die Möglichkeit gibt, in einer Jugendhilfeeinrichtung zu arbeiten, haben manche nicht unbedingt auf dem Schirm.“ Gründe dafür gebe es einige: Manche wüssten gar nichts von der Existenz der Einrichtung, andere hätten Vorbehalte, dass ein Beruf in der Heimerziehung für Einsteiger zu herausfordernd sein könnte. Auch die manchmal noch vorherrschenden Klischees einer unpersönlichen Heimerziehung wollten die Verantwortlichen an diesem Tag korrigieren.

Die durchwegs positiven Reaktionen stimmten die Dorfleitung positiv. So schätzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach eigenen Aussagen den gewährten Einblick in das Leben im Kinderdorf, da die Heimerziehung in ihrer Ausbildung oft nur ein Randthema sei. Einige planen ein Praktikum und andere möchten in jedem Fall wiederkommen und sich bewerben.

Fotos: Caritas-Kinderdorf Irschenberg