Sinfonietta Köln und Philippe Stier begeistern bei Rathauskonzert - Zugabe fürs Publikum

Fünf Rathauskonzerte gibt es jedes Jahr in Wasserburg im großen Rathaussaal. Für die Liebhaber klassischer Musik sind diese Konzerte immer wieder ein Highlight im Wasserburger Kulturkalender. Nunmehr war das Streichorchester der Sinfonietta aus Köln in Wasserburg zu Gast.

Gespielt wurden klassische Werke von Matthias Georg Monn (1717 – 1750), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Johann Georg Albrechtsberger (1736 – 1809) sowie Betin Güneş (*1957) und zum Abschluss Niels Wilhelm Gade (1817 – 1890).

Mit Philippe Stier, seit 2016 Soloposaunist am Stadttheater Gießen,  wartete das vierzehnköpfige Streichorchester mit einer gut gelungenen Vervollkommnung des Streichorchesters auf.

Matthias Georg Monn, der nur 33 Jahre alt wurde, komponierte Symphonien, die als Wegbereiter der klassischen Musik gelten dürften. So auch an diesem Abend: Mit der Symphonia in G-Dur vermittelte das Orchester unter seinem Dirigenten und Leiter Cornelius Frowein seine intime Kenntnis klassischer Musik.

Die stilgerechte, historisch informierte Interpretation von Musik des 18. Jahrhunderts – insbesondere der Epochen Sturm und Drang, Empfindsamkeit, Galanter Stil und Wiener Klassik – steht im Zentrum seiner Forschung und Konzerttätigkeit. Seit 1987 leitet er die Sinfonietta Köln und der geneigte Zuhörer konnte es spüren: Dieses Ensemble ist mit klassischer Musik vertraut und weiß, sie zu einem Erlebnis für das Publikum zu gestalten.

Im Anschluss kam Mozarts Quartetto in Es-Dur, eine der Mailänder Quartettsymphonien, zur Aufführung. Wie bei den „Quartetti“ üblich, sind drei Sätze angezeigt, wobei der zweite Satz „un poco adagio“ ein wenig in seiner Hommage an italienisch geprägte Melodiemuster herausstechen mochte.

Mit Johann Georg Albrechtsbergers Konzert in B-Dur für Altposaune und Streicher trat dann erstmals Philippe Stier als Solist auf. Die Virtuosität, mit der er die Altposaune zum Klangerlebnis im Rathaussaal werden ließ, beeindruckte das Publikum in einer außerordentlichen Weise.

Nach der Pause gab es dann einen unvermittelten Sprung ins 20. Jahrhundert. Mit dem Stück YAZ III des türkischen Komponisten Betin Güneş konnte Philippe Stier sein Können auf seiner Tenorposaune unter Beweis stellen und er tat dies in äußerst eindrucksvoller Form. Das Stück, das für eine dissonanzenreiche Musik stehen dürfte, zeugt vom Alarmismus, dem wir in der Musik des 20. Jahrhunderts immer wieder begegnen. Der lang anhaltende Applaus des Publikum galt wohl in erster Linie dem Solointerpreten für seine gekonnte Beherrschung des Instruments. Seien es schnelle Klangfolgen oder getragenere Teile, das Miteinander von piano und forte, alles schien bei diesem Posaunisten leicht und souverän.

Daran anschließend ging es zurück ins 19. Jahrhundert mit den Novelletten in E-Dur von Niels Wilhelm Gade, jenem dänischen Komponisten, dem immer wieder eine Affinität zu klassischer Musik nachgesagt wurde. In den dargebotenen Novelletten war der klassische Aufbau einer Sinfonie erkennbar. Nicht nur die Viersätzigkeit, auch die innere Struktur der Sätze erinnerte an den Aufbau der klassischen Sinfonie.

Der lang anhaltende Applaus zum Ende des Konzerts ermutigte das Orchester unter Cornelius Frowein zu einer Zugabe: Jean Sibelius’ „Andante festivo“ begeisterte das Publikum ein weiteres Mal.

Die Rathauskonzerte haben einen Namen in Wasserburg und dem Kulturreferenten des Landkreises Rosenheim, Christoph Maier-Gehring, sei gedankt für das immer wiederholende Gespür für hochkarätige Ensembles bei den Rathauskonzerten.

Das letzte Wasserburger Rathauskonzert in diesem Jahr wird am Samstag, 12. November um 20 Uhr stattfinden. Das „Notos Klavierquartett“ wird Werke von Mozart, Francaix und Fauré darbieten.

Peter Rink