Brennernordzulauf: Ludwig, März und Lederer nehmen zu Prüfung der Bahn Stellung - Drei Milliarden Mehrkosten?

Die Deutsche Bahn hat heute ihre Ergebnisse bezüglich der Prüfung einer Inn-Unterquerung beim Brennernordzulauf vorgestellt. Dazu erklärt die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig: „Diese Ergebnisse sind keine guten Nachrichten für unsere Region und für mich auch in dieser Form nicht akzeptabel. Wir bleiben dabei: Der Brenner-Nordzulauf muss soweit wie möglich unterirdisch verlaufen. Der Schutz von Mensch und Natur muss oberste Priorität haben. Die vorgestellten Ergebnisse der Deutschen Bahn hinterlassen deshalb viele Fragen. Hier sind gründliche Nacharbeiten und Verbesserungen angesagt.“

Ludwig weiter: „Zum einen kann ich die Mehrkosten von rund drei Milliarden Euro für eine Inn-Unterquerung anhand der getroffenen Aussagen nicht nachvollziehen. Sie müssen auf jeden Fall genauer überprüft werden. Zum anderen würde der Bahnhof Ostermünchen bei einer Inn-Unterquerung nach Angaben der Bahn weit unter dem Gelände liegen. Auch das erscheint mir nicht nachvollziehbar. Wir halten an unserem Vorschlag fest, den Bahnhof im Bestand beizubehalten und die Verknüpfungsstelle weiter Richtung Norden zu verlegen.“

Bei einer oberirdischen Lösung sei der Landschaftsverbrauch bei Langenpfunzen zu hoch und ebenfalls nicht zu akzeptieren. „Insgesamt haben wir nördlich von Rosenheim also noch viele offene Fragen und ungelöste Probleme, auch zwischen Schechen und Tuntenhausen. Wir werden die heute vorgestellten Ergebnisse noch einmal im Detail analysieren. Wir bleiben bei unseren jahrelangen Forderungen nach einer Inn-Unterquerung, einer Verlegung der Verknüpfungsstelle bei Ostermünchen in Richtung Norden und nach massiven Verbesserungen für den Bereich nördlich von Rosenheim. Beim Brennernordzulauf im Tiroler Unterinntal wird der Inn dreimal gequert – davon zweimal unterirdisch. Was in Tirol möglich ist, muss auch bei uns möglich sein.“

Auch Landrat Otto Lederer äußerte sich heute zu den Ergebnissen der Bahn: „Von den heute vorgestellten Untersuchungsergebnissen bezüglich der Unterquerung des Inns nördlich von Rosenheim und den Schlüssen, die die Deutsche Bahn daraus zieht, bin ich sehr enttäuscht. Technisch gesehen ist die Untertunnelung des Inns möglich, was nach Angaben der Bahn nur mit deutlich höheren Kosten verbunden wäre. Die Kosten allein sollten allerdings nicht der ausschlaggebende Punkt sein, da von einer oberirdischen Trasse zahlreiche Bürger des Landkreises, sensible Naturräume und landwirtschaftliche Existenzen massiv betroffen wären. Wir werden die Ergebnisse der Bahn noch eingehend prüfen.“

Der Landrat weiter: „Ich befürchte aber, dass einige wichtige Punkte nicht in die bisherigen Überlegungen aufgenommen wurden. So endet die Betrachtung der Unterquerung der Planungsvarianten zur Unterquerung an der Landkreisgrenze. Der Brenner-Nordzulauf sollte allerdings als Gesamtes betrachtet werden. Dazu wäre es auch nötig, eine Verlegung der Verknüpfungsstelle bei Ostermünchen in Richtung Nordwesten zu untersuchen. Diese Untersuchung fordere ich seit Jahren und ist Bestandteil der Resolution des Rosenheimer Kreistages sowie der betroffenen Kommunen. Da der Landkreis aufgrund seiner Topografie, Siedlungsdichte, Natur, Landwirtschaft, des Tourismus und der vorhandenen Infrastruktur besonders anspruchsvoll und empfindlich ist, sehe ich keinen Spielraum für eine verträgliche oberirdische Neubautrasse. Auf Tiroler Seite erhöht sich der Tunnelanteil im Laufe der Planungen weiter und zwei der drei Inn-Querungen werden untertunnelt. Ich denke, hier muss die Bahn auf deutscher Seite zwingend nachbessern und eine Optimierung der Querung vornehmen, damit dies technisch und finanziell machbar ist.“

Rosenheim Oberbürgermeister Andreas März nimmt folgendermaßen Stellung: „Die Untersuchungen der Bahn haben eindeutig gezeigt: Technisch ist eine Untertunnelung des Inns möglich. Möglich, mit einer immensen Kostensteigerung um rund drei Milliarden Euro. Möglich, mit einer Verlängerung der Bauzeit um zwei bis drei Jahre. Ganz erschwerend kommt nach der Planung der Deutschen Bahn hinzu, dass ein Schienentrog mit einer Breite von 40 Metern und einer Tiefe von 30 Metern errichtet werden müsste, was einen enormen Flächenfraß bedeuten würde. Leider geht die Deutsche Bahn nach wie vor von einer Verknüpfungsstelle vor Ostermünchen aus. Ich bin der Meinung, dass durch eine Verknüpfungsstelle weiter nördlich von Ostermünchen die von der DB eingebrachten Tunnellösungen und Schienenvertiefungen nicht erforderlich sind. Eine Verlagerung der Verknüpfungsstelle als Voraussetzung für eine einfachere Trassenführung samt  Untertunnelung des Inns wurde aber nicht geprüft, obwohl der Rosenheimer Stadtrat mit seiner Resolution vom 30. Juni 2021 genau diese Verschiebung fordert. Die Mitglieder des Bundestags werden im Jahr 2025 über das Brennerprojekt und damit verbunden über die Kernforderungen aus der Region entscheiden. Die Untertunnelung des Inns wird eine solche Kernforderung.“

 

„Unterqueren ist kostspielig“

„Eine Unterquerung des Inns nördlich von Rosenheim ist technisch kompliziert und mit vielen Risiken behaftet“, so lautet das Ergebnis einer Untersuchung, die die Deutsche Bahn am heutigen Dienstag in Rosenheim vorgestellt hat. Auf dem betroffenen Abschnitt entstünden Mehrkosten von rund drei Milliarden Euro, heißt es in einer Pressemitteilung der Bahn. „Sie resultieren unter anderem aus aufwändigen Bauwerken bei Ostermünchen, wo ein 30 Meter tiefer und 40 Meter breiter Trog entstehen müsste.“ Allerdings:  Trotz hoher Kosten und Risiken sei die technische Machbarkeit nicht ganz ausgeschlossen, heißt es von Seiten der Bahn. Im Rahmen des parlamentarischen Weges hat die Region nach wie vor die  die Möglichkeit, eine Inn-Unterquerung als Forderung in den Bundestag einzubringen.

Im Anschluss an die Inn-Unterquerung wären rund 14 Kilometer zusätzlicher Tunnel erforderlich. „Kombiniert mit der von der DB ohnehin vorgesehenen Tunnelführung im Bereich Stephanskirchen ergäbe sich ein durchgängiger Tunnel mit einer Länge zwischen 19,4 und 34,3 Kilometer“, erklärt DB-Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier.

Nahe Ostermünchen müsste auch die bestehende Strecke auf 1,5 Kilometern Länge in einen Tunnel verlegt werden. Der Bahnhof Ostermünchen müsste in rund 16 Metern Tiefe neu errichtet werden. Ein Beibehalt des Bahnhofs an seiner heutigen Position ist mit einer Unterquerung des Inns nicht möglich.

Der Bau würde Mehrkosten von rund drei Milliarden Euro verursachen. Die Bauzeit würde sich um etwa zwei bis drei Jahre verlängern. Risiken bestehen insbesondere aufgrund der Geologie, der Finanzierung und der erforderlichen Genehmigungen, etwa bei Gewässerquerungen. Trotz des hohen finanziellen und technischen Aufwandes scheint die technische Machbarkeit nach aktuellem Stand gegeben.