Löwen werfen 1860 Rosenheim mit 2:0 aus dem Pokal – 630 Zuschauer in der Altstadt - Der Spielbericht

„Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre ein Pflichtspiel zwischen Wasserburg und dem TSV 1860 Rosenheim unvorstellbar gewesen“, brachte es Moderator Alex Huber auf der Pressekonferenz nach dem Pokalfight auf den Punkt. Noch utopischer schien gar ein Sieg. Die Zeiten haben sich jedoch geändert, so dass es den Löwen durchaus verdient gelang, den Bayernligisten am Dienstagabend mit 2:0 aus dem Pokal zu werfen (wie kurz berichtet).

„In den letzten Tagen wurde über kaum noch etwas anderes gesprochen“, konstatierte Rosenheims Trainer Florian Heller und unterstrich damit die Bedeutung dieses Prestigeduells. Dies war auch den Akteuren bewusst, die sich von der ersten Minute weg nichts schenkten. Wasserburg begann druckvoll und mit gutem Zweikampfverhalten, Rosenheim antwortete mit Härte: Schiedsrichter Fabian Büchner zeigte bereits in der Anfangsviertelstunde drei gelbe Karten. Beide Teams spielten mit zahlreichen Eigengewächsen und vielen jungen Spielern, sodass kaum alte Rechnungen offen waren. Dennoch entwickelte sich ein rassiges Derby, das sich in der ersten Halbzeit weitestgehend im Mittelfeld abspielte, aber zu keinem Zeitpunkt langweilig war.

Erst kurz vor dem Pausenpfiff wurde es vor beiden Toren richtig gefährlich: In der 45. Minute tankte sich Wasserburgs Luca Wagner bis zur Grundlinie durch und seine scharfe Hereingabe flipperte derart lange durch den Fünfmeterraum, dass es am Automaten einen Highscore gegeben hätte, ehe Christoph Wallner die Situation bereinigte. Aus dem anschließenden weiten Kokocinski-Einwurf resultierte ein Rosenheimer Konter, den Bojan Tanev aus aussichtsreicher Position zu unpräzise abschloss.

Viele Zuschauer hatten sich in der zweiten Hälfte hinter dem Rosenheimer Tor versammelt, da sie dort den Einschlag witterten – und die Löwen bestätigten dieses Gefühl. Mit einer Doppelchance durch Janik Vieregg und Stefan Scherhag eröffneten sie eine Druckphase (57.), der Trainer Harry Mayer mit einem Dreifachwechsel zusätzlichen Schub verlieh. So spielten sich die eingewechselten Robert Köhler und Moritz Knauer auf der rechten Außenbahn gekonnt durch, Adel Merdan klärte per Querschläger zur Ecke. Diese sollte folgenschwer sein, denn Stefan Scherhag köpfte die Hereingabe von Noah Müller wuchtig zum 1:0 in die Maschen (61.).

Nun explodierte die Altstadt förmlich und es wurde sehr deutlich, dass es die große Mehrheit der 630 Zuschauer mit den Löwen hielt. Rosenheim war bis dato nach vorne zu harmlos, ab der 68. Minute nahmen ihre Angriffsbemühungen mehr Fahrt auf. Initialzündung war, dass sie sich durch eine Unsportlichkeit von Maximilian Kuchler selbst dezimierten (66.). Trainer Florian Heller kanzelte die Gelb-Rote Karte als „Dummheit“ ab, andere wiederum könnten Kuchler angesichts des weiteren Spielverlaufs psychologische Kriegsführung attestieren.

Mit der Führung im Rücken und in Überzahl zog sich Wasserburg unnötig weit zurück, wodurch Rosenheim eine Schlussoffensive starten konnte. Die größte Chance zum Ausgleich hatte dabei Tim Kießling, der nach einer sehenswerten Kombination alleine vor Alexander Boschner auftauchte, im Schlussmann aber seinen Meister fand (80.). Mit einer sensationellen Parade hielt der 24-Jährige die Führung fest und hatte in der 87. Minute Glück, dass ein Kopfballtreffer wegen Abseits aberkannt wurde.

Den Schlusspunkt eines großen Pokalabends setzte Lucas Knauer in der fünften Minute der Nachspielzeit. Noah Müller war an der Strafraumkante gelegt worden, Schiedsrichter Büchner zeigte auf den Punkt und Knauer versenkte den fälligen Elfmeter souverän. Das Spiel wurde nicht wieder angepfiffen und die Fans waren in Ekstase. Bis spät in die Nacht feierten zahlreiche Fans an der Landwehrstraße 10 den Sieg über den Erzrivalen. Für einen Machtwechsel im Landkreis ist dieser eine Sieg natürlich nicht ausreichend, dass sich aber die Kräfteverhältnisse verschoben haben, ist augenscheinlich.

Wasserburg: Boschner: Stephan (ab 46. Kollie), Scherhag, Kokocinski (ab 57. Dukic), Kononenko (ab 57. Köhler), Höhensteiger (ab 75. Ferreira Goncalves), Müller, Lucas Knauer, Rauscher, Vieregg (ab 57. Moritz Knauer), Wagner

Rosenheim: Daroczi, Kuchler, Kießling, Tanev, Gratt, Wallner, Cosentino (ab 77. Polat), Merdan, Jesse (ab 70. Marinkovic), Salkic (ab 89. Summerer), Löser (ab 77. Schweder)

Tore: 1:0 Stefan Scherhag (61.), 2:0 Lucas Knauer (Foulelfmeter, 95.)

Gelb-Rote Karte: Maximilian Kuchler (TSV 1860 Rosenheim, wiederholtes Foulspiel, 66.)

Zuschauer: 630

JAH