Persönlich, einzigartig – Erwin Rehling eben: Percussionist, Autor und Künstler las und spielte in der voll besetzten Gaststätte des Bauernhausmuseums Amerang

In Erinnerungen an die Kindheit und Jugend schwelgen kann man auf unterschiedliche Weise: In Gesprächen mit Freunden, in literarischen Biografien oder in Tagebüchern. Der Percussionist, Autor und Künstler Erwin Rehling macht das auf seine spezielle und unterhaltsame Art und Weise. „Ois ned glong“- alles nicht gelogen, heißt sein neues Programm, das er auch in einem Hörbuch festgehalten hat.

Für den Bayerischen Rundfunk war es das Hörbuch der Woche, im Bauernhausmuseum Amerang begeisterte Rehling mit seinem Live-Auftritt das Publikum. Seine Erinnerungen an die Kindheit zwischen grünen Wiesen und dem Inn bei Wasserburg verpackt er in kurze Anekdoten, aufs Wesentliche beschränkt, mit und ohne Pointe, untermalt mit musikalischen Akzenten – auf dem Glockenspiel, dem Xylophon, auf dem Schlagzeug, mit rollenden Steinen, immer im Dialekt. Persönlich, einzigartig – Rehling eben.

Seinen pointierten Texten muss man genau zuhören. So schnell wie die Erinnerungen hochkommen, so schnell sind sie auch schon wieder vorbei.

Trotz der Kürze schafft es Rehling, Bilder in den Köpfen seiner Zuhörenden entstehen zu lassen, wie bei der Geschichte aus der Schulzeit. Bei schönem Wetter landen nur die Schulranzen im Klassenzimmer. Die Buben und Mädchen dürfen mit der Lehrerin an die Innleitn, zum Singen, Rechnen, Pflanzen-Bestimmen, zum fröhlichen Lernen im Freien.

Bei schlechtem Wetter saß die Lehrerin dann am Tisch vor dem „Doktorbuam“ und der Schüler Rehling erinnert sich, wie er doch die Beine der Dame bewunderte. Manche Geschichten wirken wie poetische Gedichte, so etwa die Erzählung über die Droge LSD, die damals auch in Wasserburg präsent war. Da erleben die Jugendlichen, dass der Mathelehrer plötzlich in den Himmel abhebt – glong, oder echt wahr?

Schon improvisiert Rehling spontan am Xylophon, untermalt seine Anekdoten am Glockenspiel und der dumpfe Klang der Trommel wird begleitet vom Echo des Schlagzeuges.

Erwin Rehling ist mit Leib und Seele in seinen Erinnerungen versunken, er bewegt sich im Rhythmus seiner Musik, um dann seine nächste, wahrhaftige Geschichte zu erzählen. Da gibt es oft ein Schmunzeln im Publikum. Zum Beispiel, wenn Rehling vom Nachbarbuam erzählt, der den ganzen Herbst über im Garten gräbt. Man sieht den Buben vor sich, wie er schwitzend schaufelt, am Ende bis zu den Schultern im Loch steht. Warum? Weil er einen Stollen zu Rehlings Oma graben wollte, weil die solche Leckereien im Garten hat.

Das Publikum in der Museumsgaststätte war begeistert von diesem literarischen Klangbuch aus Oberbayern.

Und alle waren sich einig: Die Kritiker haben mit ihrem überschwänglichen Lob recht!

Bekannt wurde der Percussionist Erwin Rehling einst mit der Anarcho-Volksmusik-Band „Die Interpreten“ und dem Duo „Hammerling“. Längst ist er aber ein Tausendsassa, ein Künstler, wie es sie selten gibt.

Aus der Kulturszene in Oberbayern ist er längst nicht mehr wegzudenken. Den jüngsten Beweis dafür hat er mit seinem Auftritt im Bauernhausmuseum Amerang erbracht.

Fotos: Bauernhausmuseum Amerang /  Werner Bauer / Mandelbaum Verlag