Sportler aus der Stiftung Attl erfolgreich bei Special Olympics-Landesspielen in Regensburg

Rund 1000 Menschen mit geistiger Behinderung traten in der vergangenen Woche in Regensburg bei den Landesspielen von Special Oympics Bayern an (wir berichteten). Darunter waren auch 13 Teilnehmer aus der Stiftung Attl, die im Judo, Klettern und Schwimmen antraten. Mit beachtlichen Leistungen und zahlreichen Medaillen kehrten sie nachhause zurück.

 

„Ich bin überglücklich“, freut sich Sabrina Bargel über Gold im Judo. „Ich habe alle meine Kämpfe gewonnen.“ Erfolgreich waren aber auch Ihre Mannschaftskameraden Stefan Oppelt und Florian Stöger, die sich über Silber in ihrer Wertungsgruppe freuen konnten, sowie Thomas Dobrouschek und Florin Linsner, die beide Bronze gewannen.

„Wir hatten heuer gute Medaillenchancen“, meint Gerhard Posch, Judotrainer und Leiter der Wasserburger Delegation. „Aufgrund der nationalen Wettbewerbe in Berlin im vergangenen Juni sind heuer weniger Teilnehmer gemeldet.“ Eigentlich hätte die Veranstaltung bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen, wurde dann aber pandemiebedingt um ein Jahr verschoben.

Emotionaler Auftakt

Bewegend war schon allein die Eröffnungsveranstaltung am vergangenen Dienstag. Begleitet vom Polizeiorchester Bayern und unter den Augen von Prinz Leopold von Bayern zogen die Athleten feierlich in die Regensburger Donau-Arena ein. Markus Othmer, bekannt aus der ARD Sportschau, führte durch das hochwertige Programm, das mit beeindruckenden Einlagen von verschiedenen Tanz- und Sportgruppen aufwartete. Ministerpräsident Dr. Markus Söder beließ es bei einem Videogruß. Begeistert umjubelt wurde auch der Auftritt der Regensburger Domspatzen und der  Einzug des Olympischen Feuers.

Florian Linsner, Judoka und mehrfacher Teilnehmer an Special-Olympics-Veranstaltungen meinte anschließend begeistert: „Ich hatte richtig Gänsehaut, als die Fahne hereingetragen wurde und das Feuer angezündet worden ist.“

„Es ist immer wieder begeisternd zu sehen, was hier los ist“, schwärmt auch Burkard Rappl vom Beirat des Präsidiums der Special Olympics. „allein die Eröffnungsveranstaltung hat mich schwer beeindruckt.“

 

Erfolge im Klettern und Schwimmen

Der Mittwoch als erster Wettkampftag stand ganz im Zeichen der Klassifizierungen. Hier traten die Mannschaften und Einzelsportler in ihren Disziplinen an und wurden dann entsprechend ihrer Ergebnisse in verschiedene Leistungsklassen eingeteilt. Innerhalb dieser ging es dann am Donnerstag in den Finalwettbewerben um Medaillen und Platzierungen.

Dabei waren auch die Kletterer aus Attl überaus erfolgreich. Die größte Leistung konnte dabei Christoph Schreiner aus Eiselfing für sich verbuchen, der im Schwierigkeitsgrad 6+ – der schwerste, der an diesem Tag überhaupt geklettert wurde – die zweitbeste Leistung aller Teilnehmenden erbrachte. Auch die Medaillenausbeute des übrigen Kletterkaders konnte sich sehen lassen. So gewannen Klaus Duscher und Josef Staudhammer Gold in jeweils ihrer Leistungsklasse. Viermal Silber gab es für Benedict Oberst, Jacqueline Franz, Maximilian Ertl sowie Christoph Schreiner. Mario Otto verfehlte nur knapp eine Medaille und landete auf dem vierten Rang.

Beim Schwimmen überzeugte Carina Hampel, die mit ihren Eltern angereist war. In ihrer Paradisziplin, dem Brustschwimmen, gewann sie sowohl über die 50 als auch über die 100 Meter jeweils die Silbermedaille.

„Man findet hier Freunde und die Stimmung ist super“, meint Judoka Sabrina Bargel. „Man kämpft hier nicht gegeneinander sondern miteinander“. Fünf Tage dauerten in diesem Jahr die Landesspiele, die nun am Samstag mit einer Abschlussfeier auf dem Haidplatz in Regensburg zu Ende gingen. MJV

 

Interview

Aufgabe und Ziel von Special Olympics Bayern ist die vielfältige und nachhaltige Schaffung von Sportangeboten für Menschen mit geistiger Behinderung in Bayern. Auf diese Weise soll die freie Wahlmöglichkeit gewährleistet und der Weg zu mehr gesellschaftlicher Inklusion durch den Sport bereitet werden. Special Olympics Deutschland in Bayern e.V. (SOBY) wurde im April 2004 gegründet und ist als Landesverband von Special Olympics Deutschland im gesamten Freistaat Bayern aktiv. Derzeit hat Special Olympics Bayern über 250 Einzelpersonen, Sportvereine und Einrichtungen der Behindertenhilfe (Schulen, Werkstätten, Wohnheime) als Mitglieder. Unser aktuelles Interview mit Burkard Rappl, Beirat im Präsidium SOBY, Ministerialdirigent i. R. und ehemaliger Stiftungsrat der Stiftung Attl

Herr Rappl, wie haben Sie die Spiele in Regensburg erlebt, was haben Sie mitgenommen?

Ich war schon einen Tag vor der Eröffnung anwesend als alle Sportler angereist sind. Die Eröffnungsfeier war grandios. Es war ein beeindruckender Moment als über 1000 Athleten in die Arena eingezogen sind und schließlich das Feuer entzündet wurde. Das war fast noch besser als bei einer Olympiade. Moderator Markus Othmer hat zurecht von Gänsehaut gesprochen.

Sie sind hier unter anderem für den Fanshop verantwortlich, konnten Sie da auch die Wettbewerbe mitverfolgen?

Hier vor Ort fanden die Ausscheidungswettbewerbe im Fußball und Boccia statt. Und auch die Wettbewerbe im Judo konnte ich mir ansehen.

Inwieweit dient eine solche Veranstaltung der Inklusion von Menschen mit Assistenzbedarf?

Hier kommen viele Menschen her, die sonst nur wenig Bezug zu Menschen mit Behinderungen haben. Es ist zum Beispiel auch bemerkenswert, dass hier die Polizei von Regensburg mit ihren Polizeischülern sehr groß vertreten ist. Das passiert ganz bewusst, um ihre Auszubildenden an Menschen mit Behinderung heranzuführen. Dabei finden fantastische Begegnungen statt.

Was glauben Sie: Hat auch das Interesse der öffentlichen Medien an Veranstaltungen wie dieser zugenommen?

Auf jeden Fall. Man muss immer wieder die Trommel rühren und diese Ereignisse bekannter machen. In den letzten zweieinhalb Jahre konnten solche Veranstaltungen leider nicht stattfinden. Aber jetzt hatten wir endlich wieder die Landesspiele. Im Juni fanden außerdem die Bundesspiele in Berlin statt. Nächstes Jahr folgen die World-Games an 33 Veranstaltungsorten in Berlin und da bemerke ich ein deutlich zunehmendes Interesse.