Einrichtungsverbund Steinhöring feierte Jubiläum „50+1"

Das „Rote Motorrad“, die Band des Einrichtungsverbundes Steinhöring (EVS), sorgte zu Beginn des Festaktes für gute Stimmung bei den Gästen. Gefeiert wurde , pandemiebedingt mit einem jahr Verspätung das 50-jährige Bestehen des EVS. Vorangegangen war eine kleine Prozession mit Start an der Pfarrkirche Steinhöring. Mit spirituellen Impulsen am Kinderhaus St. Gallus, einem Wohnhaus im Pfarrweg und der Seniorentagesstätte auf dem Gelände des Einrichtungsverbundes wurde deutlich, dass Ort und Einrichtung in den letzten 51 Jahren zu einem selbstverständlichen Miteinander zusammengewachsen sind.

Dabei berichtete unter anderem eine Bewohnerin von ihrem Leben in der Außenwohngemeinschaft im Pfarrweg und die Förderstätte informierte über die Möglichkeiten der Kommunikation mit Bildern und technischen Geräten. Die Seelsorgerin Mechthild Ferber-Holzbauer webte diese Perspektiven auf die bisherige Entwicklung des EVS in einen roten Faden: „Wir sind nicht allein und gehen den Weg mit Gott. Das Leben ist schön, lebendig und vielfältig.“

Mit einem Jahr Verspätung hatte die Steinhöringer die Vertreter von Politik und Behörden, Freunde, Förderer und Einrichtungsvertreter aus der gesamten Region eingeladen, um miteinander zu feiern. Die Gesamtleiterin des EVS, Dr. Gertrud Hanslmeier-Prockl, freute sich über den zahlreichen Besuch insbesondere über das Kommen der bayerischen Sozialministerin Ulrike Scharf. Sie machte in der Begrüßung deutlich, wie sich die Hilfen für Menschen mit Behinderung in dem Zeitraum seit der Gründung des damaligen BZs durch Anton Karl, ebenfalls unter den Gästen, entwickelt haben und zeigte auf, dass es weiterhin viel zu tun gibt. Vor allem die Entwicklung innerhalb der Zuzugsregion München erfordere mehr barrierefreien Wohnraum, eine Erhöhung der Fördergrenzen zur Schaffung von dringend benötigten Einrichtungen im Landkreis und eine gemeinsame Anstrengung dahingehend, noch mehr Menschen für die soziale Arbeit zu begeistern.

Welche Bedeutung der EVS für die Menschen mit Unterstützungsbedarf hat, berichteten Martin Kuczewski vom Werkstattrat und David Kruzolka, Vorsitzender des Bewohnerrats Steinhöring. Kuczewski hob dabei die Bedeutung der Werkstätten für die Menschen mit Behinderung hervor, „weil sie dadurch arbeiten können“. Er wünschte sich noch mehr Außenarbeitsplätze in Betrieben der freien Wirtschaft in der Region.

Wie hoch die Solidarität der Bewohner und Beschäftigten gerade in der Coronazeit war, machte David Kruzolka deutlich. Es sei eine sehr anstrengende Zeit gewesen, auch für die Betreuer und Betreuerinnen.

In ihrer Festrede hob Staatsministerin Ulrike Scharf hervor: „50 Jahre Einrichtungsverbund Steinhöring: Meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem besonderen Jubiläum. Der EVS steht für ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Das ist vorbildlich. Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft. Inklusion schafft Teilhabe für alle und fördert den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Zusammenwohnen, arbeiten und die Freizeit verbringen – all das muss selbstverständlich sein. Ich danke dem EVS für sein herausragendes Engagement über ein halbes Jahrhundert hinweg – für über 2.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung. Den Beschäftigten und Verantwortlichen weiterhin alles Gute, viel Erfolg und Freude bei ihrer wichtigen
Aufgabe.“

Landrat Robert Niedergesäß würdigte in seinem Grußwort die Arbeit des Einrichtungsverbundes Steinhöring und den guten Zusammenhalt im Landkreis. „Es gibt viele Maßnahmen, die der Landkreis zur besseren Inklusion der Menschen mit Behinderung leistet, vor allem in der Zusammenarbeit mit dem EVS.“ Dies zeige sich
beispielsweise in dem erstellten Wegweiser für Menschen mit Behinderung im Landkreis, der Wheelmap zur Information über die Barrierefreiheit im Landkreis und an den vielen Partnerklassen in den Regelschulen.

Als Vertreter des Landrates Erding übernahm Franz Hofstetter die Aufgabe ein Grußwort zu sprechen. Hofstetter betonte seine Freude darüber, dass der Einrichtungsverbund nicht nur in Ebersberg, sondern auch in Erding mit seiner Arbeit vertreten sei. Hofstetter, selbst langjähriger Bürgermeister in Taufkirchen/Vils und „Vorreiter der Inklusion“ im Landkreis Erding, so die Gesamtleiterin des EVS, betonte, wie bereichernd er es in Taufkirchen erlebt hat mit dem EVS zusammenzuarbeiten. „Daraus entstand ein inklusives Kinderhaus für seelische behinderte Kinder, das Modellcharakter hat.“ Mit einem herzlichen „Vergelt´s Gott“ bedankte er sich bei den Mitarbeitenden des EVS.

Der Festakt ist der offizielle Höhepunkt einer ganzen Festwoche, die der EVS als Geburtstagsfest für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit Unterstützungsbedarf, für die Mitarbeitenden und für das gesamte Netzwerk auf die Beine gestellt hat. Nach einem grandiosen Auftakt durch das überregional
bekannte Open Air gab es die ganze Woche über verschiedene Workshops „von Mitarbeitern für Menschen mit und ohne Behinderung im EVS“. Fachdiskussionen zu pädagogischen Themen standen ebenso auf der Tagesordnung, wie die Nutzung digitaler Medien für die Beschäftigten der Werkstätten. Auch sportliche und spirituelle Angebote konnten besucht werden.

Es gab einen Nachmittag zur Würdigung der Arbeit der Ehrenamtlichen und verschiedene Abendveranstaltungen im Café Wunderbar. Die Festwoche endete am Samstag, 9. Juli, mit einem Tag der offenen Tür aller Einrichtungen am Standort Steinhöring und einem weiteren Höhepunkt: Dem 50. Jubiläum der 1972 gegründeten Korbinianschule. Dieses Jubiläum wurde mit Informationen zum individuellen und vielfältigen Angebot der Schule und einem rauschenden Schulfest gefeiert. Die Besucher des EVS konnten sich an diesem Tag informieren über die Arbeit der Heilpädagogische Tagesstätte, der Werkstätten, Förderstätten und der Wohnbereiche des EVS. Am Nachmittag folgten dann noch eine Reihe Ehemaliger der Einladung zu einem Treffen und zum Austausch über erfolgreiche 51 Jahre EVS-Geschichte.

MW