Heute startet das Gaufest in Bad Endorf mit dem traditionellen Bieranstich - Regional, umsichtig und mit Verstand

Vom Bieranstich am heutigen Donnerstag bis zum krönenden Abschluss, dem beliebten Kessel- und Ochsenfleischessen am 25. Juli wird auf dem 5. Endorfer Gaufest gegessen, getrunken und bei Kabarett und zünftiger Musik gefeiert. Dass die Brathendl auf den Tellern der zahlreich erwarteten Gäste liegen, die Musiker ihre Instrumente anschließen können und das eiskalte Bier aus den Zapfhähnen sprudelt, dafür braucht es jede Menge Strom. Generell ist die erste Assoziation mit einem großen Vereinsfest im Bierzelt deshalb nicht unbedingt Umweltschutz. Der Veranstalter des Gaufestes, der GTEV Edelweiß Endorf, ist in diesem Punkt selbst manch großem Volksfest weit voraus. „Der Stromverbrauch ist nicht vermeidbar, aber wir gehen dieses Jahr ganz neue Wege, um den Schadstoffausstoß zu minimieren und auf unsere Art zu kompensieren“, so Zeltmeister Florian Möderl.

Regional, umsichtig und mit Verstand, so lauten die Grundsätze, mit denen die Organisatoren die Ressourcen beschaffen, die für so ein großes Fest notwendig sind. „Mülltrennung ist selbstverständlich, aber wir achten auch beim Einkauf unserer Produkte stark darauf, etwa Verpackungsmüll einzusparen oder auch mal Dinge wegzulassen. Auf Strohhalme verzichten wir beispielsweise komplett, weil auch die Nicht-Plastik-Alternativen wieder in Kunststoff verpackt sind und geliefert werden müssen“, so Möderl. Die An- und Abreise erfolgt besonders von den Vereinen größtenteils über öffentliche Verkehrsmittel. Am Festsonntag werden beispielsweise cirka 110 Busse und zahlreiche Besucher auch aus anderen Regionen wie Berchtesgaden, die mit der Bahn anreisen, erwartet. „Das schont die Umwelt und dämmt den Verkehr ein“, sagt der Gaufest Zeltmeister.

Bei der kulinarischen Versorgung setzen die Veranstalter bei den Getränkeherstellern und Lieferanten auf kleine regionale Firmen statt auf große Konzerne. Im Kaffee-und-Kuchen-Zelt werden die Besucher mit Fair-Trade-Kaffee und selbst gemachten Kuchen, die größtenteils von den Landfrauen gespendet werden, versorgt. „Alles was geht, wird selbst gemacht oder regional beschafft. Das spart wiederum Transportwege und Emissionen und unterstützt die heimische Wirtschaft“, sagt Möderl. Ein besonderer Höhepunkt ist auch der Trachten- und Handwerkermarkt am Sonntag, 24. Juli, der Kunst, Tradition und Kulinarik aus der Region bietet.

Zu den über 500 ehrenamtlichen Helfern auf den Veranstaltungen ist der GTEV auch auf starke Beihilfe bei Sponsoren und Unterstützern getroffen. Die Freiwillige Feuerwehr und das Rote Kreuz sorgen mit jeweils ca. 100 Personen für die Sicherheit während der Festlichkeiten. Der ansässige Stromanbieter stellt Kabel und Gerätschaften kostenlos zur Verfügung und auch aus einer ganz unerwarteten Richtung kam weitere Unterstützung. Ein Hersteller von mikrobiellen und biologischen Reinigungsmitteln aus dem benachbarten Gewerbegebiet hat sich bei den Organisatoren gemeldet und gefragt, inwiefern sie das Gaufest unterstützen können. Christine Fürst, Kassier beim GTEV, zeigte sich besonders über die Initiative von MWK Bionik positiv überrascht „Es ist in einer Zeit, in der viele um Ihre Existenzen kämpfen und es schwer ist, an Sponsoren zu kommen, besonders schön, wenn sich eine Firma selbst meldet und fragt, was sie zum Fest beisteuern kann“. Dass die Putzmittel und Seifen 100 Prozent biologisch abbaubar sind und für das gesamte Festzelt verwendet werden können, passt natürlich perfekt in das umweltbewusste Konzept des Gaufestes.

Auch für zukünftige Veranstaltungen hat sich der GTEV hinsichtlich des Umweltschutzes viel vorgenommen. Dazu gehört auch, besonders den Restmüll noch einmal stark zu reduzieren. Hier wünscht sich der Zeltmeister Möderl auch ein Umdenken in der Verpackungs- und Produktionsindustrie. „Besonders für so unverzichtbare Dinge wie Servietten würde ich mich freuen, wenn es mehr umweltfreundliche Alternativen in Großpackungen gäbe.“ Denn Öko-Servietten mit haufenweise Verpackungsmüll zu kaufen sei lediglich eine Problemverschiebung. „Wir streben eine echte Veränderung an.“

Christine Fürst  würde einen Festplatz mit einer bestehenden Infrastruktur, Zu- und Abwasser sowie Stromleitungen sehr begrüßen, dies würde immens viele Ressourcen sparen. Auf dem Endorfer Gaufestplatz wurden beispielsweise über 600 Meter Wasserleitungen und zirka 800 Meter Stromkabel verlegt. So müsse dann nicht für ein Fest alles auf- und abgebaut werden und zusätzlich würde es den Vereinen helfen, sich mehr auf Umweltschutz und die Suche nach Alternativen zu bemühen, als um das Schaffen einer grundsätzlich notwendigen Infrastruktur.
Der GTEV Edelweiß Endorf macht es vor – Umweltschutz und Bierzelt schließen sich ganz und gar nicht aus.

Selina Partelly / Fotos: Monika Loferer