Genossenschaftlich getragener Laden in Ramsau steht vor großen Herausforderungen

Auf der Generalversammlung der Dorfladen-Genossenschaft Ramsau in Fichters Kulturladen wurde durch die Schilderungen von Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Gäßl und Geschäftsführerin Monika Peckmann sehr gut deutlich, dass der Weiterbestand des Dorfladens in Ramsau ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Viele gesellschaftliche Einflüsse, wie die rasant steigenden Lebensmittelpreise sowie der weiter steigende Mindestlohn stellen diesen kleinen genossenschaftlich getragenen Laden in Ramsau vor sehr große Herausforderungen.

Der Slogan „Die Versorgung vor Ort ist gesichert“ war für die Ramsauer während der Corona-Pandemie eine beruhigende Gewissheit. Der Laden versorgte seine Kunden in den vergangenen zwei Jahren mit allen alltäglichen Lebensmittel und Waren. Inzwischen wird aufgrund des Jahresabschlusses von 2021 sehr deutlich, dass die im Jahr 2020 eingefahrenen Gewinne im Folgejahr nicht wieder erzielt werden konnten.

Aufsichtsrat Christian Gäßl (Foto) berichtete, dass der Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken ist. Der Jahresfehlbetrag liegt im mittleren vierstelligen Bereich. Die Versammlung genehmigte den Jahresabschuss und seine Verwendung dennoch einstimmig.

Geschäftsführerin Monika Peckmann (Foto) stellte  Michaela Fesl vor, die seit November 2021 neu im Verkauf im Dorfladen arbeitet. Nachdem alle Corona-Beschränkungen weggefallen sind, gibt es auch das Café im Laden wieder. Trotz der Preiserhöhungen für Lebensmittel wird versucht die Preise stabil zu halten und trotz Lieferengpässe ist die Nahversorgung sichergestellt. Viele Lieferanten verlangen inzwischen auch eine Lieferpauschale. Auch die Frage wie der in diesem Jahr weitersteigende Mindestlohn finanziell geschultert werden soll, ist noch offen.

Aufgrund der negativen finanziellen Entwicklung im letzten halben Jahr müssen im Vorstand und Aufsichtsrat jetzt Strategien entwickelt werden, wie die Umsätze wieder gestärkt werden können. Es soll zum Beispiel aktiv auf die jungen Familien im Ort zugegangen werden. Außerdem muss weiter versucht werden, dass wieder mehr im Dorfladen eingekauft wird, der nicht selbstverständlich ist in unmittelbarer Nähe zu Haag mit sehr vielen Supermärkten oder Discountern.

In Zukunft stehen laut Peckmann noch einige Investitionen an. Beispielsweise soll die Klimatechnik auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. So ist zu hoffen, dass der Laden im Jahr 2023 beruhigt das 20 -jährige Bestehen feiern kann. Peckmann bedankte sich bei allen Ehrenamtlichen und vor allem dem Team für das große Engagement für den Dorfladen. Sie informierte die Versammlung darüber, dass sie in einem Jahr in Rente geht und hofft, dass bis dahin eine Nachfolge gefunden ist.

Aufsichtsrat Gäßl bedankte sich bei Vorstand, Aufsichtsrat und Dorfladen-Team für das sehr große Engagement. Vorstand und Aufsichtsrat wurden jeweils einstimmig entlastet. Bei den Neuwahlen zum Aufsichtsrat wurde Gertraud Robeis  turnusgemäß für weitere drei Jahre als Aufsichtsrat  einstimmig wiedergewählt.

Bürgermeister Franz Stein bedankte sich beim Dorfladen-Team für den enormen Aufwand, besonders Monika Peckmann als Geschäftsführerin und Vorstand. Stein appellierte an die Versammlung, dem Dorfladen kleine Dienste zu erweisen durch ehrenamtliches Engagement. Er stellte das besondere Konzept des Ladens in den Fokus mit dem Angebot von vielen regionalen Produkten und betonte den besonderen gesellschaftlichen Wert des Ladens. Als Vertreter der Gemeinde möchte Stein seinen Beitrag dazu leisten, dass der Laden als unersetzlicher Teil der Gemeinde weiter bestehen kann. Er appellierte weiterhin im Laden einzukaufen.

 

„Denk weiter und kauf nah“

Auch aus der Versammlung kamen Anregungen wie der Slogan: „Denk weiter und kauf nah“ und regelmäßig Werbeblätter machen, sowie die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass der Laden nicht selbstverständlich ist und nur weiter bestehen kann, wenn kostendeckend gewirtschaftet werden kann.

Viele Vorteile hat ein Ladens im Dorf: Der kurzer Weg bringt Bewegung und spart Benzin. Vor allem spart man auch Zeit, wenn man vor Ort den täglichen Bedarf an Lebensmitteln deckt. Denn der Laden liefert nicht nur alle Grundnahrungsmittel sondern mittlerweile eine große und ausreichende Vielfalt an Produkten. Wer meint im Dorfladen sei alles teurer, irrt sich, denn die Preise sind vernünftig und knapp kalkuliert und man sollte sich überlegen, wieviel von den vermeintlichen Discounterschnäppchen oder vom Mehrkauf am Ende im Müll landen, weil man sie nicht verbrauchen kann. Außerdem macht das freundliche, hilfsbereite Dorfladenteam den Einkauf persönlicher, der Dorfladen ist ein unersetzlicher Treffpunkt und wichtiger Einkaufsort nicht nur für Kinder und ältere und alte Menschen sowie die Betreuten der Wohngemeinschaften. Und ist das nicht ein gewaltiger Mehrwert für das Wohnen auf dem Dorf?

Aufsichtsrat Gäßl betonte, dass der weiter steigende Mindestlohn absolut gerechtfertigt sei und die wirkliche wertvolle Arbeit des Verkaufsteams aufwerte. Dadurch entstehen dem Laden aber weitere fixe Kosten, die derzeit nicht mit den Einnahmen gedeckt werden können.

Jedes anwesende Mitglied durfte als Dividende und Geschenk ein Stück Butter nach Hause mitnehmen.

ANNA WIMMER