Geologische Radltour führte die Teilnehmer durch die Gemeinde Soyen 

Bei schönstem Frühlingswetter nahmen knapp 20 Personen das Angebot zur geologischen Radltour durch die Gemeinde Soyen wahr. Der Geologe Dr. Wierer erklärte anhand der Geländeformen entlang der Strecke, wie die heimische Landschaft während und nach der letzten Eiszeit entstand.

Die Route führte vom Bahnhof, über den Radlweg Richtung Mühlthal weiter durch das Nasenbachtal bei Edmühle in das „ehemalige“ Bachbett des Altdorfer Mühlbachs (bei Untergern), und von dort steil hinab zum Inn.

Weiter gings über Königswart, durch die ausgeprägte, hügelige Moränenlandschaft der Schlicht (auch Hohenburger Hügelland genannt) zur Weiher Filze.
Dort erklärte uns Jonas Garschhammer, Biodiversitätsberater des Landkreises Rosenheim, die Besonderheiten der Pflanzenwelt auf sonnigen, mageren Hängen und in der Filze und welche Maßnahmen zur Wiederansiedlung schon selten gewordener heimischer Arten getroffen werden können.

Zum Abschluss machte man Halt im Riedener Biergarten, wo man in gemütlicher Runde den Tag ausklingen ließ und nicht aufhören konnte, in der erdgeschichtlichen Vergangenheit zu schwelgen.

Ein herzliches Dankeschön ging an die  beiden Exkursionsleiter, deren Erläuterungen die Teilnehmer nachhaltig beeindruckten.

 

Eine kurze Zusammenfassung der eiszeitlichen Geschehnisse von Dr. Wierer:

>>Das Nasenbachtal zwischen Soyen und Königswart ist Teil eines eiszeitlichen Urstromtals, des Leitzach-Gars-Talzugs, der sich von Feldkirchen-Westerham kommend über Glonn, Moosach, Grafing, Steinhöring und das Soyensee-Gebiet zum Inn bei Königswart erstreckte. Durch ihn strömten während einer bestimmten Rückschmelzphase des Inngletschers die Schmelzwassermassen aus dem gesamten Westteil des Gletschers und dazu noch Wasser des Leitzach-, Schliersee- und Tegernsee-Gletschers nach Osten zum Inn, der zu dieser Zeit noch auf einem deutlich höheren Niveau floss.

Seither hat er sich bei Königswart noch mehr als 60 Meter tiefer in die eiszeitlichen Schotter eingegraben, diese durchschnitten und fließt heute wieder im Niveau der voreiszeitlichen feinkörnigen Flinzsande. An der Grenze zum aufliegenden eiszeitlichen Schotter treten Quellen mit kalkreichem Wasser aus. Der Kalk scheidet sich dort an Moosen und anderen Pflanzenresten ab und bildet den porösen Kalktuff, früher ein beliebter Baustein in der Region. Während seiner Eintiefung hat der Inn in verschiedenen Höhenlagen ebene Schotterfelder als Reste ehemaliger Talbodenniveaus hinterlassen. Die spärlichen Mauerreste der Königswarter Burg, der aus eindrucksvollem Findlingsmauerwerk erbaute Bauernhof von Königswart und die Widerlager der Königswarter Eisenbahnbrücke liegen auf einer solchen Terrassenfläche.

Schon als das Gebiet des späteren Leitzach-Gars-Talzugs noch von Gletschereis bedeckt war,  floss Schmelzwasser aus dem Stirnbereich des Inngletschers im Tal des heutigen Altdorfer Mühlbachs von Maitenbeth über Altdorf und Lengmoos durch eine heute trocken liegende Talrinne nördlich von Ober- und Untergern zum Inn. Beim weiteren Zurückschmelzen des Gletschers schwenkte dieser Abfluss vor Obergern nach Süden um, so dass der Altdorfer Mühlbach heute in den Nasenbach mündet. Nasenbach und Altdorfer Mühlbach versuchen, mit der Eintiefung des Inns Schritt zu halten und haben in ihrem Unterlauf tief eingeschnittene Schluchtstrecken ausgewaschen. Um die Gefälleverhältnisse weiter auszugleichen, werden sich diese Schluchten in Zukunft weiter bachaufwärts ausdehnen.

Umrahmt wird das Urstromtal des Leitzach-Gars-Talzugs von Endmoränenwällen des Inngletschers mit ihrem kleinräumig strukturierten Relief aus Hügelkuppen und Mulden. Hier finden sich zahlreiche Toteiskessel, abflusslose Senken, die beim Abschmelzen von Toteis entstanden. Als Toteis werden Eisblöcken bezeichnet, die beim Rückzug des Gletschers im Moränenschotter eingebettet zurückblieben oder in den Schmelzwasserrinnen unter Schotter begraben wurden. Sie schmelzen später langsam ab, der Schotter sackt nach und es entstehen Toteiskessel. Der weitere Weg von der Königswarter Terrasse nach Schlicht und Daim führt durch dieses hügelige Endmoränengelände. Bei Frauenholzen gibt eine kleine Kiesgrube einen Einblick in den Aufbau der Moränenhügel.

Zwischen Hohenburg und Soyen wurde kein geschlossener Endmoränenwall abgelagert. Wohl auf Grund kräftiger Schmelzwasserströme in diesem Bereich blieben nur einzelne, isoliert stehende Kuppen erhalten, die das Hohenburger Hügelfeld bilden. Auf einer dieser markanten Kuppen erhob sich einst die Hohenburger Burg. Zwischen den Kuppen, in ehemaligen Schmelzwasserrinnen und Toteissenken erstreckt sich mooriges Gelände, zum Beispiel die Weiherfilzen. Auch der Soyensee verdankt seine Existenz einem großen Toteisblock, der beim Abschmelzen das Seebecken hinterließ.<<

Auf der Webseite „www.schaetze-der-eiszeitlandschaft.de“ findet man viele interessante Beiträge dazu.

 

Von Christine Böhm, Umweltreferentin der Gemeinde Soyen.