Zu den 16. Wasserburger Theatertage brachte Ensemble des Münchner Metropoltheaters eine Fassung des Romans auf die Bühne

2015 veröffentlichte Joachim Meyerhoff, von 2005 bis 2019 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und seither an der Berliner Schaubühne, seinen Roman „Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Dieser Roman überzeichnet in satirischer Weise den Lebensweg des Schauspielers, er hat also sehr starke autobiographische Züge. Anlässlich der 16. Wasserburger Theatertage brachte das Ensemble des Münchner Metropoltheaters eine Fassung dieses Romans auf die Bühne.

Eine Lücke konnte man, wenn man im Publikum saß, nicht erkennen: Kein Platz blieb frei, weder im Parkett noch auf den Rängen. So groß war das Interesse an dem Sujet, das Meyerhoff vorgegeben hatte.

Wenn man den Roman kennt, ahnt man, dass die dramatische Umsetzung nicht so einfach werden würde. Und hier darf man dem Ensemble des Metropoltheaters sehr herzlich gratulieren: Sieben Schauspieler haben den Stoff in höchst beeindruckender Weise auf die Bühne gebracht. Lucca Züchner, die die Rolle der Großmutter, des Gretchen Kinski, der Gisela Marder, von I. Köster und des Assistenten spielte, zeichnete die Rollen höchst eindringlich und mit gekonnter Spiellust.

Die Mimik und die Gestik der Spieler war derart eindringlich, dass es während des ganzen Stückes, das immerhin 130 Minuten dauerte, keinen Moment des Leerlaufs oder der Handlungsarmut gab. Stets wurde mit großem Tempo gespielt, die Zuschauer nahmen es mit Freude an. Hohes Tempo und Präzision im Spiel sowie eine große Lust am Spiel kennzeichneten diese Aufführung. Wenn Thorsten Krohn, der den schwerhörigen und leicht senilen Großvater ebenso überzeugend darstellte wie den Direktor der Schauspielschule, aber auch die Rolle des Nikolaus Huber, des Zoowärters, von Larry und Horst Tappert in der Rolle des Direktors seine übertrieben ausladende Gestik zum Einsatz brachte, konnte er in Sekundenschnelle in die Rolle des Großvaters schlüpfen. Das Ganze war nicht nur eine überzeugende schauspielerische Leistung, sondern auch ein logistisches Kunststück. Denn die Spieler mussten teilweise in Sekundenschnelle in die nächste Rolle schlüpfen.

James Newton, der den Joachim höchst einfühlsam und brillant verkörperte, zeigte an diesem Abend, dass das Einschlagen der Karriere als Schauspieler so falsch nicht gewesen sein konnte. Aber die Nöte, die Selbstzweifel, die ihn immer wieder beschlichen, hat er höchst überzeugend dargestellt.

Der Abend ging voran bei dieser Darbietung, das mag auch damit zu tun haben, dass es dem Ensemble gelang, das Sketchhafte dieses Romans heiter und ansprechend in großer Dynamik an das Publikum heranzutragen. Selbst das Auflegen einer Schallplatte wurde durch eine Illusion angedeutet, nämlich, dass der Schauspieler seinen Finger als Saphir darstellt.

Im Programm Heft steht: „In einer Kultur, die sich zunehmend auf die bloße Darstellung von Schwarz und Weiß verlässt, halten die Macher das Theater als einen Ort der ‚Zwischentöne‘ für unverzichtbar.“ Wie wahr, das gefühlvolle und dennoch explosive Zeichnen der vielfältigen Zwischentöne im Leben eines Künstlers ist dem Ensemble an diesem Abend gelungen. Schade, dass es nur einmal aufgeführt wurde!

Von Peter Rink

Fotos: Christian Flamm