Haager informieren sich über aktuelle und künftige Themen auf der Bürgerversammlung

Zuletzt fand die Bürgerversammlung in Haag im Oktober 2019 statt und damit „eigentlich in einem anderen Zeitalter“, stieg Bürgermeisterin Sissi Schätz nach über zwei Jahren voller Absagen und Verschiebungen ein. Jetzt endlich konnten die Haager im Bürgersaal zusammenkommen, um sich über die vergangenen und laufenden Projekte zu informieren und gezielte Fragen und Anträge zu stellen.

 

Über zwei Jahre lang war coronabedingt keine Bürgerversammlung in Haag möglich. Die Maßnahmen gehen auch am Haager Logo nicht vorbei, auf dem der Schlossturm passend zur Farbe seines Daches einen Mundschutz trägt. Obwohl die vergangene Zeit geprägt ist von Einschränkungen und Absagen, in Haag ist trotzdem viel passiert.

Allein die Einwohnerzahl von 6.778 Haagern zum Ende vergangenen Jahres zeigen: „Haag wächst.“ Und nicht nur die Bürger werden mehr. Zahlreiche Wohn- und Bauprojekte belegen, dass sich im Ort etwas tut. Als größte Maßnahmen nannte die Rathaus-Chefin die Erweiterung des Kindergartens „Arche Noah“ und die Sanierung der Schwimm- und Turnhalle.

Große Bauprojekte sind abgeschlossen – weitere stehen an

Die beiden neuen Krippengruppen „sind schon voll belegt“. Insgesamt 48 Krippen- und 190 Kindergartenkinder können jetzt im neugestalteten Garten toben.

Die Schwimm- und Turnhalle steht ebenfalls neu da, vom Altbestand „ist nur das Gerippe übriggeblieben“. Inzwischen springen die Schüler und Vereine schon wieder ins Wasser, die Bevölkerung muss allerdings noch ein bisschen warten. Derzeit gelte nämlich 2Gplus und „das kann der Bademeister nicht allein kontrollieren“, erklärte die Bürgermeisterin. Sie hoffe, dass bis Anfang April die Einschränkungen wegfallen und „wir das Bad noch bis Mai aufmachen können“, bevor die Freibad-Saison losgeht.

Zwar noch nicht fertig, aber schon ein gutes Stück weiter als bei der vergangenen Bürgerversammlung, ist inzwischen der Zehentstadel. Die Kombination aus Bücherei, Café und einer Möglichkeit für Kleinkunst, Film und Vorträge soll „ein kulturelles Zentrum in der Ortsmitte“ werden.

Für dieses Jahr stehen außerdem der Umbau des Grafenstocks, die Sanierung der Friedhofskapelle – „der Dauerbrenner im Gemeinderat“ – und die Spielplätze in der Agnesstraße und der Daimlerstraße im Investitionsprogramm.

Mittelfristig steht auch die Gestaltung der Ortsmitte auf dem Plan. Hier solle im ersten Schritt das ISEK überarbeitet werden und für die anschließenden Planungen stehe im Vordergrund: „Wie stellen sich die Bürger den Ortskern vor?“

 

„Haag wächst“ dank neuer Baugebiete

Und Bürger, die bei der Gestaltung der Ortsmitte mitreden können, werden es in Haag immer mehr. Schließlich sorgen neue Baugebiete wie nördlich der Fliederstraße oder in Oberndorf für weiteren Zuzug. Dank Ansiedlungsmodell, bei dem die Gemeinde etwa ein Drittel der Baugrundstücke vergibt, haben auch junge Familien Chance auf ein Eigenheim. Das Angebot wird auch gut genutzt, für die zehn Parzellen in Oberndorf gingen 60 Bewerbungen ein.

„Und wo gebaut wird, kommt Nachwuchs“, so die Bürgermeisterin, und dieser könne in Oberndorf die Großtagespflege „Landkinder“ nutzen, die eine Betreuung von Kindern unter drei Jahren bis zum Schulkindalter anbieten.

 

Unterwegs mit Auto, Radl oder Bus

Auch im ÖPNV tut sich was: Die Linie zwischen Haag und Mühldorf fährt inzwischen im Zweistundentakt. Noch offen sind eine bessere Verbindung nach München sowie landkreisübergreifende Verbindungen nach Dorfen und Rosenheim. Ebenso laufe eine Studie für einen MVV-Anschluss.

Flexibler unterwegs ist man mit dem Pilotprojekt mehrerer Kommunen im Landkreis, dem „mümo“. Damit solle nicht nur die E-Mobilität gefördert werden, sondern es gehe auch darum „Fahrzeuge zu teilen, statt dass sie ungenutzt rumstehen“. Oder man ist gleich mit dem Radl unterwegs, spätestens zum Stadtradeln von Freitag, 10., bis Donnerstag, 30. Juni. „Einige Gruppen haben für Haag bereits viele Kilometer erradelt und auf das Auto verzichtet“, freut sich die Rathaus-Chefin.

 

Kulturell ist wieder etwas geboten

Obwohl die Einschränkungen in den vergangenen Jahren viele Veranstaltungen unmöglich gemacht haben, konnte auch in Haag ein bisschen Kultur stattfinden. So gab es im Rahmen der „Kultur unterm Schlossturm“ eine Austropop-Night und Theater. Genauso fand die „Biennale Bavaria International“ statt. Dabei rückte durch eine Podiumsdiskussion und unterschiedliche Filme das Thema „Heimat“ in den Vordergrund.

Mit dem Ostermarkt „Frühlingserwachen“ am kommenden Wochenende, 2. und 3. April, und Konzerten, Theateraufführungen und Kabaretts ist auch heuer schon einiges am Schlosshof geplant.

 

Erste Geflüchtete sind angekommen

Zuletzt ging Bürgermeisterin Schätz noch auf die aktuelle Flüchtlings-Situation durch den Ukraine-Krieg ein. Die derzeitige Lage sei „sehr beängstigend, keiner weiß, wie es weiter- und ausgeht“. Geflüchtete können unter anderem im alten Schulhaus in Oberndorf unterkommen. Dort seien momentan elf Personen und heute kommen zehn weitere an. Auch haben viele Privatpersonen bereits Wohnraum zur Verfügung gestellt. Wer helfen möchte, kann sich über die Gruppe „Haag hilft“ austauschen.

 

Bürgeranfragen

Nicht in der Versammlung thematisiert war die Lerchenberger Straße, die den Gemeinderat sowie die Anwohner zwei Jahre lang beschäftigt hat. „Wie geht es weiter mit dem Baugebiet?“, wollte Wolfgang Axenböck aus Altdorf im Anschluss zum Vortrag wissen. Die Mitwirkenden der Planung seien laut Schätz im Gespräch, momentan sei das Projekt aber „auf Eis gelegt“.

Auch die Gestaltung der Ortsmitte war Thema der Bürgeranfragen. Christian Flamm stellte dazu den Antrag, die Lenkungsgruppe einzuberufen, um eine Möglichkeit zu finden, „wie man eine Bürgerbeteiligung am besten umsetzt“.

Ludwig Schletter (Foto, oben) thematisierte ein weiteres Bauprojekt: den Hofgarten. Hier habe er seit mehreren Jahren zahlreiche Anträge gestellt. „Unser Interesse ist es, den Hofgarten zeitgemäß und wirtschaftlich herzurichten und zu öffnen“, betonte er und kritisierte: „Wenn die Gemeinde das weiter blockiert, besteht keine Chance, dass wir ihn wieder aufmachen.“

Um das Zusammenkommen ging es auch in der Frage, ob dieses Jahr ein Herbstfest stattfinden kann. Die Planungen laufen, so die Bürgermeisterin, „wir schauen, was geht“. Mögliche Einschränkungen ließen sich nur in Zusammenarbeit mit den Wirten und dem Herbstfestverein umsetzen.

Auf Nachfrage zur Barrierefreiheit des Hallenbades erklärte sie, dieses sei barrierefrei erreichbar und werde künftig noch um einen Lift ergänzt, „um jemanden, der nicht selbstständig ins Wasser kann, reinzuheben“.

Gemeinderat Siegfried Maier (Foto, unten) wollte wissen, wann der Kommunal- und Jugendpfleger des Landratsamtes in Haag eingesetzt werden könne. Dieser solle Ansprechpartner für die Jugendlichen sein, ihre Bedürfnisse erfragen und beispielsweise im JuZ attraktive Angebote gestalten. Die erste Ausschreibung verlief laut Bürgermeisterin Schätz allerdings erfolglos. „Sozialpädagogen sind genauso dünn gesät wie Erzieherinnen und Pflegepersonal“, sie hoffe in den kommenden Monaten auf ein Ergebnis.

Auch zu Natur- und Energiethemen kamen Fragen aus der Bevölkerung. Anja Schloßhauer regte an, Patenschaften für die Grünflächen der Gemeinde anzubieten. „Es gibt genug Grünflächen, die gepflegt werden möchten.“ Dieses Vorhaben scheitere am Personal, sagte die Bürgermeisterin. Dieses müsste das Projekt betreuen und beratend zur Seite stehen und „es wird immer schwieriger, Leute dafür zu finden“. Die Idee stehe aber auf ihrer Liste.

Karl Köstler fragte außerdem, bezogen auf die Gasversorgung im Verlauf des Ukraine-Kriegs, nach einem flächendeckenden Wärmenetz. Dieses sei bereits in Planung, versicherte die Rathaus-Chefin. Das weitere Vorgehen sei noch abhängig von den Förderrichtlinien, die kommenden Wochen sollen Klarheit bringen. Langfristig sollen damit auch die großen Kommunalen Gebäude wie die Schulen, das Krankenhaus oder der Zehentstadel versorgt werden. „Einen zeitlichen Horizont gibt es aber noch nicht.“

Nachdem alle Fragen beantwortet waren, schloss Bürgermeisterin Schätz mit der Hoffnung, die nächste Bürgerversammlung wieder ohne Maske „und mit geselligem Beisammensein“ durchführen zu können.