Wölfe im Landkreis: Diskussion im Kreisverband der Grünen

Christian Hierneis und Gisela Sengl, beide Mitglieder der grünen Landtagsfraktion, diskutierten Mitte dieser Woche mit den Grünen im Kreisverband Rosenheim über das Konfliktthema „Wolf“. Kein einfaches Thema, denn im Landkreis Rosenheim wird zurzeit heftig über den Wolf gestritten. Und das, obwohl im vergangenen Jahr kaum einmal ein einzelner Wolf gesichtet werden konnte – zuletzt bei Brannenburg. Die Schäden der Landwirte und Almbauern durch den Wolf sind äußerst gering. Auch weisen Wolfsexperten immer wieder darauf hin, dass das stark zersiedelte Oberbayern, dessen Naturflächen stark von Straßen und Autobahnen durchschnitten werden, kaum ein attraktives Siedlungsgebiet für Wolfsrudel ist.

 

Ungeachtet dessen jedoch „heizen vor Ort Bauernverband im Schulterschluss mit der CSU seit Monaten die Stimmung an“, so die Grünen. Der Wolf müsse weg. Mit ihm seien hier weder unsere Almwirtschaft weiter möglich, noch Mensch und Kind sicher. Inzwischen sehen sich erste Gemeinde- und Kreisräte genötigt, Resolutionen für wolfsfreie Gemeinden und Landkreise zu unterstützen.

Der Naturschutzexperte Christian Hierneis, der für die Grünen im bayerischen Landtag sitzt, versuchte in Rosenheim gemeinsam mit seiner Kollegin, der landwirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen im Landtag, Gisela Sengl, die Debatte mit sachlichen Argumenten zu beruhigen.

Debatte mit Argumenten beruhigen

„Ich kann zwar verstehen, dass sich unsere Almbauern Sorgen machen“, so Sengl. Schafe, Kälber und Ziegen auf den oberbayrischen Almen sind für einen umherziehenden Wolf immer ein attraktives Futterangebot. Zäune und Herdenschutzhunde lohnten für die kleinen Herden auf den Bergwiesen nur selten. „Entsprechend ist ein Wolf für das Vieh dort eine große Bedrohung – es reicht schon wenn das Raubtier eine Herde in Panik versetzt.“

Tatsächlich stehen den im Jahr 2018 durch Wetter, Steinschlag oder Krankheit ums Leben gekommenen 117 Almtieren in Oberbayern nur 12 vom Wolf gerissene Tieren in ganz Bayern gegenüber.

„Ein wolfsfreier Landkreis oder eine wolfsfreie Gemeinde sind rechtlich nicht umsetzbare Forderungen“, machte Hierneis deutlich, Der Wolf sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der FFH-Richtlinie streng geschützt. Nur zur Abwendung ernster wirtschaftlicher Schäden dürften in Einzelfällen Wölfe getötet werden. Und auch das nur, wenn es dazu keine Alternativen wie Schutz durch Weidezäune oder Hütehunde gebe und mit dem Abschuss nicht der Erhalt der Population gefährdet werde. „An dieser Gesetzeslage ändere sich auch nichts, wenn – wie oftmals gefordert – der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird oder der Wolf den Anhang V der europäischen FFH-Richtlinie überführt wird.“

 

Mit dem Wolf leben

„Wir werden auch in Oberbayern lernen müssen, mit dem Wolf zu leben“, so der Naturschutzexperte. Die Grünen forderten deshalb konkret: Schutzmaßnahmen in ganz Bayern zu fördern und dabei die Behirtung von Weidetieren in die Förderung aufzunehmen, genauso wie den Unterhalt von Herdenschutzhunden und Zäunen. „Durchziehende Wölfe werde es immer geben, deshalb müssten die Schaf- und Ziegenherden besser geschützt werden und das solle der Staat in ganz Bayern zu 100 Prozent unterstützen.“, forderte Landwirtschaftsexpertin Gisela Seng: „Ich bin froh, dass sich im Koalitionsvertrag der Passus findet: ‚Wir werden durch eine Überarbeitung der Monitoringstandards die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe realitätsgetreu abbilden und wollen den Ländern europarechtskonform ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglichen.‘“

Hierneis rät angesichts der eher geringen Bedrohung durch den Wolf zu einer entspannten Debatte: „Nur vier der bundesweit 157 Wolfsrudel leben aktuell in Bayern – in Franken und im bayerischen Wald. In anderen Ländern geht man mit viel höheren Wolfspopulationen deutlich gelassener um.“

 

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