Mehr Raum für ein Lächeln: Diese berührenden Zeilen zur Adventszeit 2021 von Leserin Ulrike Rüd-Bschoch aus Forsting

Mehr Raum für ein Lächeln – unter dieser Überschrift hat uns Leserin Ulrike Rüd-Bschoch diese berührenden Zeilen zur Adventszeit 2021 geschickt. Wir sagen ein herzliches DANKESCHÖN dafür und verschenken hiermit die Zeilen an alle weiter …

So Vieles ist in den letzten zwei Jahren im Verhalten der Menschen untereinander, zueinander anders geworden.

Soziologen sprechen von der „Spaltung der Gesellschaft“, die Menschen werden eingeteilt in 

die Geimpften, Genesenen, Getesteten und in die meist geschmähten Ungeimpften …

Alles ist ernst, dramatisch, todernst – voller Emotionen.

Positiv wird zu negativ in jeder Hinsicht.

Aber eben reziprok im Sprachgebrauch. Zu Beginn konnte ich ja über die Verkehrung dieser Adjektive noch schmunzeln, aber mittlerweile hat sich die Verkehrung bedrückend auf die Psyche eines Großteils der Menschen ausgewirkt. Ein Schmunzeln kommt kaum noch in die Gesichter. Wie auch, denn die Fakten sind ja ernst.

Schmunzeln, Lächeln und ein herzhaftes Lachen sind fast Mangelware in Zeiten des „Pandemiegeschehens“ geworden und darüber habe ich mir heute ein paar Gedanken gemacht.

Lachen ist ja nicht nur ein bloßer Reflex, sondern Areale im Gehirn müssen schon dazu stimuliert werden – aber ein Lächeln in den Augen kann umgekehrt auch Stimulans sein.

Ein Beispiel:

Ich saß vor einigen Tagen, bepackt mit zwei großen Tüten im Zug, der ziemlich voll war. Da ich nicht wusste, wohin mit den großen Tüten, denn auf meinem Schoss hatte ich ja schon meine große Handtasche, stellte ich Beides auf den Nebensitz, vergewisserte mich, dass niemand diesen Platz in Anspruch nehmen wollte – ja und außerdem gilt ja das „Abstandsgebot“ …

An der nächsten Station setzte sich ein Herr mir gegenüber, dessen wache Augen interessiert meine gestapelten Tüten betrachteten, woraufhin ich diese etwas verlegen näher zu mir schob. Im gleichen Augenblick zwinkerte er mir mit amüsiertem Blick zu: Na, auf der Jagd? Ich daraufhin mit vorsichtigem Lächeln: Jaah und wie … !

Worauf sich eine Reihe von sympathischen Fältchen um seine Augen bildeten: Sind Sie denn jetzt zufriedengestellt? Ich schaute ihn nachdenklich an und ergänzte: Für heute ja. Woraufhin er zurückgab: Und morgen?

Da begannen doch meine Lachmuskeln zu zucken  und ich erwiderte etwas vergnügter zurück: Da freu ich mich dann über den heutigen Tag … Und er schloss schlagfertig ab: Das nennt man Nachhaltigkeit.

Und mit beidseitigem Schmunzeln über der FFP2-Grenze verabschiedeten wir uns, denn wir waren an der Endstation angekommen.

Was für eine nette Begegnung.

So harmlos und dennoch ließ sie mich für einige Zeit die Probleme der Pandemie und deren Auswirkungen vergessen.

Natürlich passiert so eine Begegnung nicht täglich, aber es ist ein kleines Lächeln, das etwas bewirken kann.

Und das tut gut.

Ulrike Rüd-Bschoch