Präsident der Intensivmediziner appelliert zu mehr Vorsicht auch mit Blick auf Geimpfte - Sondersitzung heute zur 2G-Regelung im Handel

Nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen zur Eindämmung der Corona-Pandemie (wir berichteten) sind Forderungen nach noch schärferen Maßnahmen laut geworden. So plädierte etwa der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, für stärkere Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte. Über die neue Virusvariante Omikron wisse man einfach noch nicht genug. Man könne nicht ausschließen, dass die Impfstoffe vermindert wirken würden. Deswegen sei zwingend notwendig, besonders vorsichtig zu sein, so Marx wie er am heutigen Morgen im Bayerischen Rundfunk zitiert wird.

Mittlerweile ist die Variante bereits mit Fällen in zahlreichen Ländern aufgetaucht. Nach der Entdeckung von zwei Omikron-Fällen in einer Schule in Genf / Schweiz sind gestern dort zum Beispiel rund 2.000 Menschen, darunter 1.600 Kinder, unter Quarantäne gestellt worden. Es sei unerlässlich, die Verbreitung der Variante im Land so schnell wie möglich zu bremsen, begründeten die Gesundheitsbehörden dort die drastische Maßnahme.

Auch Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt hält die Beschlüsse der gestrigen Ministerpräsidentenkonferenz in Deutschland für unzureichend – ebenso führende Virologen und Epidemiologen. Diese kritisieren die von Bund und Ländern beschlossenen Kontaktbeschränkungen nur für Ungeimpfte. Es sei ein Fehler, Kontaktbeschränkungen für Geimpfte auszuschließen, sagt Virologe und Stiko-Mitglied Klaus Überla, heißt es heute im BR.

Inzwischen würden fast die Hälfte der symptomatischen Infektionen bundesweit bei Geimpften auftreten. Auch die Geimpften würden eine beträchtliche Rolle bei der Ausbreitung des Virus spielen, warnte der Virologe.

Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie kritisiert ebenfalls die mangelnde Überprüfbarkeit von Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich: Es wäre besser gewesen, Kontaktbeschränkungen für alle zu verhängen, wird er zitiert.

Auch Stimmen aus dem Einzelhandel kritisieren die 2G-Regel mit dem Ausschluss der Ungeimpften: Mit FFP2-Maske und Abstand / einer nun ohnehin begrenzten Zahl an Kundschaft habe man gute Hygiene-Konzepte, man sei kein Pandemie-Treiber und werde von der Politik missbraucht.

Städte und Gemeinden bezweifeln wiederum insbesondere, dass die von der Politik angestrebte Zahl von 30 Millionen Corona-Impfungen bis Weihnachten – gestern wie berichtet mehrfach noch einmal betont von der Politik um den künftigen Kanzler Olaf Scholz – überhaupt zu schaffen sei.

Tag zwei am heutigen Freitag mit einer Inzidenz unter der 1000 im Landkreis: Wieder leicht gestiegene 957,1 Fälle meldet das RKI am Morgen. Und wieder zwei weitere Corona-Todesfälle über Nacht. 548 Verstorbene hat die Pandemie nun im Kreisgebiet gefordert.

Von nun 63 Betten der Intensivstationen aller Kliniken des Landkreises sind aktuell 59 Betten belegt – insgesamt im Kreisgebiet sind heute Morgen 21 Patienten dort Corona-Patienten mit einem schweren Verlauf.

Für die Stadt Rosenheim wird am dritten Tag in Folge eine Inzidenz unter 1000 gemeldet – eine heute wieder leicht gestiegene Fallzahl von 783,1 Fällen.

Die bayerische Staatsregierung will am heutigen Freitag in einer Sondersitzung die 2G-Regelung für den Handel beschließen – und auch ab wann sie gelten wird. Ministerpräsident Markus Söder hatte gestern in München angekündigt, Bayern werde den entsprechenden Beschluss von Bund und Ländern umsetzen. 

Quellen RKI / Divi / BR