Koordinierungsbüro Gesundheit: Ab dem Frühjahr neue Anlaufstelle im Landkreis Rosenheim

Für Menschen in komplexen Lebens- und Versorgungssituationen wird es voraussichtlich ab Frühjahr 2022 im Landkreis Rosenheim eine neue Anlaufstelle geben: Das „Koordinierungsbüro Gesundheit“. Der Landkreis ist neben Bad Kissingen eine von zwei Modellregionen in Bayern. Die Auftaktveranstaltung dafür fand am 29. November 2020 online statt. Initiator des Projektes ist Elmar Stegmeier, Versorgungs-Experte aus Aschau im Chiemgau und Geschäftsführer der Koordinierungsgesellschaft Gesundheit.

 

Der Sprecher des Ausschusses für Gesundheit im Bayerischen Landtag, Bernhard Seidenath, bezeichnete das Projekt als einen „Durchbruch für das Gesundheitswesen, welches komplex ist und in dem man sich leicht verlieren kann.“ Der stellvertretende Landrat Josef Huber aus Babensham sagte: „Das Projekt wird vielen unsere Bürger immense Vorteile bringen. Denn, was hilft es, wenn die Möglichkeiten da sind, aber mangels Unwissenheit Angebote nicht so genutzt werden, wie sie genutzt werden könnten.“ Er sei stolz, dass der Landkreis Rosenheim hier Modellregion ist, so Huber.

 

Im Zentrum des Projektes stehen Menschen, die in ihrer individuellen Situation massiv überlastet sind. Oft gibt es mehrere Gründe für eine anfängliche Belastung, wie Mehrfacherkrankungen, chronische Erkrankungen, stark eingeschränkte Mobilität, die Hilflosigkeit Alleinstehender oder auch finanzielle Schieflagen. Kann der Mensch diese geballten Belastungen nicht mehr alleine oder mit Unterstützung seiner Angehörigen und Freunde bewältigen, führt dies zu einer Überlastung mit einschneidenden Folgen für den Betroffenen, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft.

 

In dieser Situation benötigen Mensch Unterstützung und Hilfe. Ausgangspunkt dafür ist immer die Hausärztin oder der Hausarzt. Dieser kennt sowohl die medizinische Situation als auch das Umfeld des Patienten. Daher setzt das Projekt Koordinierungsbüro Gesundheit an dieser Stelle an. Über einen genau definierten Prozess kann der Hausarzt erkennen, ob es sich um einen Patienten in einer schwerwiegenden Situation handelt, der die Unterstützung des Koordinierungsbüros benötigt. Um möglichst alle Probleme schnell und gezielt erkennen zu können, füllt der Patient einen kurzen Fragebogen aus.

 

Nun kommt der zweite Projektpartner, das Allgemeinmedizinische Institut des Universitätsklinikum Erlangen ins Spiel. Das Institut hat den Fragebogen auf Basis einer Systematik der Weltgesundheitsorganisation entwickelt. Damit können sowohl der Hausarzt als auch das Koordinierungsbüro schnell erkennen, wo die Bedarfe des Patienten im Leben liegen.

 

Im Koordinierungsbüro werden alle Bedarfe und die Versorgungssituation besprochen. Zusammen mit dem Patienten wird ein spezieller Hilfeplan erarbeitet. Darauf findet der Patient alle Unterstützungs- und Hilfsangebote sowie die Leistungserbringer in Stadt und Landkreis Rosenheim und die Kontaktmöglichkeiten. Der Patient entscheidet selbst und frei, welche er wahrnehmen möchte. Das Koordinierungsbüro monitort die Umsetzung des Koordinierungsplans und unterstützt den Patienten beim Erreichen seiner Ziele. Für den Patienten ist das Angebot kostenfrei.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die fortlaufenden Rückmeldungen zur Situation des Patienten an den Hausarzt, der diese in seine Behandlungs- und Therapieplanung einfließen lassen kann. Die Arztpraxis wird durch die Leistung des Koordinierungsbüros Gesundheit unterstützt und entlastet, denn Koordination und Recherche von Angeboten und Leistungen neben der eigentlichen ärztlichen Tätigkeit sind sehr zeitaufwendig.

 

Damit all diese Koordinierungsprozesse machbar sind, wurde eine Plattform geschaffen, welche die beteiligten Patienten, Ärzte und Mitarbeitenden des Koordinierungsbüros Gesundheit miteinander vernetzt. Entwickelt wurde diese digitale Plattform vom dritten Projektpartner, dem Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen. Über die Plattform können Informationen zwischen den Akteuren ausgetauscht und wichtige Unterlagen eingesehen werden.

 

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert und hat zunächst eine Laufzeit von zwei Jahren. In einem nächsten Schritt sollen nun interessierte Hausärzte für die Teilnahme an dem Modell-Projekt gewonnen werden. Parallel dazu werden von den Mitarbeitern des Koordinierungsbüros Gesundheit aktuell alle verfügbaren Beratungs-, Hilfs- und Versorgungsangebote in der Region erhoben.

 

Weitere Informationen erhalten Interessierte über das Koordinierungsbüro unter: koordinierungsbuero@web.de.

 

Foto (von links): Simon Frank, Bürgermeister der Gemeinde Aschau, Projektinitiator Elmar Stegmeier und Ehefrau Dr. Maria Stegmeier.