Kinderschutzbund setzt sich zum Weltkindertag am 20. September für Grundsicherung ein

Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt laut einer aktuellen Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Armut. Und das Paradoxe daran ist, dass zwar immer weniger Eltern Hartz IV-Leistungen beziehen, andererseits aber die Einkommensarmut überdurchschnittlich zunimmt. „Unter dem Motto „Kinder haben Armut nicht gewählt“ lenkt der Deutsche Kinderschutzbund den Blick vor der Bundestagswahl auf dieses wichtige Thema. In der Region nimmt der Kinderschutzbund Rosenheim den Weltkindertag am 20. September zum Anlass, um dieses brisante Thema anzusprechen,“ so Marianne Guggenbichler, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Rosenheim.

Hat eine Familie mit einem Kind unter 14 Jahren weniger als 1.406 Euro netto monatlich zur Verfügung – und zwar inklusive aller Sozialleistungen -, so gilt sie als armutsgefährdet. In Bayern stieg die Quote der Kinderarmut im Vergleich der Jahre 2010 und 2019/2020 um 1,5 Prozentpunkte, während die ausgezahlten Leistungen der Grundsicherung im gleichen Zeitraum sanken. Auch für die Region lässt sich dieser Trend verfolgen, so sank sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Rosenheim die Zahl der Kinder, die Grundsicherung erhielten, so dass laut Bertelsmann Stiftung in der Stadt Rosenheim immer noch jedes zehnte Kind von Grundsicherung lebt. Und durch die Pandemie verschärfen sich die Probleme dieser Familien noch überproportional.

Sichtbar wird diese Armut nach außen häufig nicht, doch für die Kinder bedeutet sie eine massive Einschränkung ihrer Entwicklung, ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens. Nicht nur ihre Ernährung ist meistens deutlich schlechter, so dass sie häufiger krank werden. Auch die Unterstützung bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen ist oft nicht gegeben. Schon sehr früh lernen diese Kinder, dass sie nicht mithalten können. Und dabei geht es nicht um das neueste iPhone, die Markenkleidung oder den tollen Urlaub: das fängt schon damit an, dass sie keine Freunde zum Kindergeburtstag einladen können, kein Instrument lernen dürfen, nicht mit allen anderen ins Kino oder zum Eis essen gehen können. Nach wie vor trifft es Alleinerziehende und kinderreiche Familien häufiger und besonders hart, so der Paritätische.

Die bisherigen sozialen Sicherungssysteme reichen also nicht aus. Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich daher mit über 20 anderen renommierten Organisationen im Bündnis Kindergrundsicherung für die Einführung einer bedarfsgerechten, einkommensabhängigen Kindergrundsicherung ein. Diese soll als eigenständige Leistung für jedes Kind einfach, unbürokratisch und sozial gerecht sein und bündelt die vielen unterschiedlichen Leistungen für Kinder in einer einzigen Leistung. „Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage sehen 94 Prozent der Befragten die Bekämpfung von Kinderarmut als wichtig an und 76 Prozent der Wahlberechtigten sind dafür, eine Kindergrundsicherung einzuführen. Die priorisierte Bekämpfung von Kinderarmut und damit die Kindergrundsicherung gehören somit in den nächsten Koalitionsvertrag,“ so Anna-Maria Ehrlicher, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Rosenheim. „Gerade zum Weltkindertag rufen wir die Politik über alle Parteigrenzen hinweg auf, sich gemeinsam gegen Kinderarmut einzusetzen.“ Weitere Informationen unter www.kinderarmut-hat-folgen.de.