Rosenheim verschärft ab morgen: 3G auch unter freiem Himmel - Hauptursache der Ansteckungen: Die Reiserückkehrer

Die Corona-Infektionszahlen sind stark angestiegen – in seinem aktuellen Wochenbericht bilanziert das am heutigen Freitagnachmittag das Landratsamt in seiner Pressemitteilung. Wie berichtet, liegt die Inzidenz der Stadt Rosenheim jetzt über der 200, der Landkreis über der 80.

Dem Gesundheitsamt Rosenheim wurden täglich zwischen 23 und 97 neue Fälle (insgesamt 343 Neumeldungen, Vorwoche: 215) gemeldet. Das bedeutet eine Zunahme der Fallzahlen um mehr als die Hälfte …

Zum Glück gab es in dieser Woche keine weiteren Corona-Todesfälle zu beklagen.

33 Corona-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär in Kliniken behandelt. Hiervon befinden sich zehn Patienten – ein Patient mehr als vor einer Woche – mit schweren Verläufen auf Intensiv.  

Im Vergleich zur vergangenen Woche gab es unter anderem insgesamt gesehen 20 neue Delta-Fälle, so die Behörde.

Für die Stadt Rosenheim tritt am morgigen Samstag eine neue Allgemeinverfügung in Kraft: Darin werden die allgemeinen Kontaktbeschränkungen weiter beschränkt und die „3G“-Regelungen bei der Nutzung weiterer Einrichtungen und Veranstaltungen (zum Beispiel beim Besuch der Gastronomie oder kultureller Veranstaltungen auch unter freiem Himmel) ausgeweitet!

Zum größten Teil seien Ungeimpfte bei den neuen Fällen betroffen, so die Behörde heute.

Drei Viertel der positiv Getesteten liegen im Altersbereich zwischen 18 und 59 Jahren.

Die bekannten Hauptursachen der Ansteckungen seien die Reiserückkehrer und Übertragungen im familiären Umfeld.

Die Bettenbelegung in den Kliniken in Stadt und Landkreis lag in den letzten Tagen täglich zwischen 21 bis 33 Patienten auf Normalstation und neun bis zehn auf Intensivstationen. Insgesamt sei eine geringe Zunahme der Bettenbelegung zu verzeichnen. Insgesamt sei die Situation aber als moderat zu bezeichnen.

Die Zahl der täglichen Meldungen von stationären Neuaufnahmen bewege sich auf Normalstation zwischen 0 und vier Corona-Patienten.

Das Gesundheitsamt kann weiterhin die positiv Gemeldeten tagesaktuell telefonisch und schriftlich über ihre Infektion informieren und die erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen anordnen.

Die Kontaktpersonen-Nachverfolgung stoße zunehmend an ihre Grenzen. Zur kurzfristigen Aushilfe wird zunächst der zeitliche Umfang des Einsatzes bei den sogenannten Springern wieder aufgestockt, um hier kurzfristig kompensieren zu können. Zudem läuft derzeit unter Hochdruck ein Einstellungsverfahren für neue Kräfte.

Bewertung des aktuellen Infektionsgeschehens von Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim:

„Wir befinden uns in der Region mitten in einer vierten Welle mit einem seit Anfang August exponentiellen Anstieg der Fallzahlen.

Die 7-Tage-Inzidenz ist in der Stadt Rosenheim binnen drei Wochen vom einstelligen Bereich auf über 200 angestiegen.

Diese Welle wird vornehmlich eine Welle der bislang Ungeschützten sein, also der Personen, die nicht geimpft sind oder die Infektion nicht bereits durchgemacht haben. Derzeit ist die Lage in den Kliniken in Stadt und Landkreis gottlob noch moderat. Ich schätze aber die 7-Tage-Inzidenz als wichtigen Vorhersagewert. Es ist davon auszugehen, dass mit circa zweiwöchiger Verspätung sich die Infektionslage auch in den Kliniken auswirken wird.

Die Durchimpfungsrate in Stadt und Landkreis ist bei weitem zu gering, als dass ein durchgreifender Effekt der Herdenimmunität auf die Entwicklung der Fallzahlen und der Belegung der stationären Betten zu erwarten wäre.

Da die vulnerablen Gruppen zu einem großen Teil geschützt sind, rechnen wir aber derzeit nicht mit einem so deutlichen Anstieg der schweren Fälle mit stationärer Behandlungsnotwendigkeit wie in den vorherigen Wellen.

Wir dürfen uns aber nicht täuschen lassen, auch jüngere Altersgruppen können schwer und sogar lebensbedrohlich erkranken, so dass sie intensiv- und behandlungspflichtig werden. Egal, ob die Patienten einen schweren oder leichten Krankheitsverlauf durchlaufen haben: An COVID-19 Erkrankte können auch noch lange Zeit nach ihrer Akutbehandlung an körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen leiden.

Betroffen sind dabei Menschen aller Altersgruppen – Kinder und Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen. Das Bayerische Gesundheitsministerium berichtet über aktuelle Studien, die schätzen, dass circa zehn Prozent der Corona-Patienten vom Long-COVID-Syndrom betroffen sind.“

Grund für den fulminanten Anstieg des Infektionsgeschehens sind vor allem zahlreiche Reiserückkehrer, die sich im Ausland angesteckt und das Virus im Reisegepäck nach Hause mitgebracht haben. Auffällig ist, dass es sich – vor allem in der Stadt – bei den Reisezielen um Länder Südosteuropas wie Kroatien, Kosovo, Albanien, Nordmazedonien und Serbien handelt.

Hier fanden zum Teil Familienbesuche statt. Aber auch in anderen Reiseländern, wie Türkei, Italien und Österreich, kam es zu Ansteckungen. Auffallend ist zudem, dass aufgrund der hohen Übertragbarkeit der Delta-Variante ein Indexfall in der Regel viele weitere Familienmitglieder ansteckt.

Ich appelliere daher eindringlich an alle, die noch ihren Urlaub noch vor sich haben:

Egal, wohin Sie auch gehen, das Virus ist bereits am Urlaubsort da.

Unachtsamkeit, Leichtsinn und das bewusste Ignorieren der Hygiene- und Abstandsregeln führen unweigerlich dazu, dass Sie sich und nachfolgend Ihre Familie anstecken werden.“

Und noch einen zweiten Appell richtet Dr. Hierl an die Urlauber:

„Wir beobachten bei vielen Reiserückkehrern, dass zwar das Ergebnis der verpflichtenden Testung bei Einreise in Deutschland noch negativ ist, in den Folgetagen sich aber Erkältungssymptome entwickeln, die sich nach einer nochmaligen Testung als Infektion entpuppen.

Zwar ist es in den vom Robert Koch-Institut definierten Hochrisikoländern nach der Coronavirus-Einreiseverordnung Pflicht, sich nach fünf Tagen noch einmal testen zu lassen, um die Quarantäne abkürzen zu können.

Dies ist aber für viele andere Urlaubsländer, die eben keine Hochrisikogebiete sind, nicht Pflicht.

Ich lege Ihnen daher ans Herz, wenn sie aus dem Urlaub zurückkehren, lassen Sie eine zweite Testung – am besten mittels PCR-Diagnostik – nach etwa fünf bis sieben Tagen durchführen. Unbedingt ist eine Testung erforderlich, wenn Sie Erkältungssymptome entwickeln. Nur durch konsequentes Testen kann eine importierte Infektion weitgehend ausgeschlossen werden.

Mein Mantra ist und bleibt: Unsere einzigen Waffen zur Infektionsprävention sind die bekannten AHA-L-Regeln, das sind das Abstandsgebot von mindestens 1,5 Metern, die Hygienemaßnahmen mit Husten- und Niesregeln, regelmäßiges Händewaschen, die konsequente Verwendung von Alltagsmasken, vor allem in Innenräumen oder wenn ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen nicht sicher eingehalten werden kann, und regelmäßiges Lüften. Klar ist, das gilt auch im Urlaub.“

Infektionsquellen:

Soweit Infektionsursachen ermittelt werden konnten, ereigneten sich Infektionsübertragungen überwiegend bei Reiserückkehrern (45 Prozent) und im privaten Umfeld, das 44 Prozent ausmachte. Weitere Infektionsquellen waren Freizeitbetätigungen (6 Prozent), Arbeitsplatz (3 Prozent) und medizinische Einrichtungen/Heime mit einem Prozent.

Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass seit langem kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten. So wurden dem Gesundheitsamt seit dem letzten Wochenbericht fünf Fälle von positiv getesteten Mitarbeitern in vier Heimen gemeldet. „Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen. Es besteht aber weiterhin Bedarf, Mitarbeiter zu motivieren, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen“, so Hierl.

Die Fälle wurden überwiegend entdeckt aufgrund des Auftretens von Symptomen (58 Prozent), im Rahmen der Kontaktpersonen-Nachverfolgung (21 Prozent), bei Reihentestungen (acht Prozent) und aufgrund der Einreise aus einem Risikogebiet (sechs Prozent).

Impfungen:

Insgesamt sind bis gestern in Stadt und Landkreis Rosenheim 198.519 Schutzimpfungen gegen COVID-19 erfolgt, überwiegend in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum auf der Loretowiese. 102.636 davon waren Erstimpfungen, 95.883 Zweitimpfungen. Insgesamt 11.200 dieser Impfungen wurden vor allem in stationären Einrichtungen in Stadt und Landkreis verabreicht.

Bis einschließlich gestern haben zudem niedergelassene Ärzte insgesamt 142.465 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt. Die Arztpraxen handeln unabhängig vom Impfzentrum Rosenheim.

Die dezentralen Sonderimpfaktionen für alle ab zwölf Jahren werden weiterhin gut angenommen, heißt es aus dem Amt.

Es sind weitere Impftage in verschiedenen Gemeinden geplant.

Ort und Zeit der Sonderimpfaktionen können unter https://www.landkreis-rosenheim.de/impfzentrum-loretowiese/?findTab=#impfzentrum-loretowiese-sonderimpftage eingesehen werden.

Dabei werden jeweils die Impfstoffe von Biontech/ Pfizer und Johnson & Johnson zu Verfügung stehen, eine Terminvereinbarung vorab ist nicht notwendig.

Um die Abwicklung zu beschleunigen und die Wartezeiten für andere Personen so gering wie möglich zu halten, wird um vorherige Registrierung unter https://impfzentren.bayern gebeten. Zudem soll der Personalausweis und (soweit vorhanden) der Impfpass mitgebracht werden.

Bei den jeweils zweiten Sonderimpftagen nach etwa drei Wochen muss für die Zweitimpfung die Dokumentation der Erstimpfung mit dem QR-Code mitgebracht werden. Denn darin enthalten sind wichtige Informationen, die beim zweiten Impftermin eingelesen werden. Weitere Erstimpfungen sind an diesen Tagen in begrenztem Umfang möglich.

Seit dem 7. Juni ist bundesweit die Priorisierung der Impfwilligen für die Arztpraxen und seit dem 01.07.2021 auch in den bayerischen Impfzentren aufgehoben. Derzeit steht ausreichend Impfstoff für alle Impfwilligen ab 12 Jahren zur Verfügung. Das heißt, jeder impfwillige Bürger ab 12 Jahren, erhält direkt nach der Registrierung die Möglichkeit zur Vereinbarung eines Impftermins im Impfzentrum. Auf diesem Weg ist eine Impfung mit einem überschaubaren zeitlichen Aufwand möglich. Weiterhin dürfen sich alle Bürger für die Impfung gegen COVID-19 unter https://impfzentren.bayern registrieren, ausnahmsweise auch telefonisch unter der Rufnummer 08031/ 365 8899.

Bei Impfungen durch niedergelassene Ärzte oder im Betrieb wird um zeitnahe Löschung des Accounts im Registrierungsportal gebeten.

Alle Bürger, welche im Impfzentrum geimpft worden sind und deren Account in „BayIMCO“ noch besteht, können den QR-Code für ihren digitalen Impfnachweis aus dem Portal herunterladen. Außerdem erhält man den Code weiterhin in teilnehmenden Apotheken (www.mein-apothekenmanager.de).

Weitere Informationen zur Impfung im Impfzentrum enthält das Merkblatt auf der Homepage des Landkreises unter dem Punkt „Fragen und Antworten“.

Auftretende Nebenwirkungen (unerwünschte Wirkungen von Impfstoffen) nimmt das Paul-Ehrlich-Institut über die App „SafeVac 2.0“ und unter https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html entgegen.

Die Zahlen steigen – hier der Blick auf die Gemeinden: